Bereichsnavigation Themen:

Feindliche Übernahme

Bild: Signorelli, Predigt des Antichrist, DetailAls „feindliche Übernahme“ der Kirche durch ihre Feinde im Innern hat Kardinal Müller dieser Tage die scheinsynodalen Aktivitäten in Deutschland und anderswo bezeichnet. Schon vor dem Kardinalskonsistorium im August waren in Rom Gerüchte in Umlauf, der Bischof von Rom plane die Ernennung einen „Koadjutors mit dem Recht der Nachfolge“ – das wäre ein Versuch zur Präjudizierung, wenn nicht sogar Entmachtung des Kardinalskollegiums, dem die seit langem geltende Kirchenverfassung die Aufgabe der Papstwahl zuweist. Das wäre ein Putsch, wie er im südamerikanischen Bilderbuch steht. Freilich: Das Kardinalskonsistorium ging ohne einen solchen dramatischen Schritt vorüber – Franziskus hatte es zu einer reinen Ausgabe der Tagesparole an die Neokardinäle reduziert.

Trotzdem wollen die Befürchtigen über einen bevorstehenden Staatsstreich, oder die feindliche Übernahme, um mit Kardinal Müller zu sprechen, nicht verstummen. Verschiedene Ereignisse und Stellungnahmen um den 60. Jahrestag der Konzilseröffnung haben dem neuen Auftrieb gegeben. Wieder steht das Schlagwort von der „Synode“ im Mittelpunkt, diesmal aber nicht von der deutschen Apostatenversammlung, sondern von deren römischem Gegenstück, der „Synodensynode“, der von Franziskus und seinen Mitverschwörern immer erkennbarer die Aufgabe zugedacht wird, eine „neue Kirche“ zu etablieren.

Seit ihrer ersten Ankündigung im Frühjahr 2021 hat diese Synode einen bemerkenwerten Weg genommen. Das Instrument der „Bischofssynoden“ war nach Ende des Konzils von Papst Paul VI. mit der Motu Proprio „Apostolica Sollicitudo“ zur Stärkung der Kollegialität innerhalb des weltweiten Episkopats (wieder) eingerichtet worden. In etwa dieser Grundlage entsprechend hatten im Vatikan auch bereits in den Jahren 2019 (Amazonassynode) und 2015 (Familiensynode) stattgefunden. „In etwa“, weil bereits bei diesen Veranstaltungen die Bischöfe nicht wie von Papst Paul VI: vorgesehen als Nachfolger des Apostlkollegiums ernst genommen, sondern durch vielerlei Geschäftsordnungstricks und Täuschungsmanöver auf den Status von Akklamateuren päpstlicher Vorentscheidungen reduziert worden waren. Hier geht es weiterFür die „Synodensynode“ wurde das sogar satzungsmäßig erweitert, indem nicht nur Bischöfe der Weltkirche, sondern auch Laienorganisationen und sogar Nicht-Katholiken auf unbestimmte Weise in die Beratungen eingebunden werden sollen. Konsequenterweise wird seit einiger Zeit denn auch nicht mehr von einer „Bischofssynode“ gesprochen, sondern von einer (Welt)Synode, die auf völlig unbestimmte Weise Beschlüsse oder Ratschläge zur Zukunft der Kirche erarbeiten soll. Das einzige, was man als sicher annehmen kann, ist daß auch diese Weltsynode vollständig vom Willen des Papstes und seiner Hintermänner abhängig sein soll. Sie bestimmen die Themen und die Tagesordnung, sie entscheiden, wer mitreden darf und gehört werden soll. Gerade dieser Tage hat Franziskus seinen ganz und gar nicht vom Geist des Zuhörens geprägten Machtanspruch dadurch bekräftigt, daß er die Laufzeit der Weltsynode auf (zunächst) vier Jahre verlängert hat.

Robert Royal von Catholic Thing ist nicht der einzige Bobachter, der danach befürchtet, diese Synodensynode solle schrittweise zu einem „III. Vatikanischen Konzi“ ausgebaut werden. Und zwar zu einem Vatican III, das im Gegensatz zu allen bisherigen römischen Beschwörungen und Einforderungen unbedingter Konzilstreue (gegenüber1965) weit über dieses Konzil hinausgehen solle und die Kirche zu einer gänzlich neuartigen Gestalt umbauen solle, die weitaus mehr mit dem deutschen Synodalen Weg und kaum noch etwas mit dem Auftrag Christi gemein haben würde.

Die schrittweise Aushöhlung und Neubestimmung des Begriffes „Synode“ in 9 Jahren der Franziskus-Herrschaft zeigt, wie man sich das vorstellen muß: Aus einem Beratungsgremiem des Papstes mit seinen Mitbrüdern im Amt der Apostelnachfolge macht er eine Art Kirchenparlament, dessen Abgeordnete allein dadurch bestimmt werden, daß sie von oben „eingeladen“ werden. Und die keine andere Aufgabe haben, als die ihnen zugeleiteten Direktiven abzunicken. Das auf dem II. Vatikanum entwickelten Bild vom Bischofsamt und dessen Aufnahme in „Apostolica Sollicitudo“ ist darin nicht mehr wieder zu erkennen.

Jüngste Äußerungen des Synodensekretärs Grech lassen erkennen, daß genau das die Aufgabe der Weltsynode sein soll: Nun, nachdem das II. Vatikanum seine Aufgabe erfüllt hat, die vorhergehenden Konzilien der Kirche zu relativieren und für überholt zu erklären, jetzt auch das II. Vatikanum selbst zu überwinden und den Weg in eine neue von allen Bindungen der Vergangenheit befreite Zukunft zu öffnen. Wer sich aber dieser Umwandlung in den Weg stellt, muß schon heute damit rechnen, von Franzikus als ewig Gestriger verleumdet zu werden und morgen mit Exkommunikation bedroht zu werden.

Die pseudo-theologischen Grundlagen dafür sind unter dem Regime des Konzilsgeistes seit Jahrzehnten gelegt worden. In den Worten von Karl Rahner SJ : „Das Konzil hat einen Anfang für den aggiornamento, für die Erneuerung, gesetzt, ja sogar für die immer fällige Buße und Bekehrung: Den Anfang des Anfangs. Das ist viel. Aber eben nur der Anfang des Anfangs.“

Wer dem Konzil treu sein will – so die Folgerung der Konzils-Ungeister – muß sich von ihm lösen und darüber hinausgehen; immer wieder und immer weiter. Papst Johannes-Paul II. hat spät, aber nicht zu spät das Zerstörungspotential dieser satanischen Formel erkannt und versucht, dem entgegenzuwirken. Papst Benedikt XVI. hat diesen Rettungsversuch zunächst mit größerer Konsequenz fortgeführt – bis seine Kraft erlahmte. Dann hat ihn die Rahner Kamarilla (SJ) nach einigen Teilerfolgen aus dem Amt gemobbt. Die (theologisch schmalspurigen, aber machtpolitisch breitbeinigen) Rahner-Erben haben einen Nachfolger installiert, den am II. Vatikanum nur noch eines interessiert; Das Potential, alle Konzilien, alle Dogmen, alle Lehren Christi, zu relativieren, zu delegitimieren und aus den Angeln zu haben. Die Kirche nach dem Bild Christi ist ihnen verhaßt: Nur das, was nach ihrem eigenen Bild und Gleichnis ist, wollen sie akzeptieren.

Denn so hat es ihnen die alte Schlange eingeflüstert.

Zusätzliche Informationen