Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Interview mit Bischof Rifan von der Apostolischen Administration „Hl. Johannes Maria Vianney“ (Campos)

Der Bischof sitzt vergnügt Zeitung lesend in einem Sessel

Bischof Rifan auf Besuch in USA

Frage: Bischof Rifan, Summorum Pontificum ist endlich veröffentlicht worden. Wie lange haben Sie darauf gewartet?

Bischof Rifan: Wir haben seit der Gründung unserer Personal-Administratur „Hl. Johannes Maria Vianney“ auf dieses Dokument gewartet. Das heißt, wir haben gehofft, daß die große Wohltat, die wir empfangen hatten, sich auf die ganze Welt ausbreiten würde und das alle diesen großen Schatz der alten Form der römischen Liturgie nutzen könnten.

Frage: Cardinal Castrillon Hoyos hat in Aparecida gesagt, daß die Erfahrungen von Campos ein Beispiel der friedlichen Koexistenz für die katholische Welt wäre, können Sie uns etwas näher erklären, wie die Beziehung zwischen den beiden Gemeinschaften aussieht?

Bischof Rifan: Cardinal Castrillon sagte in seiner Ansprache vor der CELAM, daß „das Vorhaben des heiligen Vaters in Campos, wo die friedliche Koexistenz der beiden Formen des einen römischen Ritus großartige Realität ist, seine Bestätigung erfährt. Wir hoffen, daß dieses Beispiel auch für andere Teile der Kirche fruchtbar sein wird, wo katholische Gläubige mit unterschiedliochen liturgischen Empfindungen zusammenleben.“ Es besteht eine gute und herzliche Beziehung zwischen den beiden Bischöfen, dem der apostolischen Administration und dem Diözesan Bischof Toberto Gomes Guimarâes. Es gibt beiderseitige Beratungen und zahlreiche Besuche. Bischof Roberto lädt mich zu bedeutenden Erignissen in der Kathedrale ein, und ich nehme daran teil. Letztes Jahr habe ich die Eröffnungsvorlesung am diözesanen Seminar gehalten. Einer der Priester der Administration ist dort Lateinprofessor. Bei der letzten Priesterweihe in der Kathedrale der Diözese hat der Chor des Seminars der Apostolischen Administratur auf Wunsch der Seminaristen der Diözese die gesungenen Teile der Messe im gregorianischen Choral übernommen. Auch gibt es eine Zusammenarbeit in der Seelsorge, so werden unsere Priester zu besonderen Anlässen eingeladen, Beichte in den Pfarreien der Diözese zu hören. Insgesamt besteht zwischen dem Klerus der Diözese und dem der Administratur eine gute und freundliche Beziehung, auch wenn wir unsere liturgische identität und unsere Eigenständigkeit sicherstellen.

Frage: Es gab Gerüchte, daß Sie in die Beratungen zur Vorbereitungen des Instituts Bon Pasteur einbezogen waren. Stimmt das?

Bischof Rifan: Ich habe alles in meinen Kräften stehende getan, um die Gründung dieses Instituts zu unterstützen. Die Priester, die die Bruderschaft des hl. Pius X. verlassen hatten, wollten ihre Situation regularisieren und baten um unsere Unterstützung. Ich bin nach Frankreich gefahren und habe die Verbindung zu Cardinal Ricard von Bordeaux hergestellt, der sie dann trotz des vorhergehenden Zerwürfnisses freundlich aufgenommen hat. Ich habe sie beim Nuntius in Paris und beim Bischof von Chartres eingeführt, in dessen Diözese sie ihr Seminar haben, und ich habe auch den Erzbischof von Paris besucht, um über diese Angelegenheit zu sprechen. Ich denke, daß ich so die Türen für die Einrichtung dieses Instituts geöffnet habe.

Frage: Sind Sie besorgt, daß die Art von liturgischen Mißbräuchen, die bei der Feier nach dem Messbuch Pauls VI. So häufig vorkommen, auf die traditionelle Messe abfärben? Was ist zu tun, damit das nicht eintritt?

