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Synode gegen Trient

Die Amazonas-Synode wird uns so schnell nicht loslassen - unabhängig von ihrer Rechtsstellung, letztlich auch unabhängig vom exakten Inhalt der zu erwartenden „Päpstlichen Exhortation“. Mit dem Inhalt ihres Schlußdokuments werden wir uns erst näher befassen, wenn eine zuverlässige Übersetzung vorliegt – die bisher vom Vatikan veröffentlichte englische Fassung glänzt durch Auslassungen in kritischen Bereichen.  Bis dahin verweisen wir auf eine kurze sehr kritische Beleuchtung ihrer Hauptaussagen von Michael Pakaluk, die heute auf The Catholic Thing erschienen ist.

Die kritischen Stimmen sind wichtig, aber machtlos – und Macht ist das einzige, was in der „Kirche mit amazonischem Antlitz“ zählt. Die Stimmen der Macht sind sich einig darin, in der Synode ein „Signal des Aufbruchs“ zu sehen - mindestens. Wunibald Müller konstatiert hinsichtlich des Zölibats einen „Dammbruch“; Kardinal Marx sieht „Auswirkungen auf die ganze Kirche“ insbesondere auch hinsichtlich von „Ämtern für Frauen“.

Wie es aussieht, könnte das Treffen von Mitra und Federschmuck in Rom bald dem zweiten Vatikanum den Rang als Superkonzil ablaufen. Besonders weit in dieser Hinsicht geht ein Kommentar von Isabelle de Gaulmyn, Chefredakteurin der französischen „katholischen“ Tageszeitung La Croix, die in Frankreich eine ähnliche Stellung einnimmt wie katholisch.de in Deutschland: Angeblich nicht offiziell, aber getreu Stimme und Stimmung der Mächtigen reportierend. Für Gaulmyn bedeutet die Pachamama-Synode nicht weniger als „das Ende des Kirchenmodells von Trient“.

Wow.

Auch wenn eine Amazonassynode schwerlich das bisher letzte große und regulär abgeschlossene Konzil der Kirchengeschichte aushebeln kann – dieser Hinweis ist außerordentlich hilfreich, denn er rückt das große Feindbild und die eigentlichen Ziele der im bergoglianischen Pontifikat an die Macht drängenden Kirchenreformer in den Blick. Sie lehnen die in Trient vorgenommene neuzeitliche Konsolidierung der Kirche ab, insbesondere die „Gegenreformation“ als deren glänzendsten und für Jahrhunderte Maßstab setzenden Ausdruck. Ihre angeblich so modernen und auf das 21. Jahrhundert zugeschnittenen Reformen sind demgegenüber in vielem nichts anderes als ein Neuaufguss der Ideen der den verschiedensten Häresien verpflichteten Reformatoren des ausgehenden Mittelalters. In Großbuchstaben: MITTELALTERS.

Seit dem 2. Vatikanum, das sich zwar in Worten noch vielfach zur Tradition des Konzils von Trient bekennt, diese gleichzeitig jedoch durch doppeldeutige Formulierungen in Frage stellen läßt, steht „Trient“ nicht nur in der Liturgie, sondern auch in Lehre und Kirchenordnung im Zentrum des Angriffs der seit ihrer dort empfangenen Niederlage abgetauchten Reformatoren-Nachfolger. Für die Verteidiger der Tradition rücken die dort verabschiedeten Canones und Anathemas sowie die anschließend erarbeiteten liturgischen Bücher noch mehr als bisher an eine entscheidende Stelle. Sie bilden die sichere Ausgangsposition für eine Zeit, in der ein Papst glaubt, daß der Katechismus seine höchst persönliche Meinung auszudrücken habe und nicht die im Evangelium begründete und überlieferte Lehre der Kirche.

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