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Verleugnung und Unterwerfung

BildschirmfotoMehr als eine Woche nach unserem Kommentar hat die Irritation über den Auftritt deutscher, freilich nicht mehr als Christen kenntlich gemachter, „christlicher“ Würdenträger in Jerusalem also auch die allgemeine Presse erreicht - Bild, Spiegel und Co kommentieren den Kasus mit Verwunderung. Die Irritation über den Auftritt vor der Moschee fällt zeitlich zusammen mit einer weiteren, die durch die Präsentation einer befremdlichen Gestalt - angeblich eine schweizerische Islamistin - im deutschen Fernsehen ausgelöst worden ist.

Die Bilder der gesichtslosen Unperson in der Ganzkörperverhüllung in der Talkshow und des vom Kreuz befreiten Kardinals auf dem moslemisch okkupierten Tempelberg von Jerusalem gehören natürlich zusammen. Wo der Islam einmal seinen Fuß hinsetzt, sollen seine Regeln gelten – alles andere hat sich zu unterwerfen. Dieser Anspruch wird von der sogenannten „westlichen Moderne“ voller Entgeisterung honoriert, wie jetzt gerade wieder einmal an einer hochgradig „differenzierten“ politischen Debatte über die Kinderehe sichtbar wird, in der diese „Moderne“ alle ihre echten oder vermeintlichen Errungenschaften zur Disposition stellt.

Das ist nicht wirklich überraschend. Illusionen über den Charakter dieser Moderne sind nicht erlaubt: Heilig ist ihr alleine das Kapital, und was dessen größtmöglicher Verwertung in kürzest möglicher Zeit im Wege steht, was sich der restlosen Reduktion des Humanen auf „Humankapital“ widersetzt, muß beseitigt werden, da ist jeder Bundesgenosse willkommen.

Auch die Kreuzablegung des hw. H. Kardinals und seines protestantischen Zwillingsbruders sind nicht wirklich überraschend, wenn man bedenkt, wie vorbehaltlos sich diese Repräsentanten eines staatskirchlichen Systems ganz allgemein der westlichen Moderne verpflichtet sehen und vor keiner von dort ausgehenden Zumutung zurückschrecken. Und doch bleiben Fragen offen. Etwa die, ob der vielberufene Geist des Dialogs wirklich erfordert, das zentrale Signum der eigenen Identität zu verbergen – oder ob es dieses Zentrum vielleicht gar nicht mehr gibt. Noch ist schließlich niemand zum Phototermin mit mohamedanischen Anführern verpflichtet, weder durch weltliches, noch durch kirchliches Gesetz. Auch nicht uninteressant wäre die Frage, inwieweit dieser öffentlich und ohne jede Not vorgenommene angebliche Akt „diplomatischer Höflichkeit“ den Tatbestand der Apostasie erfüllt.

Aber vielleicht ist das, was uns auf diesen Bildern begegnet, nur der der Ausdruck einer allgemeinen Verkommenheit, über die sich niemand, der auf der Höhe der Zeit sein will, aufregen muß.

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