Bischof Rifan: Nein. Einer der Gründe, warum wir die Traditionelle Messe vorzihen und pflegen ist doch der, daß ihre Struktur und die Form der Zelebration sie vor solchen Mißbräcuhen schützen. Der beste Weg, sie zu vermeiden, ist die Bewahrung der traditionellen Messe in ihrer ganzen Reinheit, Klarheit, Ehrerbietung, Heiligkeit und Feierlichkeit. Die Rubriken der traditionellen Messe sind sehr streng und lassen für Kreativität und Erfindungen keinen Raum.

Frage: Wie glauben sie nach ihren bisherigen Erfahrungen werden ihre Mitbischöfe in der brasilianischen Bischofskonferenz das päpstliche Dokument aufnehmen. Werden die Bischöfe den Priestern und Gruppen von Gläubigen, die sich für die Umsetzung der neuen Päpstlichen Direktive einsetzen, Hindernisse in den Weg legen? Glauben Sie, daß es in Brasilien ein zunehmendes Interesse und steigende Nachfrage für die traditionelle Messe geben wird? Und ganz praktisch: Plant die Apostolische Administration konkrete Maßnahmen, um Priester für die Feier der Traditionellen Messe zu schulen?

Bischof Rifan: Wie Cardinal Castrillion in seiner Rede vor der CELAM gesagt hat, haben auf Grund des Einflusses unserer Apostolischen Administration „sich mehrere Diözesen an die Apostolische Administration von Campos gewandt, die daraufhin einige ihrer Priester mit der Seelsorge für die traditionsorientierten Gläubigen in den Ortskirchen beauftragt hat.“ Schon heute gibt es in 13 brasilianischen Diözesen Gottesdienste nach dem alten Gebrauch. Sicher wird es auch Probleme geben – aber mit dem Motu Proprio wird doch vieles leichter. Ich weiß, daß einige Bischöfe nur auf das MP gewartet haben, um die traditionelle Messe in ihren Diözesen freizugeben. Und ich denkem daß viele Gruppen danach verlangen werden. Viele Priester kommen zu uns zu Besuch, um die Feier der Traditionellen Messe zu erlenen. Wir haben dazu sogar eine eigene DVD produziert.

Frage: Wie geht es mit dem Bau Ihres neuen Seminars voran? Haben sie auch Seminaristen aus anderen Brasilianischen Diözesen und aus dem Ausland?

Bischof Rifan: Der Bau unseres neuen Seminars macht Fortschritte. Wir hoffen, nächstes Jahr dort einziehen zu können – auch wenn es dann erst halb fertig ist. Wir brauchen Unterstützung. Es gibt bei uns einige Seminaristen aus anderen Diözesen, aber die Mehrheit ist von hier. Gegenwärtig haben wir 30 Seminaristen, doch das neue Seminar wird 80 Studenten Platz bieten.

Frage: Sie sind viel in den USA gereist. Glauben sie, daß es dort großes Potential für das Wachstum der traditionellen Messe gibt, oder sehen sie dort eher ein geringeres Interesse?

Rifan: Die Vereinigten Staaten sind wohl – nach Frankreich – das Land mit der größten Nachfrage nach der Traditionellen Messe. In den USA und Kanada wird die alte Messe an etwas 600 Orten gefeiert, es gibt eine große Nachfrage.

Frage: Haben Sie noch Freunde in der Priesterbruderschaft St. Pius X? Und falls ja – was sagen Sie ihnen über eine zukünftige Aussöhnung mit dem heiligen Stuhl? Glauben Sie, daß es nach der Freigabe der traditionellen Messe zumindest eine Chance für eine Zwischenlösung gibt, auch wenn das noch keine volle Übereinkunft sein sollte?

