Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Wir müssen die Einheit suchen

Erklärung der „Transalpinen Redemptoristen“ vom 28. 4. 2008

29. 4. 2008

Der englische Originaltext findet sich auf dem nicht zuletzt wegen seiner zahleichen Bilder sehr interessanten Blog von Papa Stronsay. Auch wenn wir mit den Argumenten und der Wortwahl dieser Erklärung nicht in allen Einzelheiten übereinstimmen, haben wir auf eine Kommentierung im Einzelnen verzichtet. Der Text richtet sich in erster Linie an Gemeinschaften, die nicht in der Einheit mit dem Papst stehen und in der Spaltung verharren wollen und soll dort anschlußfähig sein.

Erklärung

Papa Stronsay bei gutem Wetter

Wir halten mit unserem ganzen Herzen und unserem ganzen Willen fest zum katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der damit verbundenen Traditionen, zum ewigen Rom, der Herrin von Weisheit und Wahrheit.

Auf der anderen Seite weigern wir uns, und haben uns immer geweigert, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenzen zu folgen, wie sie sich so deutlich auf dem 2. Vatikanischen Konzil und in den Nacher von dort ausgegangenen Reformen gezeigt haben. Daher bleiben wir ganz ohne Rebellion, Bitterkeit oder Ressentiment bei unserem Werk der Heiligung der Seelen im Geist des hl. Alfonsus und unter der Anleitung des unveränderlichen Lehramtes. Und wir sind davon überzeugt, daß wir auf keine andere Weise der Heiligen Katholischen Kirche, dem höchsten Papst und der Nachwelt einen größeren Dienst erweisen könnten.

Deshalb halten wir unverrückbar fest an allem was die Kirche beständig gelehrt und praktiziert hat, wie es in den Büchern festgehalten ist, die vor den modernistischen Einflüssen auf das Konzil erschienen sind. Das gilt für den Glauben, die Sittenlehre, den Gottesdienst, die Katechese, die Priesterausbildung und die Verfassung der Kirche.

Aber nun müssen wir uns der Frage stellen, ob jetzt nicht ein Lichtstrahl durch die Wolken der Verwirrung zu scheinen beginnt, die für so viele Jahre den Himmel über dem ewigen Rom verdunkelt haben. Denn jetzt haben wir einen Papst, einen Nachfolger Petri, der bereit ist, uns zuzugestehen, daß wir voll und ohne jeden offensichtlichen Kompromiss an dieser zeitlosen Tradition der Kirche und ihrem Ausdruck im katholischen Leben festhalten. Er scheint bereit zu sein, uns „das Experiment der Tradition wagen“ zu lassen, wie es Erzbischof Lefebvre vor so vielen Jahren erbeten hatte.

Dieser Lichtstrahl hat sich in den letzten Monaten vor allem darin gezeigt, mit welchem Mut der Nachfolger Petri gegen so viel Widerstand von den verschiedensten Seiten sein Motu Proprio Summorum Pontificum verkündet hat. So weit das die römische Diplomatie überhaupt zuließ, hat der Papst die Rehabilitierung all derer verkündet, die seit Jahren für den Erhalt der traditionellen Messe gekämpft hatten, weil diese „niemals rechtlich abgeschafft und deshalb im Prinzip immer erlaubt“ war 1. Darüberhinaus sieht Abschnitt 3 von Summorum Pontificum die Errichtung von Gemeinschaften wie der unseren vor, die auf Dauer das Missale von 1962 verwenden – das ist eine Einladung, sich in anerkannte Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater zu begeben und dabei doch einfach so zu bleiben, wie wir sind.

Wenn jedoch Benedikt XVI sich bereit zeigt, das „Experiment der Tradition“ in Gemeinschaft mit ihm und mit seinem Segen zu unternehmen – wie verhalten wir uns dann gegenüber dem Sturm der Mißbräuche und der Verwirrung, der in der weltweiten Kirche herrscht?

Wenn diese unruhige See tatsächlich den Hintergrund für das wichtigste päpstliche Motu Proprio der letzten Jahre bildet, dann muß man dieses Dokument als einen Aufruf zur Veränderung verstehen. Diese vierzig Jahre der Krise, die verlassenen Klöster, die aufgegebenen Pfarrhäuser und der traurige Zustand des katholischen Erziehungswesens hat schließlich auf den höchsten Ebenen der Kirche zu der Erkenntnis geführt, daß wir uns in tatsächlich einer Krisenperiode befinden. Diese Erkenntnis hat eine sichtbare Veränderung im Vorgehen Roms herbeigeführt: Nun will man die Vorgaben der 60er und 70er Jahre nicht länger mit dem rücksichtslosem Absolutismus dieser „Epoche mit all ihren Hoffnungen und all ihren Verwirrungen“ erzwingen. Rom ist zu dem Eingeständnis bereit, daß „Versäumnisse auf Seiten der Kirche ihren Anteil an der Schuld“ tragen. Rom ist bereit, um Entschuldigung für die „willkürlichen Entstellungen der Liturgie, die so tiefen Schmerz verursacht haben“ 2 zu bitten.

