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Cupich auf Crash-Kurs

Bild: Webseite des ICK

(Mit aktualisierten Links am Ende des Artikels)

Wenn die vorliegenden Informationen zutreffen – und wir haben wenig Zweifel – darf das Institut Christus König und Hoher Priester nach Ablauf dieses Monats in der Kirche seines Apostalats in Chicago nicht mehr im überlieferten Ritus zelebrieren. Zum gleichen Termin hat Ortsbischof Kardinal Cupich den Priestern des Instituts auch die Erlaubnis zum Beichthören entzogen. Wenn es nach ihm geht, wäre damit jeder Tätigkeit des Instituts in seiner Diözese die Grundlage entzogen.

Vorausgegangen war eine monatelange Phase von Gesprächen zwischen dem Institut und dem Bistum, deren Einzelheiten noch nicht sämtlich bekannt sind. Offenbar hat der Kardinal bereits im Januar von den Priestern des ICK ebenso wie von den altrituellen Regularkanonikern seines Machtbereiches verlangt, an jedem ersten Sonntag im Monat ausschließlich nach den Büchern Bugninis/Pauls VI. zu zelebrieren und auf die Feier des Triduums und anderer Hochfeste  im überlieferten Ritus ganz zu verzichten. Außerdem verlangte Cupich von jedem in Chicago tätigen Priester des Instituts eine schriftlich abzugebende Anerkennung des neuen Superdogmas vom Novus Ordo als der einzigen „Lex Orandi“ des römischen Ritus. Selbst bei Anerkennung all seiner Forderung wollte Cupich der Gemeinschaft aber nur ein zweijährige Frist für seine weitere (eingeschränkte) Tätigkeit zusichern. Das Institut und seine Mitglieder waren zu dieser Mitwirkung bei der Selbstabschaffung nicht bereit – nun bekommen sie die Quittung.

Um ihre prinzipielle Anerkennung des NO als einer Lex Orandi der römischen Kirche auszudrücken, hatte das Institut angeboten, seine geräumige Kirche – dazu später noch ausführlicher – an Sonntagen zu bestimmten Zeiten auch für Gemeinden aus der Umgebung zu öffnen, die durch die zahlreichen Pfarreizusammenschlüsse und Kirchenschließungen der letzten Jahre über keine geeigneten Räume mehr für ihre Gottesdienste verfügten. Das blieb – für Kenner der Linie Cupichs wenig überraschend – erfolglos: Cupich, Roche und letztlich auch Bergoglio wollen die überlieferte Liturgie und Lehre aus der Kirche vertreiben, so oder so. Unterschiedliche Ansichten haben sie bestenfalls zu Methoden und Zeitplan.

Hier geht es weiterWenn es nach dem Willen von Blase Cupich geht, werden also die durchschnittlich 500 Teilnehmer an den Sonntagsmessen des Instituts diese Möglichkeit ab August nicht mehr haben, während einige weitere Hunderte Mitglieder von Novus-Ordo-Gemeinden weiterhin auf die Messfeier in wenig geeigneten Räumen verwiesen sind. Pastoral im Pontifikat der Barmherzigkeit, Menschenfreundlichkeit der dienenden und zuhörenden Kirche – der „Geist des Konzils“ in vollendeter Ausprägung.

Wenn es nach dem Willen von Cupich geht. Ausgemacht ist da noch gar nichts, denn die Kirche in Chicago gehört nicht dem Bistum, sondern dem Institut selbst. Cupichs Vorgänger George hat die architektonisch bedeutende Kirche im Stil der Neorenaissance 2004 dem ICK übereignet, als sich abzeichnete, daß die Diözese diesen Leuchtturm katholischer Identität in einer sich rapide verändernden „neighborhood“ nicht länger würde halten können oder wollen. Und die Leute von Christus-König sind in den USA und England dafür bekannt, daß sie genau solche Problemfälle des kirchlichen Lebens erhalten und wieder mit neuem Leben erfüllen können. Das war 2004 die  soweit wir wissen auch vertraglich festgehaltene   Geschäftsgrundlage und der Auftrag: Erhalten und neu beleben – in der Tradition der Kirche nach Liturgie und Lehre.

