Kein Zwei-Fronten-Krieg, bitte!
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- 05. Februar 2019
Zur Auflösung der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei im Januar hatte die Piusbruderschaft eine Erklärung veröffentlicht, die nicht nur bei uns Irritation ausgelöst hat: Zu deutlich war der Unterton von Genugtuung und Rechthaberei gegenüber den bisher von dieser Kommission betreuten Gemeinschaften, deren größte, die Petrusbruderschaft, seinerzeit aus der Piusbruderschaft hervorgegangen ist, weil sie die gegen ausdrücklichen Willen des Papstes vorgenommenen Bischofsweihen nicht mittragen wollte. Diesen alten Dissens jetzt erneut in den Mittelpunkt zu rücken, erscheint umso sinnloser, als es im Vatikan nach wie vor Kräfte gibt, die nur darauf warten, erneut die Schisma-Keule hervorzuholen, falls die Bruderschaft demnächst einmal Gründe sehen sollte, wiederum Bischöfe ohne römisches Plazet zu weihen.
Peter Kwasniewski hat zur Gestaltung des Verhältnisses zwischen den verschiedenen Gruppierungen, die an der überlieferten Liturgie und Lehre festhalten, einen Beitrag auf New Liturgical Movement veröffentlicht, den wir hier in Auszügen wiedergeben wollen.
Zu der auch hier zitierten Erklärung der Bruderschaft schreibt Kwasniewski zunächst:
Das ist eine, zurückhaltend ausgedrückt, sehr merkwürdige Aussage. Wenn die Liturgie wirklich die wesentliche Theologie der Kirche ausdrückt und wir tatsächlich an den Satz „lex orandi, lex credendi“ glauben, dann bedeutet das Festhalten am usus antiquor und der ihn tragenden asketisch-mystischen Spiritualität doch gerade das Festhalten am „eigentlichen Kern des Glaubens und der offenbarten Lehre“ - zu dem nicht zufällig auch der Primat des Papstes in der Ehre und der Jurisdiktion gehört. Tatsächlich kann doch alles, was die Katholiken glauben – einschließlich „Christus des Königs Recht, auf Erden über die Menschen und die Gesellschaften zu herrschen“, das in der reformierten Liturgie nicht klar zum Ausdruck kommt – aus der vorkonziliaren Römischen Liturgie abgeleitet werden, die von allen „Ecclesia-Dei-Gemeinschaften“ hoch in Ehren gehalten wird.
Wir könnten ja sogar umgekehrt sagen, daß es diese sogenannten „Ecclesia-Dei-Gemeinschaften“ sind, die nun auch die liturgischen Traditionen aus der Karwoche von vor 1955 und andere ältere Formen der römischen Liturgie wieder entdecken, während die Piusbruderschaft meiner (Kwasniewskis) Kenntnis nach sich mit den von Pius XII. und Johannes XXIII. verordneten Streichungen und Entstellungen abgefunden hat. Ungeachtet seiner großen anderweitigen Qualitäten war Erzbischof Lefebvre etwas gutgläubig hinsichtlich des Schadens, den bereits die Reformen vor 1962 der Liturgie zugefügt hatten.“
Kwasniewski bekräftigt, daß es trotz bestehender Meinungsunterschiede jetzt nicht darum gehen könne, erneut in strittiger Weise die Legitimität der Bischofsweihen oder andere von der Sache her durchaus relevante Dissenspunkte zu thematisieren. In der aktuellen Situation müsse das Bemühen um Zusammenarbeit im Vordergrund stehen. Dabei kommt seiner Ansicht nach den Laien besondere Bedeutung zu, diese hätten vielfach ein stärkeres Bewußtsein von der Wichtigkeit, in diesem „Krebsstadium der nachkonziliaren Seuche“ flexibel und „tradumenisch“ zu agieren.
Zur Erläuterung seines Ansatzes, die bestehenden Widersprüche derzeit ruhen zu lassen, weist Kwasniewski darauf hin, daß der von der nach ihm benannten Bruderschaft so hoch verehrte Papst Pius der X. zwar die Grundsätze des Glaubens im (letztlich wenig erfolgreichen) Kampf gegen den Modernismus unerschütterlich und kompromißlos hochgehalten habe – gleichzeitig aber mit seiner Brevierreform vom Beginn des 20. Jahrhunderts einen Präzedenzfall für überaus traditionsfremdes und selbstherrliches Eingreifen in die Liturgie geschaffen habe. Auch am Patron der Petrusbruderschaft kann Kwasniewski zwei Gesichter entdecken: Das des vom Geist begnadet glaubenden Jüngers, der mit den Schlüsseln des Reiches belehnt wurde – und das des ängstlichen Menschen, der den Herrn in der Krise verleugnete. Für beide Gesichter – von Pius X. wie von Petrus – glaubt Kwasniewski auch im Auftreten der Bruderschaften gewisse Parallelen zu erkennen:
Die Ironie liegt nun darin, daß die eine Gemeinschaft, die aufgrund ihres unerschütterlichen Kampfes gegen den Modernismus in einen gewissen Gegensatz zu den Päpsten geraten ist, sich einen Papst zum Vorbild erwählt hat, der selbst einerseits ein Anti-Modernist, andererseits aber in gewisser Weise auch ein Proto-Modernist war. Auf der anderen Seite hat die Gemeinschaft, die sich aufgrund ihrer Bereitschaft, jede Kritik an einem Papst zu unterlassen, die fortdauenden Gemeinschaft mit dem Papst erhalten konnte, jenem ersten Papst geweiht, der selbst ein Felsen des Glaubens und ein Stein des Anstoßes war - und der heute einerseits als Symbol für das beständige Charisma der Wahrheit als auch für das Pseudo-Charisma eines „Mein Wille geschehe“ in Anspruch genommen wird.
Diese ernüchternden Überlegungen sollten bei allen – unabhängig davon, ob sie nun still unter dem Schutz der Kirche und der Tiara von Petrus ausharren oder mannhaft im offenen Kampf stehen und dabei aus den Wunden der Irregularität bluten – ein Gefühl tiefer Demut und Dankbarkeit gegenüber dem Herrn hervorrufen, der uns traditionsverbundenen Katholiken in diesem immer schärfer werdenden geistlichen Kampf so viel geschenkt hat. Jetzt ist die Zeit, sich zur Verteidigung der unveränderlichen Lehre, gesunder Moral und authentischer Liturgie zu verbünden und sich nicht in Zwei-Fronten-Kriegen aufzureiben.
Und hier noch einmal der Link zum Original: The Need for Mutual Humility and Support Between the SSPX and the FSSP.