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Wie weiter mit den FFI?

Nach dem Tod von P. Volpi – der Herr sei seiner Seele gnädig – und der Ende Juni erfolgten Ernennung von P. Sabino Ardito SDB zu seinem Nachfolger als Kommissar für die Angelegenheiten der Franziskaner der Immakulata stellt sich verständlicherweise die Frage, wie es mit dem seit über zwei Jahren so schwer geprüften Orden weitergehen wird. Die aktuellen Entwicklungen sind schwer zu deuten. Der 75 Jahre alte emeritierte Professor Ardito ist einer größeren Öffentlichkeit erst im Zusammenhang mit dieser Ernennung bekannt geworden. Die Tatsache, daß er Kirchenrechtler ist, der auch von der Glaubenskongregation für schwierige Fälle herangezogen wurde, berechtigt zu gewissen Hoffnungen. Das bisherige Vorgehen gegen die FFI war jedenfalls nicht gerade von großem Respekt vor rechtlichen Grundsätzen geprägt – gegenüber dem Kirchenrecht ebensowenig wie gegenüber dem Zivilrecht.

Das Kommissariat, das sich bereits im Februar vor einem Schlichtungsgericht dazu bereit erklären musste, bestimmte gegen den Ordensgründer und dessen Familie erhobene Vorwürfe nicht weiter öffentlich zu verbreiten, steckte im Juni eine weitere empfindliche juristische Niederlage ein: Das Gericht von Avellino bestätigte die Besitztitel der Laienvereinigung der FFI an den vom Kommissar beanspruchten Grundstücken und Liegenschaften. Es fällt schwer, in diesem nun zurückgewiesenen Anspruch des Kommissariats keine eklatante Unrechtmäßigkeit zu sehen, denn wie auch bei der Ordenskongregation bekannt sein sollte, gehört es zu den franziskanischen Traditionen, daß der Orden selbst keine Kirchen oder Klostergebäude besitzt: Sie werden von Laienvereinigungen erworben und unterhalten und dem Orden lediglich zur Nutzung überlassen.

Unter diesen Umständen wäre es interessant zu wissen, auf welche Weise die Ernennung von P. Ardito zustande gekommen ist.

Wird er ebenso wie sein Vorgänger bereit sein, die zwar zahlenmäßig kleine, aber in Kurienkreisen gut vernetzte ordensinterne Opposition gegen den Traditionskurs von Ordensgründer Marinelli um P. Angelo Geiger  zu unterstützen? Oder wird er die Positionen des Rechtes vertreten – auch wenn ihn das in Gegensatz zum Präfekten der Ordenskongregation Kardinal Braz de Aviz bringen sollte, der sich bisher neben dem von seiner Autorität abgedeckten Vorgehen gehen die FFI auch anderweitig mit stramm modernistischen Positionen hervorgetan hat.

Denn das ist letztlich der Hintergrund der ganzen Auseinandersetzung: Die Orden und Gemeinschaften, die das 2. Vatikanum in der Hermeneutik des Bruches lesen und leben, stehen nicht vor dem versprochenen neuen Frühling, sondern vor dem Bankrott. Die Zahl ihrer Angehörigen, ihrer Klöster und Niederlassungen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vielfach halbiert oder noch stärker verringert, werden in 10 Jahren ausgestorben sein. Bei den Jesuiten zum Beispiel hat die Mitgliederzahl von 36000 im Jahr 1965 auf 18000 in 2010 abgenommen. Anfang letzten Jahres waren es noch 16700  – und viele davon sind in hohem Alter. Die Ordenkongragation verwaltet wenig mehr als die Abwicklung eines anscheinend auch in ihrer Sicht, zumindest in der Sicht ihres aktuellen Präfekten, überholten Modells. Da bedeutet es für die Helden des Rückzugs ebenso wie für Propagandisten des „Neuen Frühlings“ eine unerträgliche Provokation, daß eine Gemeinschaft wie die FFI, die sich den vermeintlich überwundenen „vorkonziliaren“ Praktiken und Lehren zuwendet, jung ist und wächst wie keine andere. Von daher gesehen war die Wucht der Attacke keine Überraschung.

Einer der 2013 von der Maßregelung des Ordens besonders hart betroffenen Franziskaner war P. Serafino Lancetta. Er war ursprünglich als Pfarrer im italienischen Ognissanti und als Dozent am Priesterseminar der FFI und tätig. Außerdem war er so unvorsichtig, seine Oberen  um die unter der Zwangsverwaltung im Widerspruch zu Summorum Pontificum vorgeschriebene Sondergenehmigung zur Zelebration im überlieferten Ritus zu bitten. Umgehend berief ihn der Kommissar aus seiner bisehrigen Tätigkeit ab und versetzte ihn ins Kloster der FFI in Tirol – was für Lancetta, der kein Deutsch spricht, zunächst den Ausschluss von jeder pastoralen Tätigkeit bedeutete. Und jetzt wird also eben dieser P. Lancetta als Pfarrer im südenglischen Gosport – einem Vorort von Portsmouth - eingesetzt. Wenn dem Wortlaut des Pfarrbriefes von Gosport zu trauen ist, wird er dort tatsächlich Pfarrer – nicht klappen, nicht Pfarrvikar, sondern als regulärer „Parish Priest“.

Der Pfarrbrief wirft noch einige weitere Fragen auf: die Messen in der außerordentlichen Form gibt es an allen Werktagen um 7 Uhr, Samstags um 9:30, und Sonntags – überhaupt nicht. Von hier aus schwer zu sehen, ob dann alle verfügbaren Priester für reguläre Gemeindemessen eingeteilt sind – oder ob der Verzicht auf das Sonntagsamt und damit die Notwendigkeit für die Gläubigen, eine Messe in der ordentlichen Form zu besuchen, eine Bedingung für die Übernahme der Seelsorge war. Dann ist im Pfarrbrief von mehreren Franziskanern im Pfarrhaus die Rede, ohne daß eine Zahl oder weitere Namen genannt würden. Auch Franziskanerinnen am Ort werden erwähnt – anscheinend entsteht hier eine größere Niederlassung der FFI. Dazu passt, daß es nach dem Amt am Samstag des öfteren oder jedenfalls mehr als einmal eine „Formation for Latin Mass“- also eine Gelegenheit für die Gläubigen, mehr über die Messe in der traditionellen Form zu erfahren und darüber, wie man sie am besten mitfeiert. Das sieht alles in allem ganz danach aus, als ob eine Gruppe von Franziskanern der Immakulata hier in England mit der Arbeit fortfahren könnten, die man ihnen in Italien weitgehend unmöglich gemacht hat.

Alles in allem eine bemerkenswerte Entwicklung. Wir werden versuchen, das im Auge zu behalten – und nicht nur für die Situation in England.

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