Bischof Rifan: Ja, ich habe dort noch Freunde. Einige vertreten die Meinung, daß die Rekonziliation gruppenweise erfolgen sollte – jede in ihrer eigenen Diözese. Aber wir fürchten, daß die Hardliner ganz ins Schisma abdriften werden. Hoffentlich bringt uns die Freiheit für die Alte Messe wieder näher zusammen. Aber es gibt bei vielen eine überkritische Grundeinstellun, die immer nur das Negative wahrnimmt und so alles verkompliziert. Sie sind sich der Irregularität ihrer Situation noch nicht bewußt und erkennen noch nicht die theologische Notwendigkeit einer kanonischen Regularisierung und der Wiederherstellung der vollen Einheit mit der Kirche.

Frage: Eine persönliche Bemerkung: Sie waren lange Zeit der persönliche Sekretär von Bischof de Castro Mayer. Wenn sie jetzt an die dramatischen Ereignisse vom Sommer 1988 zurückdenken – was glauben Sie hätte ein Motu Proprio wie "Summorum Pontificum" für Bischof des Castro Mayer bedeutet?

Bischof Rifan: Ich denke, er wäre sehr glücklich gewesen. Bischof Castro Mayer war immer einMann der Kirche und dem Lehramt treu ergeben. Das ist aus seinem ganzen geschriebenen Werk zu erschließen. Am Tag meiner Bischofsweihe habe ich in Anwesenheit von Cardinal Castrillon und allen anderen Bischöfen gesagt, daß unsere Regularisierung auch die Weidereinsetzung von Bischof Castro de Mayer bedeute – und dafür erhielt ich Beifall auch von den Bischöfen.

Frage: Bischof Rifan, wir kennen nun den Inahlt von Summorum Pontificum und des päpstlichen Begleitschreibens. Viele Katholiken in der ganzen Welt sind voller Dankbarkeit gegenüber dem Papst, aber sie befürchten, daß sie trotz dieser Entwicklung Geiseln einer feindseligen Situation bleiben, falls ihre Bischöfe nicht vorhaben, dem Willen des Papstes zu folgen – so wie wie es damals bei Motu Proprio "Ecclesia Dei" war. Was ändert sich denn nun durch das neue Motu Prgegenüber dem Indult-Verfahren, das Papst Paul II. Mit "Quattuor abhinc Annos" und seinem Motu Proprio "Ecclesia Dei" eingerichtete hatte.

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Bei der Spendung der hl. Kommunion

Bischof Rifan: Härten wird es immer geben. Das Kreuz ist ja auch eines der Zeichen für Gottes Gnade. Aber dieses Motu Proprio unterscheidet sich doch ganz beträchtlich von den früheren zur Messe des hl. Pius V. Die anderen rieten – dieses ordnet an und gibt präzise Regeln. Und es errichtet eine Instanz in der römischen Kurie, an die man sich wenden kann, wenn das, was hier angeordnet wird, verletzt oder nicht erfüllt wird.

Frage: Können Sie uns einen Überblick geben, wie nach ihrem Verständnis eine Gruppe von Gläubigen vorgehen sollte, um Zugang zur Messe nach dem älteren Usus zu erreichen?

Bischof Rifan: Vor allem müssen sich die Gläubigen, die die heilige Messe in der außerordentlichen Form feiern wollen, an die Abläufe halten, die das Motu Proprio vorgibt. Als ersten Schritt sollten sie einen Priester suchen – oder ihn davon überzeugen – der die bereit ist, diese Messe "außerplanmäßig" zu feiern. Das sollte nicht so schwer sein, da die Priester jetzt das Recht dazu haben, und dann können sie an dieser Messe teilnehmen.

Wenn die Gruppe dann größer wird, können sie den Pfarrer bitten, eine planmäßige Messe für sie einzurichten, vor allem an Sonntagen. Und letztlich können sie beim Bischof die Einrichtung einer Personalpfarrei beantragen, das wäre der Idealfall, mit der hl. Messe, dem Religionsunterricht, der ganzen Seelsorge und dem Pfarreileben entsprechend dem älteren Gebrauch.

Frage: Gibt es in dem Ablauf irgendwelche Garantien für die Gläubigen, die diese Form der Messe feiern wollen?