Die frühere Kirche der hl. Clara, die jetzt als Shrine to Christ the King bezeichnet wird, ist Teil eines größeren Gebäudekomplexes, der ebenfalls an das Institut ging. Die Gemeinschaft richtete dort ihr „headquarters“ für die gesamten USA ein, wo das ICK derzeit im Auftrag von Bischöfen 18 Gemeinden betreuen. Die Bemühungen um die Restauration der Kirche erlitten im Herbst 2015 einen schweren Rückschlag, als auf der Baustelle – man kennt derlei auch von anderswo – ein Feuer ausbrach, das erhebliche Schäden verursachte. Ein großer Teil davon wurde inzwischen beseitigt, so daß die Kirche derzeit nicht voll, aber doch in beträchtlichem Umfang, nutzbar ist.

Wenn der Kardinal nicht wäre, der sie wohl am liebsten dem Boden gleich gemacht sähe. Doch genau diese Möglichkeit hat er nicht. Er kann das Institut und seine Mitglieder mit ungerechten – und daher widerrechtlichen und unwirksamen – Erlassen verfolgen. Er kann versuchen, ein mittelalterliches Interdikt zu verhängen (uns fielen dafür geeignetere Beispiele ein). Er kann die seit Jahrzehnten kirchlich anerkannte Gemeinschaft durch den Entzug der Beichterlaubnis in seinem Sprengel schlechter stellen als weltweit die Piusbruderschaft – die in den Jahren weitgehender „Illegalität“ ja nicht schlecht gedeihen konnte, denn viele Gläubige durchschauen den Betrug der verräterrischen Hirten. Aber er kann das Heiligtum von Christus dem König in seiner Bischofsstadt nicht schließen.

Alles hängt jetzt davon ab, ob das Institut sich der angemaßten Macht seine Eminez beugt, oder nicht.

Für beides, zeitweise Unterwerfung bei innerem Vorbehalt oder offenen Widerstand, mag es gute Gründe geben, die von hier aus schwer zu diskutieren sind. Bisher sind auf der Website des Instituts jedenfalls keine Änderungen der eingeführten Gottesdienstordnung und Beichtzeiten erkennbar. Sollten die ICK-Leute auch im August einfach weitermachen wie bisher, kann der Kardinal äußerstenfalls die „Machtmittel“ einsetzen, die Rom jetzt auch gegen die kleine Gemeinschaft von St. Benoit eingesetzt hat – und deren Anerkennung Prior Alcuin mit überzeugenden Argumenten abgelehnt hat. Die weniger erfreulichen Abschnitte der Tradition, in denen ein Papst die Schweizergarde oder ein Erzbischof seine Landsknechte in Marsch setzen konnte, um seinen Willen durchzusetzen, sind vorbei. Und das Gehorsamsargument hat in den Jahren, in denen es vom Kirchenvolk und der Hierarchie gleicherweise durch Nichtbeachtung entwertet wurde, seine Bindungswirkung verloren: Der bloße Besitz von Amt oder Titel reicht nicht aus.

Stellt sich abschließend die Frage, welche Auswirkungen das Vorgehen von Blaise Cupich außerhalb seines unmittelbaren Machtbereichs ist – der vielleicht kleiner ist, als er denkt. Zunächst fällt auf, daß Cupich kontra Christuskönig einem diametral entgegengesetzten Handlungsmuster folgt als es Bergoglio gegenüber der Petrusbruderschaft angewandt hat, der er ja zumindest ein gewisses Maß an Schonung signalisiert hat. Nach Lage der Dinge hat das wenig zu bedeuten: Gut möglich, daß die Petrsubruderschaft sich schon bald ähnlich schweren Entscheidungen ausgesetzt sieht wie das ICK schon Ende dieses Monats.

Auch in dem scheinbaren Widerspruch zwischen Bergoglio und Cupich gilt wieder : Ex contradictione nihil sequitur; beide Akteure entwerten sich gegenseitig. Die Gesetzlosigkeit und Willkür in den höchsten Kreisen der Hierarchie sind nicht mehr zu übersehen und nicht mehr zu verleugnen. Für den, der von sich sagte, „ Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ zeigen sie nur Verachtung. Kein Wunder, daß weit über den Kreis der gefestigten Traditionalisten hinaus Themen wie Gehorsam, Autorität, Papalismus und Ultramontanismus in einem Ausmaß diskutiert werden wie sein 150 Jahren nicht mehr. Das Lehramt erscheint wie suspendiert, die Autorität wie abgedankt und im Parteienkrieg verschlissen – wir müssen mit dem Gewissen vorlieb nehmen und dem, was die Traditon zu seiner Bildung beizutragen hat.

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         (Italienisch, aber mit Google Translate verständlich)

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