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Die Demut des Ornates

Bild: John Aron, Catholic HeraldAm Samstag, den 9. 6. hat Erzbischof Malcom McMahon von Liverpool in der Marienkirche von Warrington Seth Phipps von der Petrusbruderschaft zum Priester geweiht. St. Mary‘s ist eine der englischen Kirchen, deren Seelsorge im Auftrag des Ortsbischofs von der Bruderschaft wahrgenommen wird, und die FSSP hat sich alle Mühe gegeben, diese Priesterweihe im vollen Glanz und der vollen Würde des überlieferten Ritus stattfinden zu lassen. Der Catholic Herald hat eine eindrucksvolle Bilderserie mit100 Aufnahmen des Photographen John Aron veröffentlicht, die das Pontifikalamt und die eigentliche Weihezeremonie in allen Einzelheiten wiedergeben.

Unsere Empfehlung dieser großartigen Bilderserie ist natürlich auch im Zusammenhang mit der unlängst geäußerten Kritik an einigen Elementen des Hochamtes zum Abschluß der Wallfahrt Paris Chartres zu sehen. Der Erzbischof von Liverpool hat die Liturgie von Warrington exakt so gefeiert, wie sie das 1962 gültige Pontifiicale Romanum vorsieht, das unter Papst Clemens VIII. noch im 16. Jahrhundert erarbeitet und unter seinem Nachfolger Urban VIII. zu Anfang des 17. Jahrhunderts abschließend redigiert worden ist. Zur Illustration haben wir oben ein Photo ausgewählt, das zeigt, wie der bischöfliche Fuß, bereits mit violetten Socken und einer weißen Gamasche angetan, mit einem brokatenen Pontifikal-Pantoffel bekleidet wird.

Diese Auswahl dient weder der Kritik an Kardinal Sarah, der auf dieses und andere im Pontificale vorgeschriebene Details beim Pontifikalamt in Chartres verzichtete, noch der Kritik an Erzbischof McMahon, der sich diesem scheinbar aus der Zeit gefallenen Brauch unterwarf: Tatsächlich ist es kein Ausdruck von Prunksucht, den vollen im Pontificale vorgeschriebenen Ornat, zu dem selbstverständlich auch die Cappa Magna gehört, anzulegen. Es ist vielmehr ein Zeichen äußerster Demut, diese Regeln aus einer seit Jahrhunderten vergangenen historischen Epoche buchstabengetreu zu befolgen. Diese Demut ist übrigens eines der auffälligsten Kennzeichen eines rite zelebrierten Pontifikalamts, in dem der Zelebrant, Nachfolger der Apostel, völlig auf seine täglichen Gewohnheiten und auf jeden Eigenwillen verzichtet und einfach nur auf den Zeremoniar schaut und bereit ist, jedem von dessen Fingerzeigen zu folgen.

Nun haben diese Zeremonien sicher nicht alle den gleichen Rang, und Peter Kwasniewski ist auf jeden Fall zu folgen, wenn er daran erinnert, welchen Verlust es bedeutet, die Lesungen nicht in der vorgeschriebenen Form als primären Ausdruck der Gottesverehrung vorzutragen. Auch die Fügsamkeit des hohen Prälaten gegenüber der Weisung des rangniederen Zeremoniars ist nicht ohne tiefere symbolische Bedeutung:

Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.  (Johannes 21,18)

Auch die Pontifikalpantoffeln, deren bloße Nennung selbst bei sehr der Tradition zugeneigten Katholiken ein zwischen spöttisch und verlegen changierendes Lächeln auszulösen vermag, sind nichts, auf das man leichten Herzens verzichten kann. Und dennoch sind sie – und das sicher deutlicher als die lateinisch und ad Dominum gesungenen Lesungen – geeignet, selbst einen frommen Messbesucher des 21. Jahrhunderts in seiner Andacht zu stören und seinen Geist auf Abwege zu führen. Darüber „pastorale Überlegungen“ anzustellen, ist nicht von vornherein illegitim. Es erscheint im Gegenteil sogar geboten, um dem Ritus für die Zukunft wieder die Lebenskraft zu verleihen, die ihn als authentischen Ausdruck sowohl des Empfindens der Gläubigen als auch der unverfälschten Lehre durch die Jahrhunderte getragen hat.

Davon zu unterscheiden ist die Frage, inwieweit es heute sinnvoll ist, aus solchen Überlegungen auch praktische Konsequenzen für die Praxis des Ritus zu ziehen. In einer Zeit, in der „pastorale Überlegungen“ rundum dazu genutzt werden, mit den Formen auch die Inhalte über Bord zu werfen, ist dabei zweifellos größte Zurückhaltung geboten.

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