Motu Proprio: Summorum Pontificum

Hauptnavigation


Zusatzinfo

Unerfreuliches aus Wien - Update

Mit dem „Eisbrecher“ ins liturgische Nirvana

20. 11. 2008

Zitat: Die Jugendgottesdienstreihe find.fight.follow beendet ihre Sommerpause. Kardinal Christoph Schönborn feiert die Heilige Messe unter dem Motto „icebreaker“ in Wolfsthal. „Das Verhältnis zwischen Kirche und Jugend soll nicht eisig bleiben“, erklärt Mitorganisatorin Sabine Hackl."

So steht es auf der Website der Erzdiözese Wien, wo auch die anderen Gottesdienste der Reihe mit so sinnigen Namen wie „Feuerfest“ (für Pfingsten) oder „Lass die Hüllen fallen“ (gegen Gruppendruck) nachgewiesen werden - vollsynthetische Jugendsprache zwischen Bravo und Werbeagentur. Doch zurück zum konkreten Anlaß und zur Pressemeldung, die die aufgeschrickten Wiener übrigens auch in englischer Sprache weltweit verschickt haben:

Zitat: Manche Leute haben an der Jugendmesse Anstoß genommen, die der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 16. November, in Wolfsthal an der österreichisch-slowakischen Grenze zelebriert hat.

Diese Meßfeier hat – im Gegensatz zu allen Unterstellungen, die in der Folge nach einer dilettantischen und realitätsverzerrenden TV-Aufzeichnung von ‘gloria.tv’ geäußert wurden – in keiner Weise die liturgischen Vorschriften der katholischen Kirche verletzt.

Das eucharistische Brot war ungesäuert. Die Form entsprach der ursprünglichen Form, die seit dem ersten Jahrhundert im Nahen Osten üblich ist.

Der „Fladen“ entsprach genau jener Form, die heute noch etwa in Mossul verwendet wird – jener Metropole am Tigris, in der die Christen heute das Zeugnis des Blutes für die Wahrheit Christi abgeben.

Bei der Meßfeier wurde vom Jugendseelsorger Werner Pirkner und dem Koordinator der Jugendgottesdienstdienste, Stephan Bazalka, sehr genau darauf geachtet, daß beim „Brechen des Brotes“ kein Partikel des Leibes Christi zu Boden fiel.

Wer immer es gewagt hat, auf Grund einer partiellen Berichterstattung das Wort gegen den Wiener Erzbischof zu erheben, möge in sich gehen, Buße tun und den Herrn um Vergebung anflehen.

Beten wir gemeinsam für die Kirche Gottes!"

Die Versicherung, es sei bei dieser Feier tatsächlich ungesäuertes Brot wenn auch in ungewöhnlicher Form verwendet worden, und man habe peinlich darauf geachtet, daß nichts zu Boden gefallen sei, hören wir mit Erleichterung.

Andere Bedenken bleiben: Die Sinnhaftigkeit, ungesäuertem Brot durch Gaszusatz (Kohlensäre?) das Aussehen von gesäuertem zu verleihen, will sich uns nicht wirklich erschließen. Weiterhin könnten wir nach der liturgisch undefinierten Farbe (GIRM 290) der Gewänder fragen, die schon dem Papst bei seinem Österreichbesuch zugemutet worden waren. Oder nach den Altargerätschaften aus Keramik und Holz, die so sicher nicht den erst vor wenigen Jahren erneut eingeschärften Vorgaben von Redemptionis Sacramentum (Art. 117) gerecht werden. Oder nach den Gebete, die hier nicht wie Weihrauch zum Himmel steigen, sondern befördert mit Luftballons - die prompt im Gewölbe hängen bleiben und so vor aller Augen ihr Ziel nie erreichen. Aber der Rückgriff auf die Rubriken allein erscheint angesichts dieses Standes der Verwüstung der Liturgie kleinlich.

Es geht um das Gesamtkonzept dieser Art von Bastel-Liturgie, die keine Tradition, keine Ehrfurcht und keinen Zusammenhang kennt und nur von dem einen Impuls getrieben wird: Zu überraschen, Ungewohntes zu bieten, ein „Event“ eben, wie es die Diözesanseite immer wieder betont. Und so holt man sich vom Jahrmarkt oder vom Schulfest die Luftballons mit Brieflein dran, aus der Disko die Flashlights und die Musik, aus dem Orient ein Fladenbrot, aus dem Wienerwald heimische Keramik, aus der Kunstgewerbeanstalt die Batik-Muster der Gewänder, als Tüpfelchen auf dem „i“ einen leibhaftigen Kardinal – und schon hat man eine heilige Messe: „Erhebet die Herzen – Wir haben sie beim Herrn“.

Nirgendwo wird die Offenheit der reformierten Liturgie zum Gemachten, zum Beliebigen, zum nach Lust und Laune Verfügbaren so deutlich sichtbar wie in diesen Events, bei denen das Allerheilgste nicht erst dann klein gemacht wird, wenn Partikel vom Leib des Herrn auf den Boden fallen. Und nirgendwo stellt sich die Frage nach den Früchten dieser Art von Aktivität so drängend wie hier: Gibt es, wenn schon nicht vorher, so doch wenigstens nachher eine Beichtmöglichkeit? Gehen die Teilnehmer am nächsten Sonntag vielleicht einmal versuchsweise zur Gemeindemesse im Heimatort? Hat da zwischen Trommelwirbel und Gitarrenriff schon einmal jemand seine Berufung zum gottgeweihten Leben entdeckt?

Es ist an der Zeit, daß die Priester, die anscheinend ihre Aufgabe mit dem Job des Animateurs verwechseln, einmal Rechenschaft geben über die Früchte ihres Tuns: Wir wollen nicht wissen, wieviele von den Kids nachher die „geile Show“ gelobt haben, sondern wieviele zur Umkehr und zur Bekehrung gekommen sind, weil die Feier der Geheimnisse ihr Herz ein klein wenig dem näher gebracht hat, der nach allem, was uns geoffenbart ist, nicht über Luftballons, sondern über Cherubim thront.