Papa Stronsay im Sturm

Brauchen wir mehr als eine Entschuldigung? Der Papst möchte, daß traditionelles katholisches Leben wieder am Herzen der der Kirche aufblüht, und er hat alle Mittel erlaubt, die das herbeiführen können: Nicht nur die hl. Messe, sondern auch die Sakramente, das Rituale, das Brevier usw. Hier ist der Hl. Geist am Werk, der den Nachfolger Petri vielleicht noch weiter führt als er selbst beabsichtigt, denn die praktische Wiederherstellung des überlieferten Lebens der Kirche wirkt langsam aber sicher als Gegengift gegen das modernistische theologische Gift, das immer noch im Blutkreislauf der Kirche zirkuliert.

So findet der Kampf für den Glauben jetzt an einer erweiterten Front statt, und wir sind aufgerufenen, unseren bescheidenen Anteil bei der Wiederbelebung des traditionellen katholischen Glaubenslebens in der Weltkirche zu übernehmen damit die nächste Generation nicht mehr auf die Novitäten des zweiten Vatikanischen Konzils aus ist, sondern nach der soliden Katholizizät verlangt, die untrennbar mit der Messe aller Zeiten verbunden ist. Auf diese Weise hat sich die Kirche schon in der Vergangenheit wie ein Phönix aus allen Krisen erhoben: Die Wiederbelebung des traditionellen Glaubenslebens läßt die Abweichungen in der Lehre, die in den Niedergang führen, als das erkennen, was sie sind. Das sind die Argumente, die jeder verstehen kann: Nicht die feingesponnenen Gedankengebilde des modernistischen Geistes, sondern die neuen Schößlinge vom Baume des Lebens.

Die Mehrdeutigkeiten des 2. Vatikanischen Konzils müssen geklärt werden, das ist sicher. Aber statt die zweitausendjährige Tradition der Kirche zu bestreiten, zeigen sich die römischen Autoritäten immer deutlicher der Notwendigkeit bewußt, das zweite Vatikanische Konzil mit der Tradition zu versöhnen. Wie man das im Einzelnen angehen soll, bleibt die entscheidende Frage unserer Tage. Diese Frage wird weder schnell noch leicht zu beantworten sein – das kann man daran sehen, wie die Kirche in der Vergangenheit mit problematischen Erklärungen von Konzilien umgegangen ist. Aber eine weitere Lehre aus diesen Problemen der Vergangenheit ist die, daß falsche Lehren mit der Zeit aussterben, weil sie keine Frucht bringen. Der Hl. Geist wird zeigen, wo die Wahrheit liegt, denn er sit es der uns führt und Leben gibt. Daher ist es auch für uns ausreichend, zu erbitten, was Erzbischof Lefebvre seinerzeit erbat: Laissez-nous faire l’expérience de la tradition – für alles andere wird sich die Antwort schon bald zeigen, denn an ihren Früchten werden wir sie erkennen.

Können die Mehrdeutigkeiten und die Verwirrungen und die falschen Interpretationen , die daraus hervorgehen, eine Rechtfertigung für uns sein, die sichtbare Einheit mit Rom zu verweigern? Solange uns Interpretationen, die im Widerspruch zur Tradition der Kirche stehen, nicht aufgezwungen werden, müssen diese Probleme kein Hindernis für die Einheit sein. Wir brauchen nur die Freiheit, das zu predigen, was die Kirche durch die Jahrhunderte gelehrt hat, und dabei in einem „konstruktiven Zusammenhang von Forschung und Kommunikation“ 3 mit dem Heiligen Stuhl zu versöhnen, was versöhnt werden kann.

Aber könnten diese Angebote roms nicht vielleicht doch eine „Falle“ sein? Um das zu beantworten, sollten wir auf das Ausmaß der liturgischen Reform schauen, die der papst will und bereits gewährt hat. Er hat ja nicht nur die hl. Messe wieder zugelassen, sondern auch die Sakramente, das Rituale, das Pontifikale, das Brevier usw. Wenn das nur eine Täuschung zur Überlistung der traditionellen Gemeinschaften wäre, dann wäre das für Progressisten höchst riskant und würde letzten Endes gegen ihre Absichten ausschlagen, da es doch die Wiederkehr der ganzen Geisteshaltung und des ganzen religiösen Lebens ermöglicht, die mit der traditionellen Messe einhergehen. Wir glauben nicht, daß es dabei nur um einen Trick geht, sondern um einen ernsthaften Versuch des Pontifex Maximus, einen Fehler zu berichtigen und die Lage der Kirche zu heilen.

