Bereichsnavigation Themen:

Bischof und Hoherpriester

Bild: Stift Admont, https://www.stiftadmont.at/museen/ausstellungen/ausstellungen-2018Mit Hermann Glettler hat das Bistum Innsbruck nun also einen Bischof bekommen, der sich auch als Künstler einen Namen gemacht hat. Besonders gewürdigt wurde letzthin eine Kunstaktion aus dem Jahr 2004, bei der Glettler, Priester seit 1995, sich in einer durchsichtigen Plastikkasel über Jeans und T-Shirt präsentierte. Nein, blasphemisch ist das nicht – nur Symbolismus auf Pennälerniveau, eine Clownerie im Zirkus des Zeitgeistes. Was aber nicht bedeutet, daß es gleichgültig ist, wie der Priester oder der Bischof dem seiner Führung anvertrauten Volk gegenübertritt.

Das hier im Zusammenhang mit der Bischofsmitra zitierte Gebet zur Bischofsweihe enthält den Satz, nachdem der Herr selbst befohlen hat, „dem Haupt deines Hohepriesters Aaron eine Krone aufzusetzen“. Damit bezieht sich das Gebet auf das 28. Kapitel des Buches Exodus (Moses 2), in dem äußerst detailliert die Gewandung beschrieben ist, die der als Priester eingesetzte Aaron und seine Brüder beim Gottesdienst anlegen sollen. Dort heißt es in Vers 36-38:

Mache auch eine Platte von feinstem Golde, und stich darauf mit Siegelstecherei „Heilig dem Herrn“! Und binde sie an eine Schnur von Hyazinth, daß sie am Kopfbunde sei, vorne an der Stirn des Hohenpriesters. Und Aaron soll die Vergehen der Söhne Israels tragen bei allen ihren Gaben und Geschenken, die sie opfern und heiligen, und er soll die Platte an seiner Stirn haben allezeit, damit der Herr ihnen gnädig sei.“

Eine Krone im Sinn und Aussehen der mittelalterlichen Königskrone ist das nicht, auch nicht bloß ein Zeichen der Würde – eher ein feierlicher Ausdruck einer kaum tragbaren Verpflichtung. So wird es auch im 28. Kapitel selbst dargestellt, wo es einleitend zur Beschreibung der priesterlichen Gewänder heißt, die Israeliten sollen „dem Aaron Kleider machen, darin er geheiliget mir diene“. Alltagskleidung ist damit sicher nicht gemeint – und ein „künstlerischer Denkanstoß“ für ein als gedankenschwach eingeschätztes Publikum eher auch nicht. Tatsächlich meinte es der Herr mit diesen eben nicht nur Äußerlichkeiten betreffenden Vorgaben außerordentlich ernst, wird vor ihrer Verletzung doch gelegentlich mit den Worten gewarnt: Daß er nicht sterbe! (z.B. in Mos 2; 28, 35).

Alles nur „Drohbotschaft“? Überwunden und abgeschafft wie die blutigen Tieropfer des Aaron und seiner Nachfolger im Priesteramt des alten Bundes? Die Kirche hat das so nie gesehen. Das blutige Tieropfer ist überwunden und abgeschafft – das an seine Stelle getretene blutige Opfer Christi am Kreuze, in dem er als der wahre Hohepriester „die Vergehen der Söhne Israels“ trug, wird täglich tausendfach unblutig vergegenwärtigt. Die Zeichen der Ehrfurcht, die schon im ersten Bund für alle, die im Tempel dienen, angeordnet waren, sind im neuen Bund, der an dessen Stelle getreten ist, umso mehr angebracht. Indem die Kirche diese aufgriff und weiterführte, betrieb sie mehr als bloße „Traditionspflege“. Sie hat das, was schon im alten Bund wahr und richtig war, nach seiner Vollendung in Christus aufgenommen und auf dieser höheren Ebene weitergeführt. Dieses Erbe abzustoßen, bedeutet auch eine Geringschätzung der Erlösungstat Christi.

Zusätzliche Informationen