„Messe im Gregorianischen Ritus künftig in allen Pfarreien“
Damian Thompson berichtet von der Pressekonferenz von Dario Cardinal Hoyos in London am 14. 6. 2008
14. 6. 2008
Mit dem Vorbehalt, daß bisher nur diese eine Quelle zur Verfügung steht, übernehmen wir hier einen Bericht von Damian Thompson in telegraph.co.uk über die heutige Pressekonferenz von Dario Cardinal Castrillon Hoyos in London. Sobald zusätzliche Informationen bekannt werden, werden wir sie hier ebenfals mitteilen.
Damian Thompson hat inzwischen einige geringfügige redaktionelle Ergänzungen an diesem Text vorgenommen, die nichts am wesentlichen Inhalt ändern, wir tragen diese und eventuelle künftige Änderungen hier in der Regel unkommentiert nach, um die Übereinstimmung mit dem Text auf Thompsons Website sicherzustellen.
Ein Kardinal sagt, wo's lang geht
Die traditionelle lateinische Messe, die vom Vatikan 40 Jahre lang faktisch verboten war, wird in jeder römisch-katholischen Pfarrei von England und Wales wieder gefeiert werden - so der für die lateinische Liturgie zuständige Kardinal heute bei einer Pressekonferenz in London.
Außerdem müssen alle englischen Seminare die zukünftigen Priester in der Zelebration der alten Messe ausbilden, so daß sie sie in allen Pfarreien feiern können. Katholische Gemeinden in der ganzen Welt werden besondere Instruktionen erhalten, wie sie mit der alten Form des Ritus umzugehen haben, der früher auch als "tridentinischer Ritus" bezeichnet wurde.
Diese Ankündigung, die Dario Cardinal Hoyos heute im Namen von Papst Benedikt vornahm, wird katholische Liberale aus der Fassung bringen, darunter auch viele Bischöfe von England und Wales, die sich dem letztjährigen Dekret des Papstes widersetzt hatten, der ihnen die Macht genommen hatte, die Feier der alten Messe zu verhindern.
Offenbar will der Papst jetzt bei der Förderung der alten Liturgie noch wesentlich weiter gehen. Auf die Frage, ob die alte Messe künftig in vielen normalen Pfarreien gefeiert würde, antwortrete Kardinal Hoyos: „Nicht in vielen - in allen. Der Heilige Vater ermöglicht das nicht nur den wenigen Gruppen, die danach verlangen, sondern will, daß alle diese Art der Feier der hl. Eucharistie kennenlernen.“
Im traditionellen Ritus schaut der Priester in die gleiche Richtung wie die Gläubigen und liest die meisten Gebete mit so leiser Stimme, daß man praktisch nichts davon hört. Cardinal Castrillon erklärte, daß diese ehrfürchtige Stille einer der Reichtümer ist, die die Katholiken wieder entdecken sollten und die junge Gläubige erstmals kennenlernen würden.
Der Papst wird den alten Ritus, der nach dem Willen des Kardinals als der "Gregorianische Ritus" bezeichnet werden sollte, auch dort wieder einführen, wo die Gemeinden nicht darum gebeten haben. "Die Gläubigen kennen ihn nicht, und deshalb fragen sie auch nicht danach", führte er dazu aus. Die reformierte Messe, die 1970 nach dem 2. vatikanischen Konzil eingeführt worden war, habe zu "vielen, vielen, vielen Mißbräuchen" geführt, sagte der Kardinal und fügte hinzu: "Die Erfahrungen der letzten 40 Jahre waren nicht immer so gut. Viele Menschen haben den Sinn für die Verehrung Gotters verloren, und diese Mißbräuche führen dazu, daß viele Kinder nicht mehr wissen, wie man sich in der Gegenwart Gottes verhält.
Der neue Ritus werde jedoch keinesfalls abgeschafft. Der Papst wünsche, daß die beiden Formen der Messe einvernehmlich nebeneinander bestehen.
In der Praxis werden diese tiefgreifenden liturgischen Veränderungen heftige Auseinandersetzungen auslösen. Bei der Pressekonferenz warf ein Vertreter des Liberalen Magazins "Tablet", das den englischen Bischöfen nahesteht, dem Kardinal vor, daß die neuen Veränderungen in der Liturgie bedeuteten, zurück in die Vergangenheit zu gehen.
Liberale Bischöfe in England und USA haben bislang versucht, die Umsetzung des päpstlichen Dekretes von 2007 dadurch einzuschränken, daß sie erklärten, diese Regeln verlangten eine „stabile Gruppe von Gläubigen“ als Voraussetzung zur Feier der alten Messe. Kardinal Castrillon erklärte jetzt, daß eine solche Gruppe auch aus drei Leuten bestehen könne, die nicht aus der gleichen Pfarrei kommen müßten.
Der Kardinal, der der Vorsitzende der päpstlichen Kommission Ecclesia Dei ist, gab diese Erklärungen ab, bevor er eine traditionelle Lateinische Messe in der Kathedrale von Westminster feierte – das erste mal seit 40 Jahren, daß dort ein Kardinal diese Messe zelebrierte. Ein Kommentar der Katholischen Kirche von England und Wales war zunächst nicht zu erhalten.
Der vorhergehende Absatz wurde gegen Abend durch den folgend wiedergegebenen Absatz ersetzt:
Die volle Umsetzung dieser Änderungen werde einige Jahre beanspruchen, fügte der Kardinal hinzu, so wie auch das Zweite Vatikanische Konzil lange Zeit zu seiner Umsetzung benötigt habe. Er unterstrich, daß die allgemeine Wiedereinführung der alten Messe keinen Widerspruch zu den Lehren des Konzils bedeute.