Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Die Reformen der Karwoche von 1955 und 1969

Wie lange dauert eigentlich Ostern?

Fr John Hunwicke

15. 4. 2009

Übersetzung des Artikels „Clausum Paschae“ von Fr. Hunwicke in seinem Blog vom 14. April.

Fr John Hunwicke

Soweit ich weiß, bildet der Samstag dieser Woche, der Osterwoche, nach den alten Gelasianischen und Gregorianischen Sakramentarien den Abschluß von Ostern. Die Gregorianische Kollekte dieses Tages spricht davon, daß wir die österlichen Feiern begangen haben, und das Gelasianum zählt die folgenden Sonntage als „nach dem Abschluß von Ostern“.

Die nachkonziliare Liturgiereform legte großen Wert darauf, zu betonen, daß Ostern 50 Tage lang dauert und einen einzigen großen Festtag darstellt. Sie benannte die Sonntage von „Sonntage nach Ostern“ in „Sonntage von Ostern“ um und schob die alten Kollekten für die Sonntage nach Ostern auf Sonn- und Werktage der Zeit im Jahreskreis. Als Ersatz stellte sie einen im wesentlichen neu geschriebenen Satz von Kollekten zusammen. Und um alles ganz deutlich zu machen, wurde die alte Kollekte vom Samstag nach Ostern auf den Samstag vor Pfingsten verschoben.

Die Liturgiekommission der Kirche von England, stets begierig, auf jeden Zug der Zeit aufzuspringen, ging sogar noch etwas weiter: Sie dehnte auch die Erweiterung des Ite Missa est durch das Alleluja, die selbst Bugnini nur für die Osteroktav vorgesehen hatte, auf die ganzen 50 Tage aus. Dazu kamen im neuen „Common Worship“ einige weitere Variationen der Liturgie, die den einheitlichen Charakter der 50 Tage unterstreichen sollten.

Ich frage mich, wieweit diese neue Sicht der österlichen Zeit in der Tradition der Väter im Osten und im Westen, begründbar ist. Allem Anschein nach hat die Reform der 70er Jahre einen neuen Unterschied zwischen Ost und im West herbeigeführt: Durch die Einebnung der Osterzeit verloren wir die in der gesamten Ökumene und gemeinsam mit dem Osten geübte Praxis, den einzigartigen Charakter dieser ganz besonderen Woche durch eine Reihe besonderer liturgischer Züge hervorzuheben. Die Byzantiner sprechen voller Freude von der ‚Glänzenden Woche‘ (Bright Week) – ich widerstehe der Versuchung, all die Informationen zu wiederholen, die Wikipedia unter diesem Stichwort anbietet – und sie gestalten die Gottesdienste in dieser Woche in einer Weise, die sich völlig von denen jeder anderen Woche des Jahres unterscheidet.

Ein westliches Gegenstück zu dieser „Verfremdung“ der Osterwoche war der traditionelle Verzicht auf die Hymnen des Breviers, an deren Stelle wir lediglich das Haec dies zu singen pflegten. Wenn man bedenkt, wie begeistert Bugnini ansonsten viele Teile des römischen Ritus „veröstlichte“, erscheint es schon merkwürdig, daß er an dieser Stelle den Westen aus einer bis dahin den „zwei Lungen“ der Kirche gemeinsamen Tradition herauslöste.

Diese Sache hat noch einen weitergehenden ökumenischen Aspekt. Der hl. Paulus geht davon aus, daß seine großenteils aus dem Heidentum stammende Gemeinde von Korinth mit dem jüdischen Brauch eines siebentägigen Osterfestes mit ungesäuertem Brot vertraut ist (Exodus 12, Deuteronominum 16, I. Korinther 5). Das läßt vermuten, daß die Paschalia festa, also die Tage von Ostersonntag bis zum Samstag nach Ostern, nicht nur der Übung der Apostel entsprechen, sondern zu den Gemeinsamkeiten aus unvordenklicher Zeit gehören, die das alte Israel mit dem neuen verbinden. Das läßt die nachkonziliaren Veränderungen noch abenteuerlicher und unverantwortlicher erscheinen.

Ein letzter Punkt. Wie im Judentum und im Brauch der Byzantiner ging diese besondere Woche vor Bugnini auch im Westen bis zum Samstag. Dann endeten die Allelujas bei der Entlassung und die Sonderformen des Communicantes und des Hanc igitur. Aber nun behalten wir sie bis zum Weißen Sonntag bei, bevor wir uns von ihnen verabschieden.

Da der Samstag der Osterwoche das Clausum Paschae darstellte, war, soweit ich das sehe, der darauf folgende Sonntag der erste Sonntag nach Ostern. Wenn diejenigen unter uns, die zur SSPX oder der Prayer Book Society gehören, die folgenden Sonntage als „nach Ostern“ zählen, meinen sie damit also nicht „nach dem Ostersonntag“, sondern genaugenommen „nach den großen siebentägigen Osterfestlichkeiten, die sich von der Ostervigil bis zu ihrem Abschluß vor der ersten Vesper des Weißen Sonntags erstrecken“.

Natürlich will ich den restlichen sechs Wochen vor Pfingsten keinesfalls ihren „österlichen“ Status nehmen. Wie Gregory Dix gesagt hat: „Nach dem Pascha wurden die ‚50 großen Tage‘ schon zum Ende des 2. Jahrhunderts als ein zusammenhängendes Fest angesehen, während dem alle Bußübungen wie das Fasten oder das Niederknien beim Gemeindegebet ebenso untersagt waren wie an gewöhnlichen Sonntagen. So, wie für die Juden die 50 Erntetage zwischen Pascha und Pfingsten (Schawuot, 50-Tage-Fest) die Freude über ihren Besitz des Gelobten Landes zum Ausdruck brachten, deuteten diese 50 Tage für die Christen darauf hin, daß sie schon im Reich Gottes angekommen waren. So wie der allwöchentliche Sonntag, der mit dieser Osterzeit n in Gedanken und Gebräuchen verbunden war, bedeuteten diese 50 Tage „das kommende Reich“.