Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Von Marini zu Marini

Über zwei Jahre lang war Piero Marini auch Zeremoniar von Papst Benedikt

John Allen zum Wechsel im Amt des päpstlichen Zeremonienmeisters

Es ist ein bemerkenswerter Personalwechsel – wenn auch kein Wechsel des Familiennamens: Der Vatikan hat am Montag mitgeteilt, daß Monsignore Guido Marini Erzbischof Piero Marini als päpstlichen Zeremonienmeister ablösen wird – als den Würdenträger, der dafür verantwortlich ist, wie der Papst die Messe und die anderen Zeremonien der Kirche feiert. Der scheidende Marini galt lange als der liberalere Gegenspieler zum strengen Traditionalismus der Gottesdienstkongregation, die im Vatikan maßgeblich für alle liturgischen Angelegenheiten ist. Experten haben die Ironie wahrgenommen, die darin liegt, daß die großen Gottesdienste unter der Leitung Marinis manchmal innovativer waren als es die strikte Befolgung der offiziellen Richtlinien erlaubte.

Der neue Marini bringt nach italienische Quellen kein scharf definiertes ideologisches Profil in sein neues Amt mit. Obwohl er als Zeremoniare der Erzdiözese Genua den Kardinälen Dionigi Tettamanzi und Tarcisio Bertone (dem jetzigen Staatsekretär des Vatikans) gedient hat, ist Guido Marini (46) von Haus aus eher Fachmann für kanonisches Recht als für Liturgie. Piero Marini (65) wurde zum neuen Vorsitzenden der Päpstlichen Kommission für die internationalen Eucharistischen Kongresse ernannt. Er hat am St. Anselmo-Kolleg der Benediktiner in Liturgiewissenschaften promoviert und kann zahlreiche Veröffentlichungen zu liturgischen Themen vorweisen.

Quellen, die Marini nahestehen, ließen heute wissen, daß ihm eine Position als Diözesanbischof in Italien angeboten worden war, die er jedoch ablehnte, da er seine gesamte Karriere im Dienst der Kurie verbracht hat.

Diese Quellen sagten weiter, daß der Zeitpunkt von Marinis Abgang mit der kürzlich ergangenen Entscheidung von Papst Benedikt XVI zur Freigabe der Lateinischen Messe, wie sie vor dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) üblich war, zusammenhängen könne. Da es in Rom als sicher gilt, daß Benedikt XVI. in näherer Zukunft selbst eine Messe nach dem alten Ritus in der Peterskirche feiern wird, könnte die heutige Entscheidung ein Schritt gewesen sein, Marini diese unangenehme Situation zu ersparen.

Außerdem, so heißt es, habe Benedikt einmal darüber gesprochen, daß Marini eventuell an die Spitze der Kongregation für den Gottesdienst treten könne, wenn deren gegenwärtiger Präfekt Kardinal Arinze, der am 1. November 75 wird, zurücktritt. Es ist noch nicht bekannt, ob die gegenwärtige Ernennung diese Möglichkeit ausschließt. (Anmerkung von Father Zuhlsdorf zu diesem in der Tat sehr merkwürdigen Gerücht: „Lieber Gott, bitte, bitte, bitte, ich will auch nie wieder böse sein, bitte, bitte bitte... Aber im Ernst, das wird nicht geschehe, und ich glaube keine Sekunde daran“.)

Mexico 2002

Ein Markenzeichen von Marinis liturgischen Ansichten ist seine Offenheit gegenüber der Inkulturation, mit der er kulturelle Praktiken der Kirche an lokale kulturelle Gebräuche anpasste. Wie er in einem Interview des Jahres 2003 ausführte, war die Unfähigkeit zur Inkulturation ein Schwachpunkt der vorkonziliaren Messe.

„Diese Messe“ - so Marini damals - „war der kulturelle Ausdruck der Länder des Mittelmeerraumes. Nach dem Abfall der Protestanten, auch in Frankreich, blieben Spanien, Italien und Österreich übrig; die Kirche war relativ klein geworden. Aber mit der Neuen Welt, Lateinamerika und den Missionen in Afrika und Asien wurde es notwendig, diese Liturgie, die bis dahin den neuen Völkern verschlossen war, zu öffnen. Das geschah mit dem 2. Vatikanischen Konzil und den Reisen des Papstes.“

Als junger Geistlicher diente Piero Marini als persönlicher Sekretär Erzbischof Annibale Bugnini, dem Vorsitzender der päpstlichen Sonderkommission zur Durchführung der Liturgiereform. Bugnini wurde zum Blitzableiter für das, was einige als unzulässig radikale Änderungen ansehen, und sein Sturz aus allen Machtpositionen im Jahr 1975 markiert den Beginn einer Gegenbewegung, die ihren Höhepunkt in der Rückkehr zu einer traditionelleren Sprache und Stil in den letzten Jahren Johannes Pauls II. und jetzt unter Benedict XVI. fanden. Ein Schlaglicht darauf werfen die Auseinandersetzungen um liturgischen Tanz. Die Congregation für den Gottesdienst missbilligt offiziell Tanz in der Liturgie. Sie gab 1975 ein Dokument mit dem Titel „Liturgischer Tanz“ heraus, , welches zu der Schlußfolgerung kam: „Tanz kann in keiner Form zum Bestandteil liturgischer Feiern gemacht werden. Damit würde ein extrem unheiliges und entheiligendes Element in die Liturgie eingeführt, und das würde eine profane Atmosphäre schaffen, die alle Teilnehmer und Anwesenden an weltliche Orte und Situationen erinnern müsste.“

Im Jahr 1998 forderte die Kongregation den Bischof von Honolulu auf, Hula-Tänze in liturgischen Zusammenhängen zu untersagen, die sich bei den Katholiken auf Hawaii eingebürgert hatten. Doch als Johannes Paul 1995 zur Seligsprechung von Pater Damien DeVeuster, des Berühmten Heiligen der Leprakranken von Hawaii, nach Brüssel reiste, wurde an zentraler Stelle der Zeremonie ein Hula-Tanz aufgeführt.

Für alle, die Marinis Stil kennen, war das kaum eine Überraschung. Jeder, der irgendwann einmal an einer größeren päpstlichen Liturgie wie an einem Weltjugendtag oder bei einer Heiligsprechung teilgenommen hat, hat dabei soviel Tänze gesehen, daß man an eine Broadway-Produktion denken könnte. Beim Weltjugendtag Sommer 2000 in Rom gehörte eine Gruppe von Tänzern mit Fahnen in verschiedenen Farben, die die verschiedenen Kontinente versinnbildlichen sollten, zu den großen Attraktionen.

Mexico 2002

Als Johannes Paul II 2002 in Mexiko Juan Diego heilig sprach, wirbelten eingeborene Aztekentänzer zu den Klängen einheimischer Musik dem Papst auf einem Laufsteg entgegen. Und als der Papst am nächsten Tag am gleichen Ort zwei Maya-Märtyrer selig sprach, wurde eine andere Einlage mit einheimischen Gesängen und Tänzen aufgeführt. Damals gab es als Zugabe auch noch eine „limpia“ oder Reinigungszeremonie. Dieser indianische Segen soll Geister vertreiben um psychische und physische Erkrankungen zu heilen. Im Laufe des Tanzes bestreuten Indianerinnen, die Weihrauchschalen in den Händen trugen, überdies noch den Papst, Kardinal Norberto Rivera Carrera von Mexico City und andere Prälaten mit Kräutern.

Genau genommen haben diese eingeborenen Tänzer also am Papst einen Exorzismus durchgeführt. Obwohl das sowohl in Rom als auch Mexiko zu Kontroversen führte, blieb Marini bei seiner Verteidigung solcher Rituale im Rahmen katholischer Zeremonien. „Wir haben damals in diesem Büro hier mit den Verantwortlichen der Ortskiche viel diskutiert“ erinnerte sich Marini in dem Interview 2003. „Ich habe mit dem Bischof gesprochen, und ich muß sagen, daß ich zunächst gegen dieses Ritual war, dessen Bedeutung ihnen selbst auch gar nicht ganz klar war. Offenbar ist unser Bußakt eines, und ihre Ausdrucksweise bezeichnet etwas anderes. Aber wir haben dann weiter diskutiert, und schließlich fand das ganze ja nicht während einer Messfeier statt, und der Bischof wollte diesen Ritus um jeden Preis haben“.

„Es war wichtig als Zeichen des Respektes gegenüber den Eingeborenen, aber auch für die Liturgiegeschichte“ erklärte Marini damals weiter. „Oft in der Geschichte sind Riten, die ursprünglich nicht christlich waren, 'getauft' worden. Wenn es bei den Eingeborenen einen solchen Ritus gibt, kann er im lauf der Zeit ja eine christliche Bedeutung im Zusammenhang mit der Reinigung von Sünden annehmen. So wie wir Weihwasser benutzen, das uns an das Taufwasser, die Vergebung der Sünden und die Auferstehung erinnert, so kann für sie dieser Rauch eine Bedeutung von Befreiung und Vergebung haben. Und auf dieser Basis wurden wir uns schließlich einig, diesen Ritus mit in die Zeremonie aufzunehmen.“

Marinis Ernennung zum Vorsitzenden der Päpstlichen Kommission für die Internationalen Eucharistischen Kongresse könnte ihm möglicherweise die Anwartschaft auf einen Kardinalshut verschaffen. Dagegen hat Benedikt XVI. offensichtlich nicht die Absicht, entsprechend dem Vorbild seines Vorgängers Johannes Paul II. Von 1998 seine beiden Sekretäre und den Zeremonienmeister zu Erzbischöfen zu ernennen, zumindest jetzt nicht. Die heutige Mitteilung des Vatikan enthielt keinerlei Hinweis darauf, daß der neue Marini zum Bischof ernannt würde.

Soweit der vollständige Text des Artikels von John Allen auf der Website des National Catholic Reporter. Übersetzung Arbeitskreis Summorum Pontificum.


In der Diskussion dieses Artikels auf der Website von Father Zuhlsdorf machte „Jbrown“ folgende Anmerkung:
Allan zitiert Marini: Oft in der Geschichte sind Riten, die ursprünglich nicht christlich waren, 'getauft' worden. Wenn es bei den Eingeborenen einen solchen Ritus gibt, kann er im lauf der Zeit ja eine christliche Bedeutung im Zusammenhang mit der Reinigung von Sünden annehmen . So wie wir Weihwasser benutzen, das uns an das Taufwasser, die Vergebung der Sünden und die Auferstehung erinnert, so kann für sie dieser Rauch eine Bedeutung von Befreiung und Vergebung haben.....
Das ist eine falsche Sakramententheologie, die typisch für einige protestantische Vorstellungen ist. Der Gebrauch von Wasser für die Taufe, Brot und Wein für die Eucharistie und Olivenöl bei Salbungen geht auf die Juden zurück und nicht auf „getaufte“ heidnische Riten. Das gilt auch für den Rauch des Weihrauchs, der im AT für das Gebet steht - Dirigatur oratio mea sicut incensum in conspectu tuo.
„Diese Messe war der kulturelle Ausdruck der Länder des Mittelmeerraumes. Nach dem Abfall der Protestanten, auch in Frankreich, blieben Spanien, Italien und Österreich übrig; die Kirche war relativ klein geworden.“
Auch das ist ein typisch protestantischer Ansatz (den man allerdings auch bei Rahner finden kann), daß man die Kirche auf eine Idee reduziert, die keine kulturellen Spezifika hat, sondern sich in verschiedenen kulturellen Formen ausdrücken kann. Das Problem dabei ist, daß die Kirche eben keine Idee ist, sondern von Christus begründete Realität, der in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort lebte und diese Kirche auf Petrus begründete, der nach Rom ging – und nicht nach Wittenberg oder Zürich.