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Synodaler Abgesang

Bild: Screenshot aus dem Youtube-Video  https://www.youtube.com/watch?v=VwA3HPYevu0Die „Zweite Synodalversammlung“ der deutschkatholischen Kirchenfunktionäre (m, w, d, g, u; letzteres für „geweiht“ und „ungeweiht“) die gerne Synode sein wollen, aber nicht sein können und dürfen, ist am vergangenen Wochenende unter durchaus skandalösen Umständen zu Ende gegangen. Dazu gehören nicht nur zwei mit Mehrheit verabschiedete Entwürfe von Texten zu Macht und Priestertum sowie zur Sexualität in der modernen Gesellschaft, dazu gehört auch die am frühen Nachmittag festgestellte Beschlußunfähigkeit der Versammlung. Nicht nur, weil es ungehörig erscheinen mag, sich grußlos ins Wochenende zu verabschieden, sondern vor allem deshalb, weil der Vorgang impliziert, daß hier ein beschlußfähiges Gremium getagt hätte, dessen Resolutionen, Ventilationen und Flatulenzen doch in Wirklichkeit keine rechtliche Grundlage und keine rechtliche Bindungswirkung haben – am wenigsten für die teilnehmenden Bischöfe.

Katholische Autoren – das sind die, deren Beiträge man in der Regel auf „katholisch.de“ vergeblich sucht – haben in den vergangenen Tagen Beobachtungen und Analysen veröffentlicht, die letztlich den Schluß nahelegen, daß diese „zweite“ wohl die letzte Versammlung des „Weges“ in seiner bisherigen Anlage gewesen sein dürfte: Zu deutlich ist es geworden, daß die Mehrheit – möglicherweise auch die der Bischöfe – tatsächlich nicht mehr auf dem Grund der katholischen Lehre steht und revolutionäre Neuerungen anstrebt. Neuerungen, mit denen man in Rom möglicherweise sogar durchaus sympathisiert, die man aber aus Angst vor dem dann unvermeidlichen Wegbrechen glaubenstreuer Restbestände nicht oder zumindest noch nicht hinnehmen will. Gut möglich, daß den bisher in Bätzingland mit Fleiß übersehenen Warnsignalen aus Rom künftig noch deutlichere folgen. Ebenso möglich, daß nun einige der nicht auf Revolution gestimmten Bischöfe abspringen – mit dem Segen Roms – und nachdem sie so lange ihre Leidensfähigkeit unter Beweis gestellt haben – wohl ebenfalls mit dem Segen wenn nicht sogar auf Geheiß Roms .

Und damit zu einigen Aussagen und Links auf die Texte. Im Zentrum steht bei vielen das Papier zur Sexualität, das auch im Ausland Kopfschütteln hervorgerufen hat. Auf CatholicThing schreibt Jerry Pokorsky unter der Überschrift; Deutsche Bischöfe machen gemeinsame Sache mit den Wölfen“:

Es ist keine Überraschung, daß die große Mehrheit der Deutschen Bischöfe homosexuelle Akte nicht für Sünde halten. Ihre gelehrte Zweideutigkeit zu diesem Thema liegt seit Jahren offen zu Tage. Es wäre auch nicht überraschend, den Verdacht zu haben, daß eine gute Zahl der deutschen Bischöfe selbst aktive Homosexuelle wären. Jeder, der "die Vielfalt von Liebe und Partnerschaft" preist, sollte nichts dagegen haben, den Ausdruck "die Vielfalt preisen" hier als Codewort für "praktizierte Sodomie" zu lesen.

Hier geht es weiterAber erstaunlich ist es, daß die große Mehrheit der deutschen Bischöfe offenbar bereit ist, ihre apostolische Autorität aufzugeben. Ihre Stimmabgabe trennt sie letzten Endes von der Kirche und macht deutlich, daß sie nicht die Autorität haben, über die christliche Ehe zu sprechen. "Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch und ihre Ehre besteht in ihrer Schande". Phil 3, 18) Darum müssen wir unsere Zeit nicht länger mit ihnen verschwenden. Sie machen zwar viel Lärm, aber sie sind inkohärent und ohne Bedeutung.

