Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Das Kreuz steht wieder im Mittelpunkt

Paolo Rodari zur ersten Papstmesse mit dem neuen Zeremonienmeister Guido Marini

Orientierung – das ist das wichtigste. Wenn sie fehlt, wird die zum Gebet versammelte Gemeinde zum geschlossenen Kreis, der sich selbst nicht mehr überschreiten kann, der nicht mehr in der Lage ist, aufzureißen für die Größe dessen der kommt, des Herrn, den sie durchbohrt haben. Wenn das fehlt, schließt sich die Gemeinde in sich selbst ab und verkommt zu einer selbstbezogenen und selbstgenügenden Gemeinschaft. In einer solchen Gemeinschaftkann das Zwiegespräch mit dem, der darüber hinausgeht, nicht zustandekommen, jede Rede wird selbstreferentiell.

In diesem Mangel an Orientierung in der hl. Liturgie liegt ein großes Risiko, und Benedikt XVI. versucht, seine Gläubigen diesem Risiko nicht länger auszusetzen. Das ist ein schwieriges, ein sehr schwieriges Vorhaben, vor allem wegen der vielen Ungehorsamen innerhalb und außerhalb der geheiligten Mauern, die in der Absicht zur Vermeidung dieses Risikos eine absurde Rückwendung zur Vergangenheit sehen. Aber es bleibt ein notwendiges, ein unerläßliches Vorhaben, weil sonst das, was man betet (lex orandi) etwas anderes wird als das, was man glauben soll (lex credendi).

Im vergangenen Oktober hat Benedikt XVI.die Initiative ergriffen und um die Liturgie wieder zu dem zu machen, was sie sein sollte, einen neuen päpstlichen Zeremonienmeister ernannt: Den Genueser „Siri-Mann“ Msgr Guido Marini als Ablösung für den sehr liberalen „Bugnini-Mann“ Msgr. Piero – auch er ein Marini. Es heißt, daß G. Marini dem Motu Proprio „Summorum Pontificum“, mit dem der Papst den alten Ritus freigeben will, zugeneigt ist. Und das ist er wirklich, weil er – wie der Papst – die Bedeutung erkennt, die der Orientierung gegen Osten hier zukommt.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor zwei Tagen, am 5. November, bei der vom Papst gefeierten Heilige Messe zum Gedächtnis der im letzten Jahr verstorbenen Bischöfe und Kardinäle, ist G. Marini den Erwartungen, die in ihn gesetzt worden waren, gerecht geworden,. Diese Messe findet findet an einem außerordentlich hervorgehobenen Ort statt, am Altar der Cathedra in der Peterskirche, der von Bernini in den Jahren zwischen 1656 und 1665 gestaltet worden ist. Er besteht aus vier gewaltigen Statuen von Kirchenlehrern, die einen broncenen Thron tragen, der seinerseits einen hölzernen Sitz enthält, der der Überlieferung nach dem hl. Petrus gehörte.

Marini hat diese Zeremonie in einer gemessenen und spirituellen Weise geleitet. Einige Tage vorher hatte er gesagt: „Meine Aufgabe ist es nicht, etwas zu erfinden, sondern die liturgischen Vorgaben gewissenhaft einzuhalten“ - und genau das hat er getan. Während der ganzen Messe stand er mit gefalteten Händen neben dem Papst, wie es sich gehört. Er trug ein reichlich mit Spitzen besetztes Rochet, das man nach Jahren des Vergessens für diesen Anlaß entmottet hatte.

Die Liturgie war eine prächtige Wiederkehr der Orientierung gen Osten, hin zum wiederkommenden Herrn, zu ihm der über die Berge kommt und den Weg zum Heil zeigt. Das hatte viel von der Atmosphäre der alten, der vorkonziliaren Messe, und das geschah vor allem dadurch, daß das Kruzifix wieder auf der Mitte des Altares stand, mit 6 Kerzenleuchtern rechts und links daneben aufgestellt, wie es sich gehört.

Benedikt XVI zelebrierte dem Volk zugewandt, aber durch die Rückführung des Kreuzes von seitlich des Altares zu dessen Zentrum schuf er einen gemeinsamen Zielpunkt für seinen Blick und den der Gemeinde und setzte so ein Zeichen für eine korrekte und demokratische Vision rechter liturgischer Praxis.

In seiner „Einführung in den Geist der Liturgie“ hatte es der damalige Kardinal Ratzinger auf den Punkt gebracht: „Zu den wahrhaft absurden Erscheinungen der letzten Jahrzehnte zähle ich es , daß man das Kreuz auf die Seite stellte, um den Blick zum Priester freizugeben. Stört das Kreuz bei der Eucharistie? Ist der Priester wichtiger als der Herr?“.

Natürlich nicht. Das Kreuz so wie hier aufzustellen hat eine große, eine sehr große Bedeutung. Es steht in der Tradition einer uralten Übung, die bis an die Schwelle zur Zeit der Apostel zurückreicht. Ein Brauch, der mehr als alles andere zu jener „Hinwendung zum Herrn“ verhilft, von der Augustinus spricht, diese Hinwendung des Blickes, die uns erlaubt, zu erkennen, daß die Erlösung, nach der wir uns ausstrecken, nur von dem kommen kann, was jenseits von uns liegt. Wenn die Liturgie keine Orientierung hat, dann fehlt auch die Orientierung des ganzen Glaubenslebens.

Die Mese am vergangenen Montag gab auch Gelegenheit, andere alte Gebräuche glänzen zu lassen. Sie war wie eine Generalprobe für eine erste öffentliche Messfeier im alten Ritus, die, wie es heißt, in den nächsten Monaten stattfinden soll. Für den Anfang ließ man es neben der Aufstellung des Kreuzes in der Mitte des Altares mit einer Rückkehr zur spitzenverzierten Albe unter den Messgewändern bewenden. Benedikt XVI. trug eine der Alben von Johannes XXIII:, die für viele Jahre zusammengelegt unter den anderen Schätzen der päpstlichen Sakristei geruht hatte. Es gibt viele Schätze, die einer Wiederentdeckung harren.

Wir entnehmen diesen Kommentar dem Blog des „Vaticanista“ Paolo Rodari: PalazzoApostolico.it.