Bischof Rifan: Nach dem Motu Proprio kann ein Bischof einen Priester weder daran hindern, diese Messe außerplanmäßig zu feiern, noch die Gläubigen, daran teilzunehmen (Art. 2 und 4). Er kann überhaupt nichts gegen das Motu Proprio unternehmen – falls doch, kann man sich an Rom wenden.

Frage: Euer Excellenz, wir sind besonders intersssiert an Art. 7. von Summorum Pontificum, worin es heißt:

7.Wo irgendeine Gruppe von Laien durch den Pfarrer nicht erhalten sollte, worum sie nach Art. 5 § 1 bittet, hat sie den Diözesanbischof davon in Kenntnis zu setzen. Der Bischof wird nachdrücklich ersucht, ihrem Wunsch zu entsprechen. Wenn er für eine Feier dieser Art nicht sorgen kann, ist die Sache der Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" mitzuteilen.

Können sich auch Laien an die Kommission wenden und an Rom appellieren, wenn der Ortsbischof nicht bereit ist, Rom die Angelegenheit vorzutragen?

Bischof Rifan: Nicht nur Priester, auch die Laien können die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei anrufen, die mit päpstlicher Vollmacht für dieserAngelegenheiten ausgestattet ist.

Frage: Angenommen, ein Laie wendet sich in einem Fall von Art. 7 direkt an Ecclesia Dei – hätte dann die Kommission auch die Macht zur Lösung des Problems?

Bischof Rifan: In dem dokument wird klar ausgedrückt, daß der Papst der Kommission Ecclesia Dei nun größere Vollmachten als zuvor erteilt hat – so geht es aus Artikel 12 hervor, wonach sie "die Autorität des Heiligen Stuhles ausüben (wird), indem sie über die Beachtung und Anwendung dieser Anordnungen wacht."

Frage: Bischof Rifan, in seinem Begleitschreiben schreibt Papst Benedikt: "Um die volle communio zu leben, können die Priester, die den Gemeinschaften des alten Usus zugehören, selbstverständlich die Zelebration nach den neuen liturgischen Büchern nicht aus Prinzip ausschließen." Das ist zwar nicht Bestandteil des Gesetzestextes, aber bedeutet das, daß die Priester der Gemeinschaften, die die außerordentliche Form pflegen, dazu gezwungen werden können, den Ritus in der regulären Form zu zelebrieren?

Bischof Rifan: Niemand wird dazu gezwungen werden, im neuen Ritus zu zelebrieren. Aber man kann die Möglichkeit nicht im Grundsatz ausschließen. Auch wenn die Messe ausschließlich nach dem Ritus des hl. Pius V. gefeiert wird, so wie wir das in unserer Apostolischen Administration mit Genehmigung des Heiligen Stuhles handhaben, kann man die Möglichkeit zur Zelebration in der regulären Form nicht grundsätzlich ausschließen – das ist eine Frage des Zusammenhaltes, daruaf kommt es dem Papst an.

Die Feier eines von der Kirche genehmigten katholischen Ritus aus Prinzip auszuschließen wäre kein Zeichen für eine katholische Geisteshaltung. Wenn man damit die Katholizität des neuen Ritus in Frage stellen wollte, wäre das darüberhinaus eine Haltung mit falschen theologischen Implikationen, weil man dadurch die Katholizität eines Ritus in Zweifel ziehen würde, der von der höchsten Autorität und im Namen des Lehramtes für die ganze Kirche erlassen worden ist.


Bischof Fernando Areas Rifan ist Oberhirte der zur Zeit einzigen Apostolischen Administratur, deren Angehörige (Klerus und Laien) ausschließlich die Liturgie und die Texte des Älteren Gebrauchs nach den Büchern von 1962 verwenden. Wir übernehmen das Interview mit freundlicher Genehmigung von New Catholic Rorate Caeli vom 11. Juli 2007. Übersetzung: AG Motu Proprio