Zweites Skandalthema ist die hier auch von uns bereits behandelte Feststellung der möglichen Entbehrlichkeit des Priestertums, die Uwe C. Lay so einordnet:

Wenn also jetzt von den „Synodalen“ des „Synodalen Irrweges“ ernsthaft die Möglichkeit einer Kirche ohne ein Priesteramt durchdacht werden soll, dann heißt das auch, daß damit die christliche Religion als Religion in Frage gestellt werden soll.So geht es eben nicht nur um eine antihierarische Intention, daß es um der Geschwisterlichkeit und Gleichheit willen ganz im Geiste der Rotte Korach kein Amtspriestertum mehr geben solle, sondern mehr noch um eine antireligiöse Intention, daß das Christentum nicht mehr eine oder gar noch die wahre Religion sein soll! Wenn das Christentum keine Religion mehr sein soll, was wird dann aus ihm? Die Antwort ist klar: Eine monotheistisch fundierte ethische Lebensweise, die ihr Zentrum in dem Glauben an den von Gott geliebten Menschen hat, so daß die Substanz des Christentumes der Appell zur Humanität ist.

Lay führt auch die auf der Synode immer wieder (und auch gerade wieder von Bätzing erneut bekräftigte) Forderung nach „mehr Demokratie“ auf ihren Kern zurück. In der Zurückweisung haarsträubender Vorstellungen der Synodalen und grünen  Bundestagsabgeordneten Maria Klein schreibt er:

Die Kirche ist also organisierte Frauenfeindlichkeit und Homophobie. Durch ein ihr eigenes Arbeitsrecht setzt sie dies in der Kirche durch. Genaugenommen sei so die Kirche eine verfassungsfeindliche Organisation, weil sie imkompatibel mit der Verfassung eines demokratischen Staates sei. Die Kirche dürfe also für sich kein Eigenrecht beanspruchen, sondern sei der staatlichen Ordnung gleichzuschalten. So totalitär verfährt ein demokratischer Rechtsstaat zwar nicht, er erlaubt Kirchen und Unternehmen ein Eigenrecht, indem er den Begriff des Tendenzschutzbetriebes einführt, daß etwa eine liberale Zeitung einen conservativ gesonnenen Journalisten ablehnen kann, weil er nicht zu der Tendenz dieser Zeitung passe. So darf auch die Kirche in ihrem Arbeitsrecht verfahren, um ihre Eigenidentität zu wahren, also Frauen nicht zum Priesteramt zuzulassen.

Diese Toleranz des Staates lehnt nun Mara Klein ab, indem sie faktisch verlangt, daß der Staat seine Ordnung auch in der Kirche durchzusetzen habe. Die Kirche wird so als ein rein weltliches Gebilde verstanden, das eben so auch gemäß den Gepflogenheiten der Welt zu gestalten sei als ein Subsystem der Gesellschaft.

Diese Art von Politisierung – oder sollte man besser von „Verstaatlichung“ sprechen – der Kirche kommentiert David Berger auf Philosophia Perennis so:

Jeder hat das Recht, zu glauben und für richtig zu halten, was er mag. Aber die Synodalen sollten sich dann bitte auch eingestehen, dass sie nicht mehr römisch-katholisch sein wollen; dass ihnen mehr der Sinn nach dem Protestantismus steht. Jeder Gläubige ist frei zu entscheiden, ob er gehen oder bleiben will. Keiner ist gezwungen, so zu glauben und in einer so verfassten Kirche zu leben.

Aber es hat auch niemand das Recht, seine kleine eigene Ansicht von Kirche per Dekret der Gemeinschaft der Gläubigen aufzuzwingen, indem er sich anmaßt im Namen der Gemeinschaft zu sprechen, die ihn nicht legitimiert hat. „Der synodale Weg“ ist noch weniger als das ZDK legitimiert, im Namen der Gläubigen und mit Auswirkungen für ihr Katholischsein, verbindliche Entscheidungen zu treffen; nicht einmal, sie im Namen der Gläubigen zu fordern.

Wir haben es hier mit einem sich selbst zur Veränderung der Verfassung der römisch-katholischen Kirche legitimierenden Gremium zu tun, dass nur so wirken kann, wie es wirkt, weil die meisten deutschen Bischöfe sich feige den Wünschen der hedonistischen und postchristlichen Gesellschaft beugen. Solch folgsame Bischöfe hätte sich gewiß auch Adolf Hitler gewünscht.

