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Werden Sie doch Kirchenbesitzer!

Bild: aus dem zitierten Artikel in NLMEin Artikel auf NewLiturgical Movement über die zunehmende Verbreitung von Privatkapellen (zumindest in den USA) gibt Anlaß dazu, über einige strategische Frage zur Zukunftssicherung der Gemeinden mit überlieferter Liturgie laut nachzudenken. Strategische Fragen? Ja, denn es ist Krieg, und wer sich in den vergangenen Jahrzehnten daran gewöhnt hatte, daß auch glaubenstreue Katholiken mit einem halbwegs toleranten in Umfeld in Kirche und Gesellschaft rechnen könnten, tut gut daran, sich gedanklich auf die Möglichkeit härterer Zeiten einzustellen. Wenn diese dann ausbleiben, umso besser.

In den angelsächsischen Ländern ist das Bild des Widerstandes gegen den Druck eines zunehmend kirchenfeindlichen Umfeldes sehr stark von der Erinnerung an die Recusanten-Zeit während der Katholikenverfolgungen in England geprägt. Die Recusanten – das waren zum Teil sehr mächtige Adelsfamilien, die auf ihren Burgen und Landsitzen verfolgten Priestern dauernd oder zeitweise Unterschlupf boten und gegen deren oft großartig ausgestattete Privatkapellen die Staatsgewalt nicht ihre volle Macht ausspielen konnte. Eine Neuauflage offener Katholikenverfolgungen nach damaligem Vorbild ist in der modernen Gesellschaft schwer vorstellbar – obwohl die radikalen Corona-„Schutz“maßnahmen, die vielfach Kirchen weitaus stärker betreffen als Großmärkte, auch da beunruhigende Perspektiven eröffnen. Und wer schon einmal der Drohkulisse des linksradikalen Mobs gegen Veranstaltungen wie den „Marsch für das Leben“ ausgesetzt war, wird daran zweifeln, daß dieser Staat seine Mittel gegen eine nach dem Vorbild der Internetzensur oder der Verhinderung von Zusammenkünften mißliebiger Organisationen „privatisierte“ Politik des de-facto Verbotes vom Zugang zur Öffentlichkeit einsetzen würde.

(Bürger-)Kriegsähnliche Verhältnisse herrschen nach Meinung mancher Beobachter aber auch innerkirchlich, seit Papst Franziskus mit „Traditionis Custodes“ seinen Willen klar gemacht hat, die überlieferte Liturgie und den überlieferten Glauben aussterben zu lassen (oder zu erwürgen) und den Bischöfen nicht nur entsprechende Mittel an die Hand gegeben hat, sondern sie auch nachdrücklich dazu auffordert, diese einzusetzen.

Hier geht es weiter Erfreulicherweise war die Resonanz darauf bei der überwiegenden Mehrheit der Bischöfe gering – vielfach aber weniger aus Sympathie für die Tradition, sondern einfach deshalb, weil der von ihnen bevorzugte (synodale) Weg des Abräumens der Traditionen andere Prioritäten setzt. Kriegsähnliche Verhältnisse sind das dennoch – die eine Seite setzt darauf, ihre Ziele mit einer fein dosierten Salami-Taktik bei geringst möglichem Widerstand letzten Endes vollständig zu erreichen, die andere hofft darauf, den Prozeß vielleicht doch noch irgendwo stoppen zu können.

Erste Meßorte sind bereits verschwunden, widerspenstige Priester aus dem Verkehr gezogen, die Gemeinschaften stehen durch die Ankündigung von Visitationen und die Aufforderung, ihre (ohnehin für überflüssig erklärten) Priesterseminare „nach den Vorgaben DES KONZILS“ neue auszurichten, schwer unter Druck. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen welche Konsequenzen eine solche über mehrere Jahre andauernde Lage notwendigerweise haben wird: Immer mehr Priester werden in die irreguläre Situation kommen, entweder ihre Gemeinden aufzugeben oder gegen den Willen des Bischofs und vielleicht auch gegen den ihrer Oberen Sakramente zu spenden und die hl. Messe zu lesen. Und dafür wird man ihnen noch nicht einmal die sonst gelegentlich angebotene Friedhofskapelle gewähren.

