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Reform und Kontinuität gehören zusammen!

Der Papst auf seinem thron sitzendImmer wieder konnte man hören oder lesen, der Papst verlange für die Interpretation des 2. Vatikanischen Konzils nicht eine „Hermeneutik der Kontinuität“, sondern eine „Hermeneutik der Reform“ – und das sei wohl doch etwas anderes. Zwar haben wir und andere immer wieder darauf hingewiesen, daß der Papst ausweislich seiner eigenen Schriften beide Ausdrücke benutze und offenbar auch gleich verstehe – aber die Gegenüberstellung von „Reform“ und „Kontinuität“ wurde immer wieder von den verschiedensten Seiten vorgetragen.

Nun hat der Papst dem selbst ein Ende gemacht. In seiner Grußadresse an die Vollversammlung der italienischen Bischofskonferenz hat er das Thema eigens behandelt und Klarheit darüber geschaffen, daß Reform und Kontinuität für ihn untrennbar zusammen gehören.

im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Gedenken des 50. Jahrestags der Konzilseröffnung führte der Papst aus:

Möge der 50. Jahrestag, den wir im Herbst feiern, Gelegenheit bieten, das Studium seiner Dokumente zu vertiefen - das ist die Voraussetzung für seine lebendige und gläubige Umsetzung. Der sel. Papst Johannes XXIII. betonte dazu in seiner Eröffnungsansprache: „Die Hauptaufgabe des Konzils liegt darin, das heilige Überlieferungsgut (depositum) der christlichen Lehre mit wirksameren Methoden zu bewahren und zu erklären.“ (Hier der ganze Text). Es lohnt sich, diese Worte erneut zu lesen und darüber nachzudenken.

Papst Johannes XXIII. forderte die Konzilsväter dazu auf, die zeitlose Lehre der Kirche in Kontinuität zu ihrer tausendjährigen Tradition so zu vertiefen und darzulegen,daß sie „rein, unvermindert und ohne Entstellung“ aber auf neue Weise, überliefert werde, „wie unsere Zeit es verlangt“. Das ist der Schlüssel für seine Lektüre und sein Verständnis. Dem entspricht keinesfalls die Sicht einer Hermeneutik von Diskontinuität und Bruch, sondern einer Hermeneutik der Kontinuität und der Reform. Wenn man in diesem Sinne auf das Konzil hört und seine lehramtlichen Hinweise aufnimmt, gibt uns das einen sicheren Weg dafür, wie die Kirche wirkungsvoll auf die großen gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen unserer Zeit antworten kann, die sich so sichtbar auch im Bereich der Religion auswirken."

Es scheint, in seinem 85. Lebensjahr und im nunmehr siebten Jahre seines Pontifikats wird der Papst zunehmend ungeduldig mit denen, die seine oft sehr behutsam vorgetragenen Wegweisungen nicht wahrnehmen wollen – und reagiert darauf mit Aussagen, die mißzuverstehen oder ganz zu überhören immer schwerer fallen dürfte.

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