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Der letzte Strohhalm der Bankrotteure

Wir wollten uns zur Motivlage der Kräfte äußern, die derzeit in Rom die „Neuinterpretation“ von Summorum pontificum betreiben und dafür – ohne allzu große Anstrengungen wahrscheinlich - das Wohlwollen des Papstes erreicht haben. Nun, einen guten Teil der Mühe hat uns Eric Sammons, der Chefredakteur von Crisis Magazine, abgenommen. In einem Artikel vom 4. 6. zeichnet er zunächst den Weg und die Situation der Zelebrationsmöglichkeiten für den überlieferte Ritus seit der Liturgiereform nach. Tatsächlich gab es eine erste sehr restriktive Ausnahmeregelung mit dem sog. „Agatha-Christie-Indult“ von 1971 bereits ein Jahr nach dem Inkrafttreten der Reform – ein wichtiges Indiz dafür, daß das Missale Pius des V. nie formell „abgeschafft“, sondern nur im Gebrauch eingeschränkt worden ist. Von da an führt ein windungsreicher Weg zur (theoretisch) völligen Freigabe unter Papst Benedikt. In den letzten Absätzen seines Artikels wendet sich Sammons dann der Frage nach dem „Warum jetzt wieder rückwärts?“ zu – wir haben diesen Teil komplett übersetzt:

Es beginnt ein langes ZitatUnabhängig davon, wie wir die Auswirkungen (der „Neuinterpretation“) einschätzen, bleibt die Frage: Warum sollte sich Papst Franziskus darauf einlassen? Wenn der Vorsitzende der Geschäftsführung eines Großkonzerns beschließen würde, den am schnellsten wachsenden Bereich des Unternehmens dicht zu machen, würde das sicher für allgemeines Kopfschütteln sorgen. Warum also sollte Papst Franziskus darauf aus sein, die Reichweite der Bewegung einzuschränken, die, am Wachstum gemessen, in der heutigen Kirche den größten Erfolg hat?

Die wohl zutreffendste Antwort ist, daß er und andere Würdenträger des Vatikans hinter diesem Vorstoß wahrgenommen haben, daß das Wachstum der Gemeinden der Alten Messe nicht nur damit zu tun hat, wie diese Messe gefeiert wird. Dieses Wachstum steht in vielfacher Weise für eine Zurückweisung des gesamten nachkonziliaren Projektes, in das die Kirchenführer vom 2. Vatikanum bis zu Franziskus so viel investiert haben.

Hier geht es weiterStellen sie sich vor, die NFL (das ist die amerikanische Football-Liga) würde beschließen, ihren Sport mit dem Ziel seiner „Verbesserung“ tiefgreifend zu verändern – etwa durch Einführung eines Balles nach kontinentaler Art statt des klassischen (elliptoiden) Football; Erhöhung der Zahl der Spieler um 5 auf jeder Seite; und eine Erlaubnis für die Spieler, das eigentliche Spielfeld jederzeit zu verlassen und dann wieder zurückzukehren. Dann stecken sie viele Jahre und Millionen von Dollar in das Projekt, um die neue Form zu propagieren. Aber statt neue Fans zu gewinnen, führt diese „Reform“ nur dazu, daß die Leute zu einer neugegründeten Liga strömen, die football auf die alte Weise spielt.

Eine bescheidene Führung würde ihren Fehler einsehen und zum Original zurückgehen – hier eine kleine Erinnerung an das Marketing-Desaster um New Coke - aber allzu oft stellt sich das Führungspersonal in solchen Situationen auf die Hinterbeine, und statt ihre schlechten Pläne aufzugeben, greifen sie diejenigen an, die zum Original zurückkehren wollen. Es ist traurig, aber so wie es aussieht wollen unsere Kirchenführer, den Papst eingeschlossen, diesen Weg einschlagen.

Für Katholiken, die der alten Messe anhängen, kann dieser Schritt des Vatikans schwierige Fragen aufwerfen. Es sieht so aus, als Priester und Gemeinden, die bereits die alte Messe feiern, von den Neuregelungen ausgenommen werden sollen – aber was ist, wenn ein Bischof entscheidet, früher gegebene Erlaubnisse im „Geist“ des neuen Indults zu widerrufen? Sollte ein Priester einfach weitermachen wie bisher? Sollten Laienkatholiken sich an kanonisch irreguläre Gemeinschaften wie die Piusbruderschaft wenden, die weiterhin die alten Form feiern?

Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten, und ich will auch nicht so tun, als ob ich sie geben könnte. Ich bete darum, daß es nie so weit kommt, und daß der Papst einsieht, daß das Wachstum der überlieferten Liturgie das beste ist, das der Kirche heute widerfahren kann und daß er alle, was in seinen Kräften steht, tun sollte, um dies zu fördern und zu ermutigen. Wenn er das nicht tut, könnte er eines Tages herausfinden, daß gerade noch genug Katholiken übrig sind, die es braucht, um das Licht auszumachen und die Türen abzuschließen, weil alle anderen schon für immer weggegangen sind.

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