Die Bischöfe nimmt auch die Bloggerin von „Nolite Timere“ in den Blick, und sie nennt überdies auch Namen, was sich die „professionellen“ Schreiber zumeist verkneifen:

Was ich mich hauptsächlich bei alldem frage, ist: Was machen eigentlich die guten Bischöfe, Voderholzer und Oster usw.? Vermutlich meinen sie noch, durch Mitmachen und Abstimmen einen guten Einfluss auszuüben und Schlimmes zu verhindern. Aber damit verleihen sie dem Ganzen eine Grundlegitimität, und geben der ganzen Öffentlichkeit den Eindruck: Offensichtlich kann man in der katholischen Kirche über das alles diskutieren, die kann sich wohl doch ändern. Wenn ein paar gute Bischöfe einfach erklären würden, dass sie das ganze – an sich illegale und unbedeutende – Getue des sog. Synodalen Weges nicht anerkennen, in ihrem Bistum nichts davon umsetzen werden, und sich keinen Petitionen an den Papst anschließen, wäre das sehr viel nützlicher als jede Mitwirkung.

So ist es, stellt Guido Horst, der neue Chefredakteur der „Tagespost“, fest:

Aber das alles dem Gremienkatholizismus, papierwütigen Funktionären oder versammlungsflüchtigen Synodalen in die Schuhe zu schieben, greift zu kurz. Dass auf dem Synodalen Weg „nichts mehr katholisch“ ist, wie eine Delegierte schrieb, ist nicht allein jenem Zentralkomitee in die Schuhe zu schieben, dessen Spitze sich jetzt sowieso klanglos verabschiedet, sondern einer geistesgeschichtlichen Entwicklung, die vor 500 Jahren Fahrt aufgenommen und in den letzten Jahrzehnten tief in die Speichen der katholischen Theologie gegriffen hat.

Die Bischöfe, die das noch durchschauen, müssen sich fragen lassen, ob sie dieses Spiel solange mittragen wollen, bis sich der Synodale Weg entweder in den Sumpf einer schismatischen deutschen Nationalkirche ergießt oder an der Brandmauer der katholischen Communio zum Stillstand kommt. Gutes wird aus diesem Trauerspiel nicht mehr erwachsen. Und die Aussicht auf einen Synodalen Rat, der in Zukunft dauerhaft die Bischofskonferenz kontrolliert, also Macht auf die Hierarchie auszuüben versucht, sollte den berufenen Hirten zusätzlich zu denken geben. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“

So zutreffend und wichtig all das Gesagte ist – es bleibt in Vielem doch auf einer gesellschafts- und kirchenpolitischen Eben gerade so wie bei den initiatoren des Synodalen Weges auch. Den Blick auf die darüber liegende Dimension wirft Martin Grichting in einem ebenfalls in der Tagespost (7. 10.), allerdings hinter der Paywall, erschienenen Beitrag:

Die Kirche ist von ihrem Wesen her eine Religionsgemeinschaft, die den Menschen in die ewige Gemeinschaft mit Gott führen soll. In den letzten Jahrzehnten haben jedoch weite Teile der kirchlichen Leitung im Westen, wie der Philosoph Giorgio Agmaben treffend festgestellt hat, den „eschatologischen Schalter geschlossen“. Wahrgenommen wird die Kirche heute deshalb primär als Moralinstanz und als politischer Akteur, wobei letzteres noch eine Potenzierung des Moralismus bedeutet.

Nicht etwa eine robuste Individualmoral hat die Kirche jedoch verkündet. Vielmehr hat sie nicht selten verdrängt und davon abgelenkt, dass sie selbst aus Sündern besteht, indem sie sich in einer unangemessenen Weise in aller Öffentlichkeit als regierungstreuer Lehr- und Zuchtmeister einer mainstreamkonformen öffentlichen Moral profiliert hat. Sie hat sich in der Staatsähnlichkeit gesonnt und das nachhaltig-umweltschonende, links-grün-migrationsfreundliche sowie politisch korrekte Gutmenschentum propagiert. Diejenigen, die hier anders denken, hat sie zum Teil ohne jede Barmherzigkeit moralisch verurteilt. (…)

Die in dieser Stunde geforderte Reform der Kirche besteht … in der Selbstbesinnung auf ihr Wesen und auf ihren eigentlichen Auftrag, spirituell gesprochen in der Rückkehr zum Herrn. Gefordert ist damit zugleich eine neue Bescheidenheit. Denn die Kirche beziehungsweise ihre Bischöfe und Priester sind nicht zur Mitregierung der Welt berufen, sondern zur Vermittlung des göttlichen Heils.“

Bätzing und den Synodal*innen ins Stammbuch!

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