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Sakramente - die Seele der Kiche

Bild: Staatl. Kunsthalle Karlsruhe, Creative CommonsSeit gut einem Jahr wird uns zunehmend deutlich, daß die verschiedenen „Reformkonzepte“ des Modernismus nicht nur auf eine Verwässerung von Lehre und Disziplin der Kirche abzielen, sondern den Wesenskern der Kirche selbst beeinträchtigen: Ihre sakramentale Natur und die darin begründeten Sakramente selbst. Einer der ersten, die diesen Angriff in seiner ganzen Reichweite erkannt haben, war der unermüdliche Msgr Nicola Bux, dessen bereits 2016 erschienenes Buch „Con i Sacramenti non Si Scherza“ 2019 bei der Edition Una Voce auch auf Deutsch erschienen ist: Mit den Sakramenten spielt man nicht.

Ziele des Angriffs waren in den vergangenen Jahren vor allem zwei Sakramente. Zum einen wurde der Hauptinhalt der Ehe, die auf Fortpflanzung ausgerichtete lebenslange Gemeinschaft eines Mannes und einer Frau, aggressiv in Frage gestellt. Zum anderen wurde das Sakrament der Weihe relativiert. Dessen doch gerade erst vom 2. Vatikanischen Konzil festgestellte Dreigliedrigkeit erweist sich nun als Hindernis für die Einführung eines Frauendiakonats – das seinerseits nur die Eingangsstufe eines „Frauenpriestertums“ und die damit verbunden Aufhebung des Weihepriestertums überhaupt darstellt.

Die Sakramente der Beichte sowie der Krankensalbung werden weniger offensiv bekämpft; sie verschwinden durch offenbar absichtsvolle Vernachlässigung und Verflachung allmählich aus dem Bewußtsein der Gläubigen. Die Eucharistie erscheint auf den ersten Blick unangefochten; Antreten zum Empfang der Oblate ist geradezu Pflichtelement jedes Sonntagsgottesdienstes geworden, wobei freilich in Liturgie und Katechese immer weniger verdeutlicht wird, worum es sich bei diesem „geweihten Brot“ eigentlich handelt und daß es zum Empfang des Leibes des Herrn besonderer Bedingungen bedarf.

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Verschont bleiben – scheinbar – allein Taufe und Firmung, doch auch diese nur zum Preis einer weitgehenden Umdeutung ihres Inhalts mit gefälliger sozialer Tendenz. Bei der Taufe tritt der wesentliche Gedanke der Befreiung von der Erbschuld zurück hinter den Aspekt der Aufnahme in die Kirche, und neuerdings wird immer stärker auch der (angebliche!) Erwerb der Mitgliedschaft in der konkreten Gemeinde betont. Die Firmung gleicht sich anderen rites des passage an der Schwelle des Erwachsenalters an und kann wohl nur deshalb weiterbestehen, weil man ja irgendwie mit Konfirmation und Jugendweihe mithalten muß – und der Anlaß als Familienfest mit Geschenkeabwurf sein eigenes Gewicht entwickelt hat.

Die seit Wochen anhaltenden Gottesdienst- und Kontaktverbote im Zeichen des Corona-Regimes haben dieser Entwicklung zusätzlichen Schub verliehen. Sichtbar wird das hauptsächlich an den Verboten öffentlicher Gottesdienste, die von der Obrigkeit verfügt und von einem beflissenen Episkopat skandalöserweise umstandslos exekutiert, teilweise sogar inspiriert werden. Wie hier bereits zu Beginn dieser Verbote ausgeführt wurde, sind die Auswirkungen des „Messverbotes“ hinsichtlich des sakramentalen Lebens der Kirche noch relativ gering: Die Wirksamkeit des hl. Messopfers hängt nicht allein davon ab, wer und wie viele Gläubige daran teilnehmen: auch nicht für den einzelnen Gläubigen, der sich dennoch und mit Recht beraubt fühlen kann, wenn ihm die Teilnahme verwehrt ist.

Gravierender für das Seelenheil, für die geistliche und die geistige Disposition der Gläubigen, ist allerdings der Umstand, daß im Zeichen der Kontaktverbote und Hygienemaßnahmen auch viele Kranke und Sterbende auf den Trost und die Gnade der Sakramente und die Begleitung eines Priesters oder Angehörigen bei ihren letzten Atemzügen verzichten mußten. Nie zuvor in ihrer Geschichte, hat die Kirche hingenommen, daß ihr dieser primäre Dienst der Nächstenliebe verwehrt wurde – und selten zuvor hat eine durch und durch materialistische Gesellschaft so offen bekundet, daß ihr als erhaltenswert nur das rein animalische Leben in seiner primitivsten Form gilt und daß ihr jedes Verständnis für das eigentliche Wesen der menschlichen Existenz abgeht. So hängt diese Gesellschaft ihre Sterbenden zunächst an alle Schläuche der Intensivmedizin, um sie dann alleine, ungetröstet und unerlöst sterben  zu lassen. Anschließend Entsorgung als Sondermüll ohne Abschied und Segen. Die Zahlen der Infektionsstatistik und das allgemeine Wohl verlangen es.

War da noch etwas? Die Seele jedenfalls kann seit den politischen Zwangsmaßnahmen der vergangenen Wochen als amtlich abgeschafft oder zumindest für unerheblich erklärt gelten – so, wie mit der forcierten Migrationspolitk der letzten Jahre ja auch bereits „Kultur“ als prägendes Element menschlichen Seins für irrelevant erklärt wurde. Der Begriff von der „Herdenimmunität“ enthält so eine ganz eigene Bedeutung: Auch beim Nutzvieh zählt nur die Anzahl der Köpfe.

Über die Mitwirkung der Kirche bei alledem wird, wenn es denn vorbei ist, intensiver nachzudenken sein. Ihr „Kerngeschäft“, die Sorge für die Seelen, scheint sie zusammen mit der Praxis der Sakramente weitgehend aufgegeben bzw. den Zumutungen der säkularen Gesellschaft untergeordnet zu haben. Die Folge liegt auf der Hand: Die Entsakramentalisierung wird sich verstärkt fortsetzen – nach den Menschen verliert auch die Kirche ihre Seele. Was dann noch übrigbleibt, ist bestenfalls eine Organisation zur Verbesserung der allgemeinen Lebenbedingungen. Ein rein diesseitiger Humanismus, der die Fähigkeit zum Ausblick auf Wesen und Ziel des Menschen aus den Augen verloren hat.

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