Bereichsnavigation Themen:

Der Herr sei ihrer Seele gnädig!

Bild: VaticanMediaDer Regens des Limburger Priesterseminars ist heute tot aufgefunden worden, nachdem Bischof Bätzing ihn am Vortag aufgrund von Vorwürfen wegen „übergriffigen Verhaltens“ von allen Ämtern und Verpflichtungen freigestellt hatte. Die Anzeichen, soweit bisher bekannt, deuten auf Selbstmord.

Eine furchtbare Nachricht. Die Priesterweihe verleiht der Seele des zur dauernden Vegegenwärtigung des Erlösungsopfers berufenen und geweihten Mannes ein Prägemal, das auch durch den Tod nicht getilgt wird. Er ist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedech. Das Schicksal der Seele, die so mit dem äußersten Nachweis des Verlustes von Glaube, Hoffnung und Liebe in das Gericht geht, kann nur entsetzlich sein, wenn nicht der Herr der Gerechtigkeit auch mildernde Umstände erkennt, die seiner Barmherzigkeit Raum schaffen. Die arme Seele des Verstorbenen bedarf daher des flehentlichen Gebetes aller, die überhaupt noch an ein Weiterleben der Seele nach dem irdischen Tod glauben, und diese Notwendigkeit wird nur verstärkt durch das Wissen um die durch und durch „liberale“, d.h. modernistische, Einstellung des Toten.

Wir wissen weder, welche Vorwürfe dem ehemaligen Regens gemacht worden sind, noch ob und in wie weit sie zu Recht erhoben wurden. Was wir sehen ist, daß in Gesellschaft und Kirche ein Klima der Vorverurteilung geschaffen worden ist, das es Beschuldigten in manchen Fällen als den einzigen Ausweg erscheinen läßt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Dafür ist Limburg bei weitem nicht das einzige Beispiel. Selbst ein Aparatschik wie Bätzing sollte das wissen und davor zurückschrecken, möglicherweise berechtigte und erforderliche Maßnahmen in einer Weise vorzunehmen und öffentlich zu machen, die auf die Wiedereinführung der „Todesstrafe“ bei Verdacht hinauslaufen . Aber was tut man nicht alles aus Angst vor dem Lynchmob. Man wirft das nächstbeste Opfer der Meute zum Fraß vor.

Schon allein diese manifeste Unfähigkeit von Bischof Bätzing, seiner Verantwortung als Seelsorger und Personalverantwortlicher gerecht zu werden, sollte genug sein, den Mann zum sofortigen Rücktritt zu bewegen – oder die Bischofskongregation zu veranlassen, die Abberufungsprozedur in Gang zu setzen.

Hier geht es weiterAber da ist noch mehr. Man habe doch nicht wissen können – so jammert in solchen Fällen gerne die verfolgende Unschuld – daß Herr oder Frau X so ungefestigte Personen seien, daß sie schon unter dem ersten Druck zusammenbrehen würden. Eine Entlastungsstrategie, die nicht nur im konkreten Fall, aber hier ganz besonders, den belastet, der zu ihr seine Zuflucht nimmt. Sollen wir wirklich glauben, der Chef eines mittelkleinen Betriebes – und mehr ist das Bistum Limburg nun wahrlich nicht – habe so wenig Kontakt zu seinen leitenden Angestellten, daß er deren Persönlichkeit, ihre Stärkenund Schwächen, so wenig einschätzen kann? Nach welchen Kriterien wählen denn Leute wie Bätzung (oder aus konkretem Anlaß : Wiesemann) ihre Spitzenleute aus? Und haben sie – schließlich reden wir von einem kirchlichen Betrieb – einen so äußerlichen Begriff vom „Presbyterium der Diözese unter dem Vorsitz des Bischofs“, daß nichts Persönliches, nichts Menschliches, keine Seel-Sorge, darin Platz hätte?

Reicht ihnen die Teinahme an der zum Zählappell entwerteten Chrisammesse? Hat sich die Gemeinsamkeit mit ihren Amtsbrüdern darin erschöpft, möglichst weitgehende Pläne zu entwickeln und in den entsprechenden Gremien voranzutreiben, wie man Lehre und Disziplin der Kirche in Deutschland von den apostolischen Wurzeln entfernen könne, um wenigstens diie Konkursmasse des Apparates und die damit verbundenen Besitzstände vor der Ungnade des Zeitgeistes in Sicherheit zu bringen?

Beispiele wie das des Limburger Regens oder des Speyrer Generalvikars – wir ersparen uns den Hinweis auf weitere noch nicht zum vollen Ausbruch gekommene Fälle, aber gerade Generalvikare erscheinen besonders gefährdet – zeigen, daß einige deutsche Bischöfe weder willens noch fähig sind, Schlüsselpositionen in ihrem Verantwortungsbereich mit Leuten zu besetzen, die diese Positionen im Sinne der von Christus gestifteten Kirche ausfüllen können. Denn: Sie sind ja selbst dazu nicht in der Lage. Und wo der Fall von Speyer „nur“ dazu geführt hat, die Apostasie eines hohen Prälaten offenbar zu machen, hat der von Limburg das Leben eines Priesters gekostet – 72 Jahre nach der Abschaffung der Todesstrafe in (West-)Deutschland und fünf Jahre nachdem Papst Franziskus glaubte, den Katechismus im Sinne einer grundsätzlichen Verwerfung der Todesstrafe ändern zu sollen (und zu können).

Bischöfe wie Bätzing sind ein Skandal. Die Entfernung von Versagern im Amt und Verrätern der Kirche aus ihren Positionen ist unumgänglich, wenn der Skandal und der Verrat nicht andauern sollen. Selbstmorde oder gar Morde sind dabei durchaus vermeidbar. Die Tradition kannte des (freilich auch nicht über jeden Zweifel erhabene) Verfahren des „amoveatur, ut removetur“ und jeder Blick nach Rom zeigt, daß zumindest diese Tradition im Modernismus nicht vergessen worden ist …

Aber im Ernst: Der Herr hat in seiner letzten Stunde dem Dismas, der wohl den größten Teil seines Lebens als Räuber und Mörder verbracht hatte, seine Schuld vergeben, als er glaubte und bereute. Er möge auch dem Bischof von Limburg und seinem Regens verzeihen, die doch wohl am Anfang ihres Weges Gutes wollten und hoffentlich an seinem Ende das Böse, das sie getan haben, bereuen können und bereuen konnten.

Der Herr sei ihrer Seele gnädig. Dafür müssen wir inständig beten.

Zusätzliche Informationen