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Lesestoff zum Wochenende

Zunächst ein Hinweis auf zwei Nachträge zur kleinen Linkliste unseres Artikels über den aus dem Innern der Kirche selbst vorgetragenen Angriff auf das kontemplative Leben. Der Artikel Notes and question about the new directives on contemplative convents von Fr. Joseph Fessio S.J. stellt einige kirchenrechtliche Fragen, die für den Fortgang der Dinge bedeutsam sein können. Können, nicht müssen, denn wie die italienische Jura-Professorin Geraldina Boni in einem soeben erschienenen Buch ausführt, bedeutet die hemdsärmlige, um nicht zu sagen anarchistische Art, mit der Papst Franziskus das Kirchenrecht je nach Gusto übergeht oder ändert, eine Gefahr, die das ganze Gebäude des kanonischen Rechtes zum Einsturz bringen könnte. Eine englische Besprechung des bisher nur auf itralienisch erschienen Werkes bringt der National Catholic Register.

Doch zurück zum Thema der kontemplativen Orden: Peter Kwasniewski hat auf OnePeterFive einen Beitrag veröffentlicht, der im Wesentlichen zwei Aspekte beleuchtet: In einem ersten Teil skizziert der Autor Möglichkeiten, wie Angehörige von für „aufgelöst“ erklärten Gemeinschaften oder Klöstern ihr monastisches Leben als „Laienvereinigung“ fortsetzen können, ohne kirchenrechtliche Angriffspunkte zu bieten. Der zweite Teil greift auf ein Buch über das Untergrund-Leben orthodoxer Frauengemeinschaften im stalinistischen Russland zurück und endet mit dem einigermaßen erschütternden Statement: „Mentalität und Vorgehen der „katholischen“ Verfolger des traditionellen Ordenslebens ähneln auf seltsame und übelkeiterregende Weise denen der Kommunisten.“ Was die Bolschewiken überstanden hat, so können wir den Autor verstehen, wird auch Braz d‘Aviz und Co überdauern.

Auf verquere Weise mit dem Kampf gegen das kontemplative Leben verknüpft ist das Thema der anthropozentristischen Wende der Kirche, zu dem wir in dieser Woche Lesenswertes bei den Nachtgedanken von Uwe Lay gefunden haben. Wo es vor allem um den „Dienst am Menschen“ geht, muß der Gottesdienst allgemein und die Kontemplation insbesondere wie zur Zeit des Josephinismus im 18. Jahrhundert vor allem als Verschwendung gesellschaftlicher Ressourcen betrachtet und im Sinne der allgemeinen Wohlfahrt bekämpft werden. Und wegen des kollektivistischen Menschenbildes, das dem säkularien Anthropozentrismus zugrunde liegt, kann man dabei natürlich auf Bedürfnisse von Einzelnen keine Rücksicht nehmen: Der Staat, die Partei, die Kongregation wissen, was allen frommt und daher ausnahms- und gnadenlos für alle durchgesetzt werden muß.

Großes Thema der vergangenen Woche in den USA war die Herbst-Vollversammlung der amerikanischen Bischofskonferenz mit der Abstimmung über ein Dokument zur hochheiligen Eucharistie. Im Vorfeld hatte es heftige Auseinandersetzungen auch mit Rom gegeben, weil ein Teil der Bischöfe sich offen gegen den Mißbrauch des Sakraments durch Abtreibungspolitker – am prominentesten hier Präsident Biden – wenden wollten, die durch demonstrativen Kommunionempfang Stimmen von katholischen Wählern einwerben wollen. Der Vatikan hat sich mit seinen offenen Interventionen zugunsten von Biden & Co weitgehend durchgesetzt – wenn auch nicht vollständig, wie George Weigel in einem Beitrag auf Catholic World Report nachgezeichnet hat. Im übrigen ist das Dokument der US-Bischöfe abseits seiner politischen Zurückhaltung lehrmäßig von hohem Wert, zumindest, was die dogmatische Seite der Lehre von der der Eucharistie betrifft. Ebenfalls auf Catholic World Report hat Peter M. Stravinskas darauf hingewiesen, daß in der gottesdienstlichen Praxis das bereits im Titel des Dokuments herausgestellte „Geheimnis der Eucharistie“ vielfach nur unzureichend sichtbar und kenntlich gemacht wird – und daß die im Gefolge der Liturgiereform Pauls VI. vollzogene „anthropozentristischen Wendung“ des Gottesdienst dafür die Hauptschuld trägt.

Die Liturgiereform ist auch das Thema eines lesenswerten Artikels von Fr. Hunwicke auf Mutual Enrichment, der anhand eines Messbuchs von 1957 einen Blick auf die bereits vor dem Konzil erfolgten und stark von Bugnini beeinflußten Veränderungen und Verarmungen des römischen Ritus wirft. Sein Fazit: „Die Periode von 1955 bis 1976 ist eine einzige, zusammenhängende Periode von Einschnitten und Rissen, die immer brutaler und respektloser mit dem liturgischen Erbe der lateinischen Kirche umgegangen ist“.

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