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Über die Macht der Worte

Da hat es also im Kölner Dom, ausgerechnet, am 22. Januar einen großen Gottesdienst mit der Bundeswehr zum Weltfriedenstag gegeben, ein Pontifikalamt gar, und da die Bundeswehr seit einiger Zeit auch Arbeitgeber für Frauen ist und unter diesen Frauen selbstverständlich die muslimischen einen erklecklichen Anteil stellen, war es wohl unvermeidlich, daß zu diesem Anlass eine Mohammedanerin den Kranz der FürbitterInnen bereicherte – mit züchtigem Uniformmantel und Kopftuch, wie es sich im Altarraum des Domes gehört. Wie war das noch einmal laut offizieller Grundordnung für das Neue Missale: Die Fürbitten sind Ausdruck des allgemeinen Priestertums der Gläubigen. Aha.

Die Fürbitte in Köln begann jedenfalls laut kath.net abweichend vom vorher abgesprochenen Text mit der Formel „Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Allerbarmers. Die Grüße seien auf dem Siegel der Propheten“, womit Jesus Christus, Gottes Sohn - bestenfalls - in eine Reihe mit dem falschen Propheten der Mohammedaner gestellt wurde. In einer hl. Messe, der Vergegenwärtigung des erlösenden Opfers am Kreuz!

Daß es den Machern von Kath.net weder gelungen ist, den genauen Wortlaut des von der Dame vorgetragenen Textes herauszubekommen, noch wer für die „Gestaltung“ dieser halbstaatlichen Zeremonie verantwortlich zeichnet, kann uns nicht überraschen. Ähnliches hat sich kürzlich ja auch in den vatikanischen Gärten zugetragen, und nachher diskutierten sprachkundige Islamkenner wochenlang darüber, ob der dorthin eingeladene Mullah tatsächlich für den Sieg Allahs über die Ungläubigen gesungen habe und wer wohl damit gemeint war.

Wenig überraschen kann auch, daß unter denen, die sich anschließend in den Zuschriften zu Wort meldeten, doch eine ganze Reihe von Islamverstehern oder präziser gesagt Knechten des Relativismus waren, von denen einer großzügig meinte: „Wenn das all unsere Sorgen sind.... Mein Gott ist jedenfalls ein großzügiger Gott, dem das ehrliche Anliegen im Zweifelsfall ungleich wichtiger ist als theologische Korrektheit!“ Und ein anderer: „Als wenn es keine wichtigeren Dinge gäbe in dieser Welt....“ Soll wohl heißen: Wären die Märtyrer nicht so pingelig gewesen, hätten sie alle in Freuden leben können bis ans Ende ihrer Tage. Dumm genug, selber schuld.

Erst recht nicht überraschen kann auch, daß die Macher von Kath.net in ihrer Kommentierung davon sprachen, der Vorfall habe sich während einer „Eucharistiefeier“ ereignet – das ist nun mal der gängige Sprachgebrauch. Und doch scheint uns gerade in diesem Sprachgebrauch ein Schlüssel zum Verständnis dafür zu liegen, daß ein solcher Skandal möglich ist und von vielen Katholiken noch nicht einmal wahrgenommen wird. Was feiern wir nicht alles, wenn das Jahr lang ist: Den Geburtstag, das Firmenjubiläum, den Karneval, die Wiedervereinigung – und manchmal eben auch die Eucharistie. Wir tun, wir machen, wir gestalten, so wie es uns gerade in den Sinn kommt und nützlich erscheint. Wir sind die, auf die es ankommt und von denen alles ausgeht. In Zeiten, daß der allgemeine Sprachgebrauch verlangte, daß man am heiligen Messopfer teilnahm, konnte sich diese Verwirrung nicht so leicht breit machen.

Formen und Inhalte hängen nun einmal eng zusammen. Ausführlicher dazu gerade für den Begriff „Eucharistiefeier“ verweisen wir auf Johannes Nebels Überlegungen zu „Actio oder celebratio“, die wir Ende Januar hier kurz referiert haben.

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