Was diese Woche sonst noch geschah
26. Woche
28. 6. 2008
Erzbischof Burke geht nach Rom
Mit großer innerer Bewegung teilte der Erbischof von St. Louis am Freitag der Öffentlichkeit mit, daß er seine erst vor vier Jahren übernommene Diözese verlassen und nach Rom gehen wird, um die Position des Vorsitzenden der Signatura, des höchsten Gerichtshofes der Kirche, zu übernehmen. Erzbischof Raimond Burke war vorbildlich in der Umsetzung des Motu Proprio Summorum Pontificum, dessen Förderung er mehrfach durch Zelebrationen und Priesterweihen im alten Ritus sowie durch die Einrichtung von Personalpfarreien unterstrichen hat.
Mindestens ebenso wichtig für die Wiedergewinnung einer katholischen Identität der Kirche in den USA war die kompromisslose Haltung des Kirchenrechtlers in Fragen der Lehre und der Moral. In USA ist es Alltag, daß katholische Politiker, die mit ihren politischen Positionen im Gegensatz zur Lehre der Kirche z.B. in der Frage der Abtreibung stehen, demonstrativ zur Kommunion gehen, um katholische Wähler zu beeindrucken. Burke gehörte zu den wenigen Oberhirten, die erklärten, daß in solchen Fällen in seinem Amtsbereich keine Kommunion an „öffentliche Sünder“ gespendet werden könne.
Ebenso kompromisslos war Burke bei der Aufrechterhaltung der rechtlich geforderten Disziplin. Er erklärte für seine Diözese mehrfach die Exkommunikation von Theologen, Priestern und Ordensschwestern, die trotz mehrfacher Ermahnung nicht von ihren kirchenfeindlichen ultraliberalen oder ultra-traditionalistischen Aktivitäten oder Veröffentlichungen abgerückt waren. Erst in der vergangenen Woche maßregelte er eine Ordensschwester, die sich an vorgetäuschten "Priesterinnenweihen" beteiligt hatte: Sie darf künftig in St. Louis in keiner Weise mehr tätig werden.
Unter diesen Umständen ist es nicht überraschend, daß nicht alle Katholiken von St. Louis den Weggang von Burke bedauern. Viele hoffen auf eine Rückkehr zum alten Laissez-faire. Man kann jedoch zuversichtlich sein, daß der Papst zusammen mit dem ehemaligen Erzbischof von St. Louis - die bisherige Funktion Burkes ist bereits mit der Annahme des Rufes nach Rom erloschen - einen guten Nachfolger finden wird.
Personalpfarrei für den alten Ritus in England
St. Vincent in Liverpool
Einige Einzelheiten der von The Catholic Herald gemeldeten Einrichtung sind noch unklar, aber sie klingen vielversprechend. Danach handelt es sich bei der Kirche St Vincent de Paul in Liverpool um eine der innerstädtischen Kirchen, die in den vergangenen Jahren durch den Rückgang der Gläubigenzahlen und die Verschiebungen in der Stadtdemographie nahezu "unhaltbar" geworden sind. Vor die Alternative gestellt, die vom dem Neo-Gotik-Architekten Augustus Pugin (das ist der gleiche, der auch das Parlament in London gebaut hat) entworfene Kirche entweder zu schließen oder in eine Personalpfarrei umzuwandeln, hat sich die Diözese offenbar für letzteres entschieden.
Eine informative Darstellung der Situation samt aufschlußreichen Leserzuschriften bringt WDTPRS. Kirchenpolitisch ist der Vorgang insofern von Bedeutung, als damit eine weitere Diözese von der bisher von der englischen Bischofskonferenz vorgegebenen Linie abgerückt ist, keine Personalpfarreien für den alten Ritus zuzulassen.
Unklare Situation bei der Piusbruderschaft.
Typisch für die unklare Situation bei der Piusbruderschaft ist eine Aussage des französischen Sprechers der Organisation vom 27. Juni: "Die SSPX hat nicht die Absicht, auf das vom Vatikan gestellte Ultimatum zu antworten... Bischof Fellay hat gestern einen Brief en den Vatian gerichtet."