Die entsprechenden „Gemeinden“ - hier verstanden als die bisher kaum organisatorisch gefasste Gesamtheit der an einem Ort bzw. in einem „traditionalen Raum“ lebenden Teilnehmer an den Gottesdiensten in der überlieferten Liturgie, sehen sich damit einer Fülle gänzlich ungewohnter Aufgaben gegenüber. Zuallererst müssen sie sich tatsächlich in irgendeiner Weise organisieren, um zumindest Meßtermine zu vereinbaren – aber da kommt noch mehr auf sie zu. Im Extremfall, je nachdem, wie sich das Schicksal der Gemeinschaften gestaltet, müssen sie auch zum Lebensunterhalt „ihrer“ Priester beitragen, und natürlich brauchen sie auch einen Raum für den Gottesdienst. Die „Hauskapellen nach dem Artikel in NLM werden dazu nur in den seltensten Fällen geeignet sein – etwa wenn der örtliche Schloßherr mit zur Gemeinde gehört und seine Kapelle zur Verfügung stellt. Andernfalls stellt sich ein großes Problem – zumal der klassische „Landgasthof“, dessen Festsaal manchen Gemeinden in den 70er Jahren das Überdauern ermöglichte, entweder ausgestorben ist oder aus Furcht vor Repressionen nicht zur Verfügung steht.

Die Ironie der Geschichte führt nun dazu, daß es in vielen Städten, aber auch im ländlichen Raum, eine große Zahl von durchaus für den Gottesdienst geeigneten Gebäuden gibt, die von ihren derzeitigen Eigentümern nicht genutzt oder gar zur Verwertung vorgesehen sind: Die vielen Kirchen, auch Konvente, denen die Gläubigen und Beter ferngeblieben sind oder die durch Gemeindezusammenlegungen ihre Funktion verloren haben. Nun ist bekannt, daß insbesondere die katholischen Bistümer hohe Hürden errichtet haben, um zu verhindern, daß Kirchen in gottlose Hände wie der Piusbruderschaft fallen – eher verkauft man sie, wie in Holland mehrfach geschehen, an einen Moscheeverein.

Erfahrene Kaufleute wissen, wie man mit solchen Problemen und anderen administrativen Hemmnissen umgeht – und es gibt nicht nur sehr schöne evangelische Kirchen, sondern auch bei den bisher jedem Verkauf an „Konkurrenten“ abgeneigten Diözesen wird der Verkaufsdruck im Lauf der nächsten Jahre steigen, während der Bedarf der Immobilienentwickler für noch ein Kulturzentrum oder noch eine Seniorenresidenz eher zurück geht. Aber auch dann bleibt – neben anderen Problemen, über die ein andermal zu schreiben sein wird – die Tatsache, daß Erwerb und Unterhalt eines Kirchengebäudes beträchtliche finanzielle Mittel erfordern. Einzelne wären damit in der Regel überfordert – aber was spricht dagegen, einen Fonds zu konstruieren, der landesweit Spenden, Vermächtnisse und andere Zuwendungen einwirbt, um erst hier und dann dort den Erwerb einer geeigneten Immobilie zu ermöglichen? Eines jedenfalls ist klar: Keinem potentiellen Erwerber wird es so leicht fallen, die Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen, wie dem Kreis katholischer Investoren, der sich hinter der Adresse in Liechtenstein oder meinetwegan auch auf den Kaimans verbirgt.

Das alles mag sehr amerikanisch klingen und entspricht nicht unbedingt den eingefahrenen Denkweisen traditioneller Katholiken in Deutschland – erst recht nicht solcher, die alt genug sind, um ein kleines Vermögen erworben zu haben, über dessen auch geistig gewinnbringenden Einsatz sie sich Gedanken machen. Angesichts der Tatsache, daß die amerikanischen traditionstreuen Katholiken in vielem deutlich besser dastehen als die Europäischen, wäre ab und zu ein Blick über den Teich jedenfalls recht sinnvoll. Und noch ein anderes Problem soll zumindest angedeutet werden: Wäre ein Vorgehen wie hier skizziert nicht ein entscheidender Schritt zu einer formellen Spaltung? Nun, wer zumindest im Bereich der deutschen Bischofskonferenz was spaltet, ist eine Frage, auf die es keine einfachen Antworten gibt, und vom deutschen „Synodalen Weg“ in seiner aktuellen Anlage gehen sicher mehr Spaltungsimpulse aus als von der Gründung eines „Immobilienfonds St. Petrus zur Förderung des geistlichen Lebens“. Dazu noch ein Blick auf das hier schon mehrfach gefallene Stichwort „Rituskirche“: Rechtlich werden Rituskirchen zwar durch den Papst und seine Behörden „errichtet“ - faktisch haben die heute bestehenden Rituskirchen aber schon vor dieser Errichtung bestanden, und das in einer historisch auf die eine oder andere Weise bedingten „irregulären“ oder gar „schismatischen“ Situation. Der Weg zur vollen Einheit kennt durchaus auch Umwege.

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