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Keine Blumen für die Reform

Bild: Montage Rorate CaeliDavon, daß der Jahrestag der Liturgiereform ganz ohne die zu 50. Jahrestagen üblichen Lobgesänge über die Bühne ging, war hier schon gelegentlich die Rede. Peter Kwasniewski, der das gleiche Phänomen auch für die USA beobachtete, hat nun eine Art Abschlußbericht vorgelegt, dessen wesentliche Einsichten wir hier weiterreichen. In den Print- und Webmedien, die sich ganz besonders als Verteidiger der Reform hervorgetan haben, hat er überhaupt keine „Gedenkartikel“ wahrgenommen. Offenbar liegt den Reformern viel daran, den unter jüngeren Katholiken vorherrschenden Eindruck nicht zu gefährden, daß die Liturgie schon immer so gewesen sei, wie sie sich heute darstellt, und daß jeder Gedanke an Veränderungen des Status Quo abwegig sei. Und natürlich müssen auch die Verfechter der Reformen einräumen, daß die Bilanz der letzten 5 Jahrzehnte nicht gerade beeindruckend ist - also lassen sie die Finger davon. Im Übrigen vertrauen sie darauf, daß die klerikale Gewalt, die zur Einführung der Reform eingesetzt wurde, auch heute noch stark genug ist, Forderungen zu „Reformen an der Reform“ oder gar zu deren Zurücknahme auf Randbereiche zu beschränken.

Über die Motive hinter dieser starren Unbelehrbarkeit im Licht des erwiesenen Scheiterns wird noch gesondert nachzudenken sein. Eine erste Vermutung: Die Kräfte, die sich im aktuellen Zerfall bequem eingerichtet haben, setzen auf eine Art Säkularisierungsdividende. Vom traditionellen Kirchen- und Gottesdienstverständnis her gesehen mag es aktuell um Liturgie und Glaubensbewußtsein mehr als schlecht aussehen - für das säkularisierten Verständnis erleichtert es gerade dieses niedrige Niveau der moderne NGO-Kirche, ohne größere Reibungsverluste mit anderen gesellschaftlichen Kräften sich bei dem „einzubringen“, was gerade politisch en vogue ist.

Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß Kwasniewski außerhalb des dezidiert traditionellen Lagers nur wenige - genauer gesagt: genau drei - Artikel abgetroffen hat, die dem Gedenkjahr angemessenen Raum und Argumentationsaufwand einräumen.

Im National Catholic Register die Artikel “Celebrating the Novus Ordo as It Ought to Be” von Roger Landry und “The Mass of Paul VI at 50: Marking the Golden Jubilee of the New Order.” von Joseph O'Brien; dazu noch auf First things online “The Reformed Liturgy, 50 Years Later” von George Weigel. Zu Recht kritisiert Kwasniewski, daß diese Artikel bereits in ihren Titeln auf große Schwächen des Novus Ordo hinweisen: Er gab der Kirche eine Liturgie - die man vielleicht korrekt feiern kann, die aber überall anders und selten korrekt gefeiert wird. Wie nie zuvor ein Messbuch der Kirche verbindet sich der Novus Ordo mit dem Namen eines einzigen Papstes - als ob er aus einem Vakuum ohne Tradition und Vorläufer entstanden wäre. Und keiner der drei mag sich dazu durchringen, der neuen Liturgie irgend ein besonderes Verdienst zuzusprechen - außer, daß sie nun eben 50 Jahre alt geworden ist und damit quasi Anspruch auf einen Gedenkartikel hat.

Daran ist auch Positives zu sehen.  Zumindest unter den Katholiken, die katholisch bleiben wollen - und da muß man die genannten Autoren voll einschließen - hat sich die Einstellung zur Liturgie in gewisser Weise versachlicht. Für sie ist die Frage der Liturgie nicht mehr eine Auseinandersetzung zwischen Papsttreuen und Schismatikern, sondern eine Frage, mit der sie einigermaßen leidenschaftslos umgehen können - immerhin. Offenbar haben die letzten Jahre dort die Sensibilität dafür gestärkt, daß die Gefahr für das Petrusmat und die Drohung mit dem Schisma jedenfalls nicht von denen kommen, die die Liturgiereform ablehnen und am überlieferten Missale und am überlieferten Katechismus festhalten wollen. 

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