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Das Agatha-Christie-Indult

Porträtphoto5. November 1971: Agatha Christie, Jehudi Menuhin und Philipp Toynbee erwirken vom Papst ein Indult für die alte Messe.

Der Theatermann und Autor Uwe Postl erinnert heute auf Kath-info, dem Portal zur katholischen Geisteswelt, an den 40. Jahrestag des Indults, mit dem Papst Paul VI. für England und unter stark einschränkenden Bedingungen die weitere Feier der hl. Messe nach der überlieferten Liturgie erlaubte.

„Ah, Agatha Christie ist auch dabei“, soll der Anekdote nach Papst Paul VI. 1971 ausgerufen haben, als er die Unterzeichnerliste eines ihm übergebenen Dokuments studierte. (...)

Eine Gruppe englischer Künstler und Intellektueller, unter ihnen Philip Toynbee, Baron Yehudi Menuhin, Graham Greene, Vladimir Ashkenazy, Sir Harold Acton u.a., bat den Hl. Vater, auch weiterhin die Feier der „tridentinischen“ Messe zu gestatten, da nach der Liturgiereform durch das Konzil deren baldige Abschaffung drohte. Die traditionsbewußten Briten argumentierten aber erstaunlicherweise nicht theologisch oder mit dem Hinweis, die alte lateinische Messe gelte durch die lange Zeit grausamer Katholikenverfolgungen in England dort als die „Messe der Märtyrer“. Und obwohl sie die Absicht, die “Tridentina“ abzuschaffen, unverblümt mit einer „totalen oder teilweisen Zerstörung von Basiliken oder Kathedralen“ verglichen, gegen die „gebildete Menschen unabhängig von deren Glauben sich erheben müßten“, fordern die gemischtkonfessionellen Unterzeichner der Petition den Erhalt der Missa Tridentina aus rein kultureller Perspektive:

„Der Ritus, der hier zur Diskussion steht, hat auch mit seinem herausragenden lateinischen Text eine Menge von unschätzbaren Ergebnissen in der Kunst inspiriert – nicht nur mystische Schriften, sondern auch Werke von Dichtern, Philosophen, Musikern, Architekten, Malern und Bildhauern in allen Ländern und Epochen“.

Hier finden Sie den vollständigen Text von Uwe Postl.

Die Bedeutung des damaligen Indults kann - jenseits aller begrüßenswerten kulturpolitischen Überlegungen - gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Es belegt, daß Papst Paul VI. die Liturgiereform nicht deshalb promulgierte und vorantrieb, weil er der Meinung war, die alte Liturgie müsse wegen theologischer Schwächen abgeschafft werden, sondern weil er annahm, daß die neue Liturgie den pastoralen Anforderungen der Gegenwart besser entspreche. Wir wissen heute, daß das ein katastrophaler Irrtum war. Und in dem gerade ein Jahr nach Erlass des neuen Missales gewährten Indults für England sehen wir den Beleg, daß die alte Liturgie tatsächlich niemals allgemeinverbindlich „abgeschafft“ worden ist.

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