Bereichsnavigation Themen:

Präfationen - eine oder viele?

Bild: Von der Website des AutorsFr. Hunwickes heutiger Beitrag zur Frage einer möglichen Reduzierung der Vielfalt der Präfationen hat gleich zwei Berührungspunkte zu unserem Artikel vom 6. 3.: Zum einen erwähnt er die Abneigung gegen den Gebrauch des Begriffs „Opferung“, der in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhundert nicht nur katholische, sondern auch anglikanischen Theologen plagte, und dann der Hinweis darauf, daß auch in zahlreichen protestantischen Denominationen die ergebnisse der römischen Liturgiereform nicht nur mit großer Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, sondern vielfach auch als Bekräftigung eigener Positionen verstanden und übernommen wurden. Doch nun zu Fr. Hunwickes Beitrag selbst, der sich primär mit der Frage befasst, warum die in den 60er Jahren bei den Anglikanern starken Bemühungen zur Schaffung einer für möglichst viele Gelegenheiten nutzbaren „Gemeinsamen Präfation“ schließlich im Sande verlaufen sind.

Es beginnt ein langes ZitatAls ich 1964-1967 in Staggers war, war viel von einer „Gemeinsamen Präfation“ (Thanksgiving series) die Rede. Das bezog sich auf die tiefe Überzeugung, daß das Hochgebet nach dem „Es ist wahrhaft würdig und recht...“ ursprünglich mit einem Dankgebet an den Vater für seine Schöpfung und die Erlösung begonnen hat, das bis zum Sanctus reichte. Während ich dem Haus angehörte, wurde dem zuständigen Ordinarius, Bischof Harry Carpenter von Oxford, die Bitte vorgetragen, daß das Haus ad experimentum eine Präfation verwenden dürfe, die genau dem entsprach. Dieser Vorschlag bestand in der Hauptsache aus zusammengefügten Teilen verschiedene Präfationen des Festkreises aus dem Book of Common Prayer – daran war also nichts Ungewöhnliches oder gar Papistisches.

Leser erinnern sich vielleicht an frühere Artikel, in denen ich davon sprach, daß das Haus ständig mißtrauisch beäugt wurde, weil die Beobachter Verstöße gegen die Ord-nung oder papistische Verirrungen befürchteten. Ich nehme an, das war der Grund, daß der Prinzipal, Canoniker Derek Allen, die Erlaubnis des Bischofs erbat – und daß der Bischof „Nein“ sagte.

Im Juni 1956 veröffentlichte die Kirche von England den Entwurf einer Liturgie, der nicht zur praktischjen Verwendung, sondern nur als Diskussionsgrundlage bestimmt war. Mitglieder der Liturgiekommission waren unter anderem Arthur Couratin, langjäh-riger früherer Prinzzipal unseres Hauses, Craddock Ratcliff, Austin Farrer und als Sek-retär G.G. Willis – alles sehr angesehene Personen. Die Einführung erklärt, „wir haben uns bemüht, eine Danksagung für die Erschaffung der Welt, die Erlösung der Mensch-heit und die Heiligung des Gottesvolkes durch Christus zu schaffen“. Aber das wurde nicht in die Endfassung übernommen, wie sie gegenwärtig in der Kirche von England in Gebrauch ist.

Ich habe den Verdacht, daß die „Gemeinsame Präfation“, für die es in der Anglikani-schen Kirche der 60er Jahre so viel Begeisterung gab, aus zwei Gründen aus dem Blick geraten ist: 1) Einige der Liturgiker in der Kommission von 1965, vornehmlich Couratin, zogen sich zurück, weil die synodalen Beratungen der Church of England letztlich ein „evangelisches“ Veto gegen die Worte „wir opfern“ hervorbrachten. 2) spiel-te eine „Gemeinsame Präfation“ in den Texten, die das zweite Vatikanische Konzil her-vorbrachte, keine Rolle. Stattdessen kehrte der entstehende Novus Ordo zu einer gal-likanischen oder ambrosianischen Vielzahl von Einzelpräfationen zurück. Und dieser römische „Reform“Prozess hat einen unnötigen Einfluß auf anglikanische Kreise ausgeübt.

Zusätzliche Informationen