Martin Mosebach zu „Operation am Lebenden Objekt“
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- 20. August 2014
Während unsereins sich noch mit dem Informations- und Gedankenreichtum des unlängst hier vorgestellten Tagungsbandes zur Liturgiereform Vor dem zweiten Vatikanum auseinandersetzt, hat Martin Mosebach viel Wichtiges, was zu diesem Buch zu sagen ist, in einer kurzen Leseempfehlung zusammengefasst. Wir zitieren von der Website des Römischen Instituts der Göerresgesellschaft, das die angesprochene Tagung veranstaltet hat:
'Operation am lebenden Objekt – Roms Liturgiereformen von Trient bis Vaticanum II' heißt der Band, den Stefan Heid aus Beiträgen einer Tagung der Görres-Gesellschaft zusammengestellt hat – ein beunruhigender Titel, der ein noch viel beunruhigenderes Phänomen zum Gegenstand hat. Wenn man sich allein den unerhört kurzen Zeitraum vor Augen führt, in dem die paulinische Liturgiereform durchgeführt wurde, wird klar, daß mit dieser Reform notwendig ebenso viele Probleme entstehen mußten, wie gelöst wurden. Wenn man Liturgie als das Leben der Kirche versteht, dann wird die Berechtigung dieses alarmierenden Titels deutlich. So gibt es kaum einen Gegenstand in der neueren Kirchengeschichte, von dem so viel Zorn und Eifer ausging; jede Art noch so vorsichtiger Reserve gegenüber den scharfen Eingriffen in den gewachsenen Organismus wurde als Ungehorsam und Illoyalität gegenüber Papst und Konzil angegriffen – die Gegner der Reform haben hinwiederum jede Verbindung des Reformwerks mit der Tradition kategorisch geleugnet und den Promotoren des Neuen vorgeworfen, eine andere Kirche zu schaffen. Dieser verhängnisvoller Streit hat, wie mir scheint, nun eine neue Qualität erreicht, wie oft nach zermürbenden Auseinandersetzungen. Man hat das Interesse an der Liturgie verloren – Liturgie ist „nicht mehr so wichtig“, das gehört leider auch zur Botschaft des neuen Pontifikates. Das ist vielleicht die gefährlichste Frucht dieses langen Kampfes, denn bei diesem Kampf geht es um Sein und Nichtsein der Kirche. Es gibt keinen Bereich im Leben der Kirche, der nicht mit der Liturgie in Verbindung stünde – gerade das rechte Verständnis der Schrift ist von ihrer Einbettung in die liturgische Opferfeier abhängig. Deshalb ist der Band „Operation am lebenden Objekt“ ein solches Ereignis. Er versachlicht die Diskussion, indem er mit Scharfsinn und großer Gelehrsamkeit diese Reform einer detaillierten Untersuchung unterzieht. Wer sich in Zukunft zur Frage der Liturgie zu Wort melden möchte, ist darauf angewiesen, seine Kenntnisse auf den Stand dieses Werks gebracht zu haben. Gegner und Befürworter der Reform werden gleichermaßen Überraschungen darin finden. Wenn Sachkunde einen Krieg der Ideologien beenden könnte, dann müßte der Streit um die Liturgie nach Erscheinen dieses Buches in ein neues Stadium getreten sein.“
Eine ausführlichere Besprechung von „Operation am Lebenden Objekt“ findet sich auf katholisches.infovom 12. August.
Hier können Sie einen Blick auf Inhaltsverzeichnis und Vorwort werfen; hier geht es zur Bestellung (32,- Euro).