Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

„Messe im Gregorianischen Ritus künftig in allen Pfarreien“

Ein erster Kommentar zum Bericht von Damian Thompson über die Pressekonferenz von Dario Cardinal Hoyos in London

15. 6. 2008

Damian Thompson

Zunächst einige Worte zu Damian Thompson. Thompson ist als Autor einer der glühendsten Vorkämpfer der alten Messe in England, er ist ein Polemiker, der sicher nicht beleidigt ist, wenn man ihm unterstellt, „Viel Feinde, viel' Ehr“ zum Motto zu haben - aber er ist auch ein journalistischer Profi. Er mag in der Begeisterung über die Ausführung des Kardinals den einen oder anderen Unterton überhört haben, der sicher auch die Probleme des angekündigten Kurses berücksichtigte – in dem, was er als Außerungen des Kardinals berichtet, ist er zweifellos zuverlässig.

Tatsächlich hat Thompson seinen Bericht im Laufe des Samstag-Nachmittag ja auch um einen entsprechenden Abschnitt ergänzt, den wir hier noch einmal wiederholen:

Zitat: Die volle Umsetzung dieser Änderungen werde einige Jahre beanspruchen, fügte der Kardinal hinzu, so wie auch das Zweite Vatikanische Konzil lange Zeit zu seiner Umsetzung benötigt habe. Er unterstrich, daß die allgemeine Wiedereinführung der alten Messe keinen Widerspruch zu den Lehren des Konzils bedeute.“

Nichts anderes ist realistischerweise zu erwarten. Woher sollen allein die Priester kommen, die die alte Liturgie, die wir vielleicht wirklich besser den "Gregorianischen Ritus" nennen sollten, feiern können? Und die ihn dann auch tatsächlich feiern - der Papst kann nicht neben jeden Kirchturm einen Aufpasser stellen, der die vielfach im Ungehorsam eingewurzelten Priester und Bischöfe zur Erfüllung ihrer Pflichten anhält. Es wird schwer genug fallen, in den Seminaren die Lateinausbildung durchzusetzen, die nötig ist, damit künftige Priester die Liturgie des. Hl. Gregor würdig feiern können - die Lateinausbildung, die in den meisten Diözesen der Welt mit vollem Willen und gegen das Recht der Kirche total vernachlässigt worden ist.

Es wird Jahre und Jahrzehnte dauern, bis die Katholiken wieder überall auch nur eine Chance haben, ohne abschreckende Abgrenzungen das Herzstück ihrer Tradition und ihrer Glaubenspraxis kennenzulernen. Aber der Wille dieses Papstes, daß sie diese Chance haben sollen, ist eindeutig. Wir können gespannt sein, welche Mittel er einsetzen wird, um diesen Willen längerfristig zur Geltung zu bringen.

Im Übrigen sagt der Kardinal das, was er jetzt in London mit so starken Worten ausgedrückt hat, ja nicht zum ersten Mal: Dem Inhalt nach hat er genau das bereits in seinem Vorwort zur Lehr-CD der Petrusbruderschaft gesagt. Und er sagt es zweifellos nicht nur für sich, sondern mit Zustimmung und im Auftrag des Papstes. Wir können gespannt sein, ob Rom den bevorstehenden Jahrestag des Motu Proprio zum Anlass nimmt, diesen deutlich erkennbaren Willen noch einmal in verbindlicherer Form zu formulieren.

In einer Leserzuschrift an WDTPRS hat Thompson inzwischen noch einige Details zur Pressekonferenz nachgeliefert – hier unsere Übersetzung:

Zitat: Es haben vier Journalisten an der Pressekonferenz teilgenommen: Anna Arco vom Herald, ein katholischer Kollege von Reuters, Elena Curte von "The Tablet" und ich vom Telegraph. Ich war skeptisch, daß sich der Kardinal tatsächlich die Feier des „Gregorianischen Ritus“ (wie er sich ausdrückte) "in vielen katholischen Gemeinden" vorstellen könne, und mir fiel der Unterkiefer herab und mein Herz machte einen Sprung, als er sagte: „Nicht in vielen - in allen“. Zweimal. Elena wurde nervös und fing an, von Rückschritten zu sprechen und sagte dann etwas in der Art wie „Aber nun sind wir Laien Priester, Könige und Propheten“. An dieser Stelle sagte ich dem Kardinal, daß ich mich von ihren Anmerkungen distanziere und daß junge Leute zunehmend erfreut über die Möglichkeit wären, die alte Messe kennenzulernen, und daß sie seine Anstrengungen sehr zu schätzen wüßten.

Als wir gingen, küßten drei von uns vier Journalisten den Ring des Kardinals - Sie können raten, wer es nicht tat – aber ich denke, sie ist ja schon Priester, König und Prophet und weiß ich was.“

Anna Arco haben wir hier bereits einmal zitiert und werden das gerne wieder tun; Reuters werden wir ebenfalls im Auge behalten. Und „The Tablet“, soweit im Web verfügbar, natürlich auch. Der Samstag-Nachmittag, an dem Kardinal Hoyos gesprochen hat, ist allerdings ein schlechter Termin für Pressekonferenzen. Die Sonntagszeitungen sind bereits gedruckt, und für die Monatgsausgabe drängen sich schon wieder andere Themen in den Vordergrund - selbst im Internet. Trotzdem sind wir zuversichtlich, daß die Ausführungen des Kardinals ihr Echo nicht nur in der Blogosphäre finden werden.

Der Papst und der Vorsitzende seiner zuständigen Kommission haben deutlich gemacht, daß sie es nicht länger dulden wollen, daß verirrte Oberhirten und kopflose Pastoren das Volk Gottes von den Weiden seiner Tradition fernhalten. Nun sind auch die „mündigen Christen“, von denen in den letzten Jahrzehnten so viel die Rede war, und die selten zuvor so mißachtet und betrogen worden sind wie in dieser Zeit, ihren Teil zur Wiedergewinnung der katholischen Identität und des unverkürzten katholischen Glaubens beitragen.