Leben und Bauen für die Ewigkeit
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- 25. November 2021
Die beauftragte Sprecherin der Karmelitinnen von Fairfield, Catherine Bauer – die selbst nicht dem Orden angehört, aber durch familiäre Beziehungen eng mit dem Konvent verbunden ist – hat in einem ausführlichen Gespräch mit dem CatholicNewsReport einige Informationen zur aktuellen Situation nach der päpstlichen Visitation im September mitgeteilt. Der Konvent mit gegenwärtig 25 größtenteils jüngeren Mitgliedern sieht sich hart bedrängt, die Vorschriften der Instruktion Cor orans für kontemplative Frauenorden umzusetzen. Dieses Dokument, erlassen 2018 von Papst Franziskus und mit Nachdruck implementiert von der Ordenkongregation unter João Braz de Aviz, verfolgt nach übereinstimmender Ansicht zahlreicher Frauenklöster – die Sprecherin nennt allein für die USA eine Zahl von etwa 60 mit entsprechenden Befürchtungen – die Absicht, die kontemplativen Gemeinschaften nach den Vorstellungen des gegenwärtigen Papstes zu „verheutigen“.
Dazu gehört zum einen ihre Einbindung in sogenannte Föderationen, die als Eigentümer jeglichen Konventsbesitzes und letzte Instanz in allen Personalangelegenheiten – auch Aufnahme oder Entlassung von Mitgliedern – strikte Kontrolle über das gesamte klösterliche Leben ausüben. Dazu gehört auch die Aufhebung zentraler Elemente der kontemplativen Existenz wie Abschaffung oder Lockerung der Klausur, Verbot der überlieferten Liturgie und der lateinischen Sprache im Chorgebet usw. Das Interview vermittelt einen kurzen, aber überaus abschreckenden Einblick in den Inhalt der insgesamt 298 Regeln, mit denen Rom künftig das Leben der frommen Schwestern bis ins Einzelne reglementieren will – für alle auf der ganzen Welt gleich.
Versuche von stärker traditionsorientierten Konventen – das bedeutet nicht unbedingt „alte Liturgie“, aber doch hohe Anhänglichkeit an Charisma und Lebensregel der Ordengründerin Theresa von Avila – sich in eigenen Föderationen zusammenzufinden, wurden von Rom unterbunden. Die traditionsorientierten Klöster werden zwangsweise Föderationen mit „liberaler“ Mehrheit zugeschlagen. Wie man sich auf dieser Seite die Zukunft des kontemplativen Lebens vorstellt, ist einer bislang fünfteiligen Artikelserie auf „Where Peter is – There ist the Church“ zu entnehmen – einer Sammlung und Fortschreibung all der offenen Illusionen und versteckten Unwahrheiten, die die Kirche seit der Ausrufung des „Neuen Frühlings“ vergiften.
Doch zurück zum Interview mit Catherine Bauer. Die Sprecherin teilt mit, daß der Neubau des Klosters nach Plänen und Vorstellungen aus der Zeit der Ordensgründerin gut vorangeht und begründet dann die für die USA durchaus ungewöhnliche Bauweise aus massiven Natursteinen so: „Das entspricht dem Charisma der Karmeliterinnen. Stein ist fest, beständig und ausdauernd. Ein richtig errichtetes Kloster aus Stein wird 1000 Jahre lang bestehen. Es geht darum, zu zeigen, daß auch diese klösterliche Gemeinschaft vor hat, auf Dauer zu bestehen.
Für die Karmeliterinnen ist alles Gebet, das sie näher zu Gott bringt und symbolische Bedeutung hat. Sie pumpen das Regenwasser mit der Handpumpe. Sie entzünden Kerzen und Öllaternen für Licht. Sie sammeln Holz, um ihr Essen auf einem Feuerherd zu kochen, alles, was sie tun, tun sie mit großer Achtsamkeit.
Sie haben kein Telephon – im Notfall können sie auf das des Hausmeisters zurückgreifen. Sie haben keinen Strom und keine Computer. Alles fällt etwas schwerer. Sie versuchen so zu leben, wie ihre Vormütter lebten. Die hl. Theresa glaubte, ihre Schwestern sollten so kärglich und arbeitsam leben wir möglich. Sie wollte für das Leben der Nonnen keinerlei Erleichterungen, sondern sah darin ein hartes und unaufhörliches Abschleifen aller unserer Fehler, zusammen mit Achtsamkeit für die Umgebung und unafhörlichem Gebet.