Hat er einen Brief geschrieben, daß er keinen Brief schreiben will? Wir müssen abwarten. Indessen gehen die Wogen hoch. Die 4 Bischöfe der Bruderschaft haben sich zu verschiedenen Gelegenheiten in einer Weise geäßert, die nach einer Ablehnung des römischen Angebotes klingt, ohne sich wirklich entsprechend festzulegen. In den Diskussionsforen, die von vielen Anhänger der SSPX besucht werden (z.B. Angelqueen und - deutlich seriöser und verständigungsbereiter - Rorate Caeli) ist eine heftige Auseinandersetzung zu beobachten. Eine große Gruppe von Gläubigen will, daß die Führung der SSPX die vom Papst ausgestreckte Hand ergreift und die fällige Diskussion der offenen Fragen in voller Einheit mit Rom durchführt. Die „Hardliner“ vertreten mehr oder weniger offen sedisvakantistische Positionen (d.h. sie lehnen trotz abstrakten Bekenntnisses zum „Ewigen Rom“ die Autorität des gegenwärtigen Papstes ab) und verlangen, daß zunächst Papst Benedikt sich zu ihrer Position „bekehren“ müsse.
Ludwig Ring-Eifel und KNA
Für viele deutsche Katholiken ist es ein dauerndes Ärgernis, daß die von Ludwig Ring-Eifel als Chefredakteur geleitete „Katholische Nachrichtenagentur“ KNA sich seit vielen Jahren in Themensetzung und Inhalt als Sprachrohr der eher romfeindlichen Fraktion des deutschen Katholizismus darstellt. Die Bemühungen des Papstes zur Reform der Liturgie durch die Wiederbelebung eines Geistes der Ehrfurcht und des Geheimnisses wurden bisher dort entweder heruntergespielt, verschwiegen oder konterkariert.
Von daher ist es höchst bemerkenswert, daß KNA in dieser Woche ungewohnt sachlich über das Interview des Osservatore Romano mit Msgr. Guido Marini berichtet hat und Ludwig Ring-Eifel in einem persönlich gezeichneten Kommentar für die Schwester-Agentur in der Schweiz ebenfalls überwiegend sachlich über das Angebot des Papstes an die SSPX informierte.
Keine Messdienerinnen in Mazomanie, Wi, USA
Nicht, daß wir diese auf WDTPRS mitgeteilte Nachricht für weltbewegend hielten, aber sie erscheint uns aus zwei Gründen auch hierzulande beachtenswert. Zum einen, weil sie der Erinnerung daran dienen kann, daß der Einsatz von weiblichen Messdienern ebenso auf eine dem Papst abgetrotzte Ausnahmeregelung zurückgeht wie die Handkommunion. Zum zweiten aber wegen der ganz verzüglichen Begründung, die einer der für die Seelsorge im Pfarrverband zuständigen Geistlichen in einem Interview mit der Lokalzeitung für die Neuregelung gegeben hat:
'Der Dienst am Altar ist Jungen vorbehalten, um Berufungen für das Priesteramt zu fördern' erklärte Hw. Jared Hood in einem Gespräch. Er sagte, er sei Mitglied der Gesellschaft von Jesus Christus dem Priester, einer religiösen Gemeinschaft, die es sich zur besonderen Aufgabe gemacht, Jungen für das Priestertum zu begeistern. Die Gemeinschaft hat der Diözese Madison, die derzeit Pfarreien wegen des Priestermangels zusammenlegen muß, ihre Dienste angeboten.
'Viele Priester haben als Messdiener angefangen' sagte Hood weiter, 'Ohne den Kontakt zu Priestern kommen die Jungen noch nicht einmal auf die Idee, über eine mögliche Berufung nachzudenken'. Er selbst sei mit der Gemeinschaft, der er heute angehört als Messdiener in New Jersey zum ersten Mal in Berührung gekommen."
Dem ist wenig hinzuzufügen. Der Bericht bei WDTPRS hat inzwischen übrigens mehr als 120 Leserzuschriften provoziert - einige höchst informativ.