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Piusbruderschaft: Grund zur Sorge?

Die deutschen Bischöfe (bzw. die in ihrem Namen agierende deutsche Bischofskonferenz) hatten sich im November gemeinsam mit den Bischöfen von England und Wales an die Kommission Ecclesia Dei gewandt, um eine Ersetzung des von Papst Benedikt angeordneten Karfreitagsgebets für die Juden durch die Form des Novus Ordo zu erreichen. Die Angelegenheit wird insbesondere in Deutschland nach wie vor mit größter Diskretion behandelt - es gibt aber Anzeichen dafür, daß die Kommission einen Kompromissweg einschlagen will: Während der Text des Gebetes selbst unverändert bleibt, soll die bisherige Überschrift Pro conversione Iudaeorum „gegen Mißverständnisse geschützt“, also wohl geändert werden.

Es ist eine offenbar für viele schwer erträgliche Vorstellung, daß die Juden, wie und wann auch immer, sich zu Jesus dem Christus bekehren könnten, der doch auch und gerade für für sie als einziger Bereiter des Heils am Kreuz gestorben ist.

Fr. Hunwicke vom Ordinariat unserer lieben Frau von Walsingham hat sich in den vergangenen Wochen in mehreren Beiträgen mit der theologischen Verwirrung um die wenigen Zeilen von Nostra Ætate beschäftigt, bei denen es um das Verhältnis der Kirche zu den Juden geht. Quasi zum Abschluß dieser teilweise sehr eingehenden Überlegungen hat er nun auch eine kirchenpolitische Einschätzung des gesamten Vorgangs vorgenommen. Sie beruht auf seiner von zahlreichen römischen Gerüchten gestützten Vermutung, Papst Franziskus wolle das Problem mit der Pisubruderschaft „vom Tisch“ haben und strebe im kommenden Jahr eine Regularisierung der FSSPX zu auch von dieser akzeptierbaren Konditionen an. Dazu schreibt er unter anderem:

Die Deutschen Bischöfe haben 2009 ihr Bestes zur Verhinderung einer Wiedereingliederung getan und sind zweifellos sehr aufgebracht, daß sie nun, da sie den Ball doch glücklich ins gegenwärtige Pontifikat geschlagen haben, zu ihrem Entsetzen erkennen müssen, daß eine Einigung jetzt vielleicht sogar noch wahrscheinlicher ist als unter Benedikt.

In ihrer Panik haben sie etwas gesucht, um den guten Willen und die pastoralen Neigungen unseres geliebten Heiligen Vaters daran zu hindern, während seines Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit konkrete Ergebnisse einer Aussöhnung auch zwischen einander entfremdeten Christen herbeizuführen.

Dieser deutsche Plan hinsichtlich der Karfreitagsfürbitte von Papst Benedikt zielt meiner Ansicht nach ganz eindeutig darauf ab, der Piusbruderschaft Grund zu der Sorge zu geben, daß sie nach einer Einigung mit Rom willkürlichen Eingriffen aller möglichen feindselig eingestillten Gruppen von Bischöfen rechnen müssen, denen es gelingt, im Vatikan Stimmung für sich zu machen. Es wäre zwar höchst traurig, aber doch verständlich, wenn sich einige Priester der Bruderschaft daher jetzt an Bischof Fellay wenden würden und warnten: Vorsicht! Hier siehst Du, was uns blühen kann!

Geht es also um einen Querschuss, um Unruhe zu erzeugen und so Einheit und Eintracht im Mystischen Leib Christi zu verhindern? Da wäre - wenn es denn so ist - wahrhaftig eine häßliche Einstellung am Werk, deren letzter Ursprung offensichtlich wäre. Aber alles könnte sich auch zum Guten wenden. Wenn Ecclesia Dei - und so sieht es derzeit aus - sich weigert, das Gebet von Papst Benedikt abzuändern, würde das zeigen, daß die imperialen Ambitionen von Kardinal Marx sich zumindest gegenüber einem römischen Dikasterium nicht durchsetzen konnten. Das könnte und sollte der FSSPX Grund zur Zuversicht geben.

Die Illustration ist eine von acht Grußkarten des israelisch-messianischen Künstlers Elechanan Ben Avraham. Wir haben sie auf der Website Vision für Israel gefunden, über die man sie auch bestellen kann.

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