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„Desiderio Desideravi“ zum Zweiten

Eigene Aufnahme

Mit Links zu zusätzlichen Wortmeldungen

Wir glauben nicht, daß das neue päpstliche Schreiben Desiderio Desideravi viel zu bedeuten hat – spätestens mit dem Tod von Franziskus wird es neben den meisten anderen von ihm unterschriebenen Texten der Vergessenheit anheim fallen. Zu sehr widerspricht es in wichtigen Teilen der Tradition der Kirche, zu sehr ist es durch seine zur persönlichen Handschrift von Franziskus gehörenden inneren Widersprüche entwertet. Daß die Deformer der Kirche in Deutschland, die sich um das von den Bischöfen finanzierte Portal katholisch.de versammelt haben und den synodalen Irrweg betreiben, aus dem Dokument Honig zu saugen versuchen, versteht sich dennoch von selbst. Redakteur Neumann gibt heute unter dem Titel „Franziskus verteidigt das Konzil gegen die Restauration“ ein langatmiges Musterbeispiel dafür, wie die Neo-Protestanten sich das vorstellen. Im Zentrum von Neumanns – und der vieler anderer Kirchen-Deformer – Argumentation steht die auch von Franziskus seit Traditionis Custodes vertretene These, die so überaus destruktive Liturgiereform von 1969 sei als die von „Dem Konzil“ gewollte Reform heilig und unwiderruflich, und wer sie nicht ganzen Herzens akzeptiere, stelle sich gegen Konzil, Kirche und Heiligen Geist. Anathema sit!

Peter Kwasniewski hat dazu bereits gestern das Nötige gesagt und mit vielen Belegen bekräftigt: Die These ist nachweislich falsch und kann nur aus Unwissenheit oder mit bösem Willen vorgetragen werden. Selbst der von Franziskus fälschlich als Kronzeuge dafür angerufene Romano Guardini hat sich von der „Klempnerarbeit“ der Reformkommission distanziert. Bei Kwasniewski sowie in weiteren Artikeln auf New Liturgical Movement (Recollections of a Vatican II Peritus by Alfons Cardinal Stickler) und Rorate Caeli ist viel Wichtiges dazu geschrieben worden – mehr wird zweifellos in den kommenden Tagen folgen.

Fr. Zuhlsdorf hat bei seiner ersten Durchsicht von Desiderio Desideravi bereits darauf aufmerksam gemacht, daß die verschiedene Teile des Dokuments offenbar von verschiedenen Autoren stammen und mit heißer Nadel und durchaus nicht ohne Widersprüche zusammengestrickt worden sind. Uns ist beim Überfliegen von DD ein weiterer bisher so noch nicht bemerkter Widerspruch aufgefallen:

Hier geht es weiter Die erste Hälfte des Papiers unternimmt den Versuch einer „Theologie der Liturgie“ und skizziert in diesem Rahmen auch eine Theologie des Heiligen Messopfers. Während die Überschrift des Apostolischen Schreibens mit der Anspielung auf das letzte Abendmahl sowie ieinige Abschnitte des Textes den Verdacht hervorrufen können, diese Theologie sei einseitig auf die Eucharistiefeier als „Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl“ ausgerichtet, so wird doch in den Hauptaussagen (Abschnitte 7 – 20) die vom Konzil von Trient so eindrucksvoll festgeschriebene und seitdem von allen Päpsten bekräftigte „Opfertheologie“ durchaus aufgenommen und bestätigt – wenn auch manchmal in etwas eigentümlicher Sprache und in der nebeligen Terminologie des „Paschamysteriums“.

Wichtig daran ist: Aus diesen theologischen Ausführungen, so unzureichend sie in einigem sein mögen, läßt sich nirgendwo und in keiner Weise ableiten, daß die im Ritus der heiligen Päpste Gregor und Pius V. verkörperte lex credendi der Tradition im Widerspruch zur angeblich durch „Das Konzil“ so grundlegend veränderten lex credendi der Neuerungen von 1969 stünde. Es gäbe Unterschiede in Akzentsetzung und Ausdrucksweise sowie im pastoralen Ansatz und im Stilempfinden – aber nicht in der Sache selbst. Damit hätte DD selbst dem Hauptargument für das Verbot der überlieferten Liturgie den Boden entzogen – es sei denn, man wolle auch Unterschiede auf dieser Ebene für unerträgklich und unzulässig erklären. Dann müßten natürlich alle unterschiedlichen Riten in der Kirche abgeschafft und die tausendfältigen Varianten innerhalb des Novus Ordo beseitigt werden.

Natürlich werden die Gegner der überlieferten Liturgie – die mit der von ihnen propagierten lex orandi tatsächlich in Wirklichkeit eine neue und nicht mehr katholische lex credendi durchsetzen wollen – den Verlust ihres Hauptarguments nicht eingestehen. Doch jeder Nachfolger von Franziskus, der sich nicht ebenso wie dieser zum Parteigänger der Radikalreformer machen läßt, wüßte, welche Schlüsse er aus den in DD vorgenommenen Ausführungen zur lex credendi zu ziehen hätte. Die überlieferte Liturgie steht nicht im Widerspruch zur wahren und unveränderlichen Lehre der Kirche, sondern ist deren vollkommenste Verkörperung.

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Zusätzliche Wortmeldungen

- Mit harten Worten kritisiert Luisella Scrosati den traditionsfeindlichen Grundton von DD und weist besonders darauf hin, daß Franziskus in beispielloser Weise den Bruch mit seinem unmittelbaren Vorgänger Benedikt propagiert. Italienisches Original in La Nuova Bussola Quotidiana, deutsch beim Beiboot Petri.

- Mehr zur zweifelhaften „Theologie der Liturgiereform“ in DD bei Fr. Zuhlsdorf.

Zusätzliche Informationen