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Eine Epidemie ungültiger Messen?

Bild: UnsplashEine kaum glaubliche Nachricht aus der Diözese Kansas City beunruhigt derzeit viele Katholiken in den vereinigten Staaten – und sie sollte auch hierzulande aufmerksam zur Kenntnis genommen werden. Wie „The Pillar“  Anfang der Woche mitteilte, hat Erzbischof Naumann in einem einen Brief an die Priester seiner Diözese mitgeteilt, daß in mindestens drei Pfarreien des Bistums über einen längeren Zeitraum hinweg ungeeigneter Wein zur Feier der hl. Messe verwandt worden sei. Damit waren diese Messe nicht gültig und der Versuch zur Konsekration nicht wirksam – der dort vermeintlich konsekrierte Wein war nichts anderes als Wein, das Messopfer kam nicht zustande. Auch die – in der Regel durch Messstipendien – unterstützten Messintentionen wurden nicht erfüllt. Sie müssen, soweit der Zustand der Buchführung das überhaupt zuläßt, wiederholt werden. Die Diözese hat sich an die zuständigen römischen Behörden gewandt um weitere Instruktionen zur Behebung der Situation gebeten.

Die Mitteilung des Erzbischofs enthält keine Informationen darüber, was den in den fraglichen Pfarreien verwandten Wein als „Materie“ für die Konsekration ungeeignet gemacht hat. Die kirchenrechtlichen Anforderungen an Messwein sind einfach: Es muß sich um reinen, unverdorbenen Wein aus natürlichem Traubensaft handeln, der keine weiteren Zusätze enthält und einen Alkoholgehalt zwischen 5 und 18% hat. In Sonderfällen (etwa für alkoholgefährdete Zelebranten) darf auch Wein mit geringerem Alkoholgehalt verwandt werden – sogenanntes „mustum“, bei dem die bereits eingesetzt habende Vergärung des Traubensaftes sehr früh abgebrochen wird, um den Alkoholgehalt niedrig zu halten. Wie niedrig, ist die Kunst des Winzers – aber ganz ohne Alkohol ist es kein Wein. Im Übrigen sind diese Anforderungen leicht zu erfüllen – im Prinzip ist jeder nach den gesetzlichen Anforderungen produzierte Wein verwendbar. Um „ungeeignete Materie“ zu verwenden, muß man sich also schon etwas einfallen lassen: Frischen Traubensaft, „Wein“ von anderen Früchten, Mineralwasser… Auch Tee oder Cola sollen schon gesichtet worden sein.

Hier geht es weiterDie Veröffentlichung des Briefes von Bischof Naumann hat dazu geführt, daß mehrere Priester von eigenen Erfahrungen berichtet haben, wonach in nicht wenigen Sakristeien Weine zur Messfeier verwandt werden, die keine geeignete Materie darstellen so daß die mit ihnen (vermeintlich) gefeierten Messe ungültig und unwirksam bleiben. In einem Artikel auf OnePeterFive ist von einer regelrechten „Pandemie“ ungültiger Zelebrationen die Rede. Das Problem wird noch dadurch verschärft, daß nicht nur beim Wein unzulässige Materie verwandt worden ist – auch beim Brot der Hostie, das nach dem Gesetz der römischen Kirche aus ungesäuertem Weizenmehl und Wasser zu bestehen hat, gibt es immer wieder „Verbesserungen“. Diese reichen von der Zugabe von Milch oder Geschmacksstoffen wie Zucker und Vanille oder Rosinen bis hin zum abenteuerlichen Unterfangen, eine Pizza zu konsekrieren. Ähnlich wie beim Wein gibt es hier ein besonderes Zubereitungsverfahren für glutenfreie Weizenhostien, die auch Personen die Zelebration der Messe oder den Empfang der Kommunion erlauben, die unter lebensbedrohlicher Glutenallergie leiden.

Dazu kommt ein weiterer, glücklicherweise sehr seltener Unsicherheitsfaktor: Im Jahr 2020 wurde der Fall eines Priesters bekannt, der erst einige Zeit nach seiner Weihe feststellte, daß er unter Verwendung einer ungültigen Formel getauft worden war und daher asls Nichtgetaufter weder die Priesterweihe empfangen noch die hl. Messe feiern konnte. Die Defizite in der Person des Unglücklichen (ungeeignete Materie!) konnten im Schnellverfahren nachgebessert werden – wie das hinsichtlich der von ihm (ungültig und daher nur vermeintlich) gespendeten Sakramente gehandhabt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Die Rechtsfigur des „ecclesia supplet“ (Die Kirche als Ganze ergänzt, was im Einzelnen fehlt) kann nur Fälle heilen, bei denen ein Priester etwa seine Amtsvollmachten überschritten hat - eine fehlende Priesterweihe kann sie nicht ersetzen. Hier sind die in gutem Glauben Getäuschten auf die Barmherzigkeit des Herrn angewiesen.

Die hier genannten Fälle sind sämtlich aus Nordamerika bekannt geworden – dort ist die Mentalität des „selber besser wissen und besser machen“ besonders stark verbreitet. Was das Brot der Hostien betrifft, gibt es jedoch auch hierzulande beunruhigende Erscheinungen, und was in einigen Gemeinden Südamerikas oder Asiens geschieht, wo man zwecks angeblicher „Inkulturation“ mit Mais- oder Reismehl experimentiert, will man vielleicht gar nicht so genau wissen.

Unverkennbar ist, daß einige Denkansätze der modernistischen Theologie geradezu dazu einladen, das Brot der Hostie im Aussehen mehr dem Alltagsbrot anzugleichen oder unter möglicher Mißachtung der Vorgaben von den Gemeindemitgliedern selbst backen zu lassen. Auch die gemeindezentrierten Elemente des Novus Ordo bietet hier bedenkliche Anknüpfungsmöglichkeiten, während sowohl die überlieferte Liturgie als auch eine traditionsorientierte Priesterausbildung zahlreiche Sicherungen gegen diese Art des Mißbrauchs enthalten. Für sie sollte die Verbindlichkeit der von der Kirche für ihren Ritus erlassener Vorgaben hinsichtlich „Materie“ und „Form“ der Sakramente außer Zweifel stehen – auch da, wo sich das „Selber-besser-machen“ damit schwer tut.

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