Wir bauen nur einen kleine Kapelle mit vielleicht 80 Plätzen, dazu noch der Konvent. Der Bau besteht aus der eigentlichen Kirche und einer darunter liegenden Krypta. In der feuchten Hitze der Sommer in Pensylvania werden die Steingebäude kühl bleiben, und die Schwestern können dann zur Messe unten in die Krypta gehen. Und nach einiger der Zeit werden die lebenden Schwestern dann umgeben sein von den Überresten jener Schwestern, die ihr irdisches Leben bereits vollendet haben.“
Daß ein solches Leben sub specie aeternitatis für die gegenwärtig regierenden Aktivisten einer NGO-Kirche eine unerträgliche Provokation darstellt, liegt auf der Hand. Sie werden alles tun, um der Provokation ein Ende zu bereiten, doch bei den Schwestern von Fairfield werden sie auf Granit beißen. Die Visitation im September selbst scheint den Visitatorinnen (zwei Schwestern und ein Pater) keinen Anlaß zum Eingreifen gegeben zu haben – aber die Entscheidung liegt in Rom. Und das Mißtrauen der Schwestern gegenüber der Ordenskongregation ist groß und nach allem, was sich der Ordenszertrümmerer Braz d‘Aviz bisher geleistet hat, auch gerechtfertigt. Und so erwartet die Sprecherin Bauer, daß es über die Frage des Anschlusses an die von Rom vorgeschriebene Föderation zu einer Auseinandersetzung kommen könnte, bei der Rom, da die Schwestern nicht nachgeben werden, letztlich die Auflösung des Konvents von Fairfield verfügen wird.
Dabei wäre eine solche „Auflösung“, solange die Gemeinschaft die Nutzung der Immobilien und die Unterstützung ihrer Wohltäter behält, keine endgültige Katastrophe: Niemand kann es den frommen Frauen unmöglich machen, ihre Gemeinschaft und ihre Lebensweise auch ohne Brief und Siegel von Vatikan oder Ortsbischof fortzuführen. Und geistlicher Beistand sowie sakramentale Fürsorge wird sich unter den zahlreichen von ihren Bischöfen kaltgestellten „cancelled priests“ ebenfalls finden.
In einem Artikel über die Zuspitzung der Lage in Faifield, der in dieser Woche in LifeSiteNews erschienen ist, referiert Maike Hickson zusätzlich zu den Informationen aus dem Interview mit Catherine Bauer auch noch Äußerungen der Bischöfe Athanasius Schneider und Carlos Maria Viganò zur Unterstützung der bedrängten Nonnen. Von besonderem Gewicht dürfte sein, daß sich auch Kardinal Müller anläßlich seines jüngsten Besuches in den USA unmißverständlich gegen die Versuche gewandt hat, die – nicht aus der Zeit gefallenen, sondern bewußt aus der Zeit getretenen – Karmeliterinnen zwangsweise zu modernisieren.
Ich sehe die Gefahr“ – so Kardinal Müller, aus dem Englischen zurückübersetzt – „daß es in der Ordenskongregation Leute gibt, die kein Verständnis für die vita contemplativa haben und denken, daß das kontemplative Leben keinen praktischen Zweck hätte. Aber der Zweck und das Ziel unserer Existenz als Menschen und Christen ist die Anbetung Gottes auch unter Hintansetzung unserer eigenen Interessen.“ Zwischen den Menschen und Gott besteht eine „Gemeinschaft in der Liebe“, und von daher hat – so Müller – „die gesamte Tradition nicht nur das aktive Leben wertgeschätzt, sondern stets auch die Kontemplation – das sind die beiden Flügel des Ordenslebens“. Und weiter: „Das zu zerstören oder abzuschaffen macht keinen Sinn. Kein Papst hat das Recht, dieser Art zu leben ein für alle Mal in der Kirche Grenzen zu setzen.“
„Kein Papst hat das Recht...“ Dieser Satz wird wohl nach dem Ende dieses unseligen Pontifikats als notwendige Ergänzung zur 1870 verkündeten Unfehlbarkeit des Papstes in Grundsätzen der Glaubens- und Sittenlehre eine Schlüsselrolle bei dem Versuch spielen, den bisher für undenkbar gehaltenen Mißbrauch des Papstamtes zur Verfolgung persönlicher Ideen und Interessen für die Zukunft zumindest zu erschweren.