In dieser Situation, wo alles dafür spricht, daß Rom uns so akzeptieren will, wie wir sind, ist es eine Sache des Glaubens, nicht unbeweglich zu bleiben. Es ist ein fundamentales Prinzip der Kirche und des Glaubens, daß in der Person des Nachfolgers Petri das unverbrüchliche Prinzip und die sichtbare Begründung der zweifachen Einheit von Glaube und Gemeinschaft zu sehen ist.4 Diese Einheit beruht auf seiner Person und nicht auf der vatikanischen Bürokratie. Deshalb fühlen wir uns ganz besonders dadurch berührt, daß der Papst selbst sich für uns einsetzt.

Prozession zum Friedhof auf Papa Stronsay

Auch das Erscheinungsbild der Kirche drängt uns. Während dieser langen Jahre der Krise hat unsere Haltung – so glauben wir – die Erscheinung der Kirche nicht verdunkelt, weil es so viele offensichtliche Probleme gab, die den sichtbaren Bruch in der Einheit bewirkt haben. Wir Anhänger der Tradition waren die Opfer von sichtbarer Ungerechtigkeit und von sichtbarem Machtmißbrauch. Aber nun, wo der Nachfolger Petri auf diplomatische Weise um Verzeihung gebeten uns seine Hand entgegengestreckt hat und uns so nimmt, wie wir sind – was für einen Grund könnten wir da noch haben, die vollständige Einheit mit ihm zu verweigern. Wir können nicht erwarten, zuerst alle anderen Probleme in der Kirche auszuräumen, denn der Papst sieht sich bedauerlicherweise fast all der Macht beraubt, die einem Papst früherer Zeit zu Gebote standen. Er regiert heute mehr durch Diplomatie als mit der Autorität eines Herrschers. Wir können vom Papst auch nicht verlangen, daß er den Kurs des Schiffleins Petri allzu abrupt ändert – eine heftige Bewegung des Ruders könnte noch mehr Seelen vom Deck des Schiffes in die See fegen. Letzten Endes unterliegt das seiner klugen Abwägung und nicht der unseren. Ist es für uns eine Wahl, einfach da zu bleiben, wo wir sind? Wir haben seit Jahren mit dem „Notstand“ argumentiert, der uns die Berechtigung zu unserem Verhalten verleiht. Können wir das aufrecht erhalten, wenn uns ohne jeden Kompromiss im Glauben eine Regulierung unserer Rechtsstellung angeboten wird? Liegt es in unserer freien Entscheidung, in dieser irregulärten Situation, in der wir uns derzeit befinden, zu verharren? Können wir uns für die Fortdauer des „Notstand“ erklären, ohne uns dabei ins Unrecht zu setzen? Offensichtlich nicht. Und auf der anderen Seite: Sind die zuständigen Autoritäten bereit, unsere Rechtsstellung zu regulieren? Wenn wir diese zweite Frage bejahen, dann befinden wir uns nicht länger in einem Zustand des „Notstandes“.

All diese ernsthaften Überlegungen, liebe Freunde, bewegen uns dazu, nach Rom zu gehen und zu hören, was sie dazu zu sagen haben. Man soll unsere Kontakte mit Rom nicht so verstehen, als ob wir unsere Freundschaft mit der Priesterbruderschaft Pius X. Und den anderen Vereinigungen der Tradition weltweit aufkündigen wollten. Im Gegenteil, wir hoffen von ganzem Herzen, in Verbindung zu bleiben und alles, was wir erfahren, mit Bischof Fellay und den anderen Vorstehern traditioneller Orden zum Besten der Tradition als Ganzer zu teilen. Nur die Zeit kann zeigen, ob der rechte Augenblick für eine Übereinkunft mit Rom gekommen ist. Die Klugheit gebietet es, langsam und vorsichtig vorzugehen, und jeden einzelnen Schritt der Gespräche wohl zu bedenken. Dabei stützen wir uns auch auf die fortdauernde Unterstützung und den Rat unserer Freunde in der Tradition. Jede Übereinkunft muß auf den Grundprinzipien der Kirche und der Sicherung des Glaubens beruhen.

Wir bitten Euch um Eure Unterstützung im Gebet und stellen uns unter den Schutz unserer Mutter von der Immerwährenden Hilfe, die „selbst alle Irrlehren der ganzen Welt zertreten“ hat, qui cunctas haereses interemit. Möge sie, die der Heilige Alfons immer als die Mutter vom Guten Rat angerufen hat, uns lehren, „schlau wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben“5 zu sein und uns dabei zu lehren, „das Herz großmütig zu öffnen um Raum zu machen für alles, was der Glaube selbst erlaubt.“6

In der Oktav unserer Lieben Frau vom Guten Rat,

28 April, 2008

Fr Michael Mary, C.SS.R.

Fr Anthony Mary, C.SS.R.


1Benedikt XVI, Begleitbrief zu Summorum Pontifikum

2 ibid

3Erzbischof Lefebvre, Protokoll 5. Mai 1988

41. Vatikan. Konzil, Pastor Aeternus, DS. 3051

5Matt 10:16

6Benedict XVI, op. cit.