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Spolien einer untergegangenen Welt

Aus dem Pontificale Romanum - eigene AufnahmeMit einem aktuellen Nachtrag

Das gegenwärtig für Zelebrationen im überlieferten Ritus geltende Pontificale Clemens‘ VIII. enthält unter anderem Lesenswertem auch die Vorgaben für die Einsegnung und Krönung des Königs und/oder der Königin. Wir übersetzen hier die einleitenden Rubriken.

Es beginnt ein langes ZitatWenn ein König zu krönen ist, ruft man die Bischöfe des Reiches in der Stadt, in der die Krönung stattfinden soll, zusammen. In der vorhergehenden Woche hält der König drei Fasttage, nämlich den Mittwoch, den Donnerstag und den Samstag. Am folgenden Sonntag, zu dem der König sich auf den Empfang der Kommunion vorbereitet, erfolgt dann die Krönung. Die Bischofskirche oder Kathedrale, in der die Krönung stattfindet, wird dann so gut vorbereitet und ausgeschmückt wie es irgendiwe möglich ist. Am Hochaltar wird alles, wie es der Brauch für den zelebrierenden Bischof erfordert, hergerichtet, und eine Kredenz neben dem Altar wird mit den