Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

„Man kann schon von Rebellion sprechen“

Erzbischof Albert Ranjith Patabendige

Interview des italienischen Online-Magazins „Petrus“ mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kongregation für den Gottesdienst

Frage: Exzellenz, welche Aufnahme hat das Motu Proprio, mit dem Papst Benedikt XVI die hl. Messe nach dem tridentinischen Ritus freigegeben hat, denn nun gefunden? Selbst im innersten Kreis der Kirche haben einige das Gesicht verzogen...

Erzbischof Ranjith: Es hat positive Reaktionen gegeben, aber auch, und es wäre zwecklos, das abzustreiten, Kritik und Opposition – auch von Theologen, Liturgikern, Priestern, Bischöfen und sogar Kardinälen. Ich verstehe einfach nicht, was diese Widersetzlichkeit, ja man kann schon von Rebellion sprechen, gegen den Papst soll. Ich forder alle, insbesondere die Oberhirten, dazu auf, dem Papst als dem Nachfolger Petri Gehorsam zu leisten. Insbesondere die Bischöfe haben doch dem Papst Treue geschworen – mögen sie ihrer Verpflichtung treu bleiben.

Frage: Was ist denn Ihrer Meinung nach die Ursache dieses demonstrativen Auftretens gegen das Motu Proprio?

Erzbischof Ranjith: Wie Sie wissen gab es in einigen Diözesen sogar Ausführungsbestimmungen die unbegreiflicherweise versuchten, dem Motu Proprio Grenzen zu setzen. Hinter solchen Aktionen stecken auf der einen Seite ideologische Vorurteile, auf der anderen aber Stolz, eine der schwersten Sünden. Ich kann das nur wiederholen: Alle sind aufgefordert, dem Papst Gehorsam zu leisten. Wenn der hl. Vater entschieden hat, das Motu Proprio zu erlassen, hatte er seine Gründe, mit denen ich voll überein stimme.

Frage: Benedikt XVI. Entscheidung zur Freigabe des Tridentinischen Ritus erscheint als geeignete Abhilofe für die zahlreichen liturgischen Mißbräuche, die traurigerweise nach dem 2. Vatikanischen Konzil mit dem Novus Ordo aufgetreten sind...

Erzbischof Ranjith: Sehen Sie – ich möchte keine Kritik am Novus Ordo üben. Aber ich muß wirklich lachen, wenn ich höre – selbst von Freunden – daß ein bestimmter Priester ein „Heiliger“ sei, weil er auf bestimmte Weise predigt oder die hl. Messe feiert. Die hl. Messe ist Opfer, Gabe, Geheimnis – ganz unabhängig vom Priester, der sie feiert. Es ist von nachgerade fundamentaler Bedeutung, daß man den Priester beiseite läßt: Christus ist der, der in der Messe handelt. Und daher verstehe ich auch nicht, wie man Eucharisitiefeiern zu Shows mit Tanz, Liedern und Applaus machen kann, wie es im Novus Ordo oft geschieht.

Frage: Monsignore Patabendige, Ihre Kongregation hat solche liturgischen Mißbräuche wiederholt verurteilt...

Erzbischof Ranjith: In der Tat. Da gibt es zahllose Dokumente, aber sie sind bedauerlicherweise tote Papiere geblieben, die auf irgendwelchen Ablagen verstauben oder noch schlimmer einfach im Papierkorb gelandet sind.

Frage: Noch zu einem anderen Punkt: Wir hören sehr oft sehr lange Predigten...

Erzbischof Ranjith: Auch dabei handelt es sich um einen Mißbrauch. Ich bin gegen Tanz und Applaus innerhalb der Messe – das ist doch kein Zirkus oder ein Sportstadion. Und die Predigten müssen sich, wie der Papst unterstrichen hat, ausschließlich auf den katechetischen Aspekt beziehen, soziologische Redeweise oder nutzloses Geplauder sind zu vermeiden. Priester lassen sich zum Beispiel oft über Politik aus, weil sie ihre Predigt nicht gut vorbereitet haben – statt den Stoff, wie es angebracht ist, mit aller Sorgfalt zu studieren. Eine übermäßig lange Predigt ist gleichbedeutend mit schlechter Vorbereitung: Die richtige Zeit für eine Predigt sind 10, höchstens 15 Minuten. Es muß deutlich werden, daß das eucharistische Geheimnis der Höhepunkt der Feier ist – damit will ich nicht die Liturgie des Wortes gering schätzen, sondern verdeutlichen, wie eine korrekte Liturgie aussehen soll.

Frage: Um noch einmal auf das Motu Proprio zurück zu kommen: Es gibt einige Kritik an der Verwendung von Latein bei der Messe...

Erzbischof Ranjith: Der tridentinische Ritus ist Teil der Tradition der Kirche. Der Papst hat auf angemessene Weise die Motive für seinen Schritt erklärt, es geht um einen Akt der Freiheit und um Gerechtigkeit für die, die der Tradition anhängen. Was das Latein betrifft, so möchte ich unterstreichen, daß es niemals abgeschafft worden ist und daß es darüberhinaus die Universalität der Kirche garantiert. Ich kann mich nur wiederholen: Ich fordere die Priester, Bischöfe und Kardinäle zum Gehorsam auf und jede Art von Vorurteilen oder Stolz beiseite zu schieben.

Die Arbeitsgruppe hat dieses Interview nach der englischen Fassung auf „Rorate Cæli“ ins Deutsche übertragen und dabei kritische Passagen anhand des Originals auf „Petrus“ überprüft. (5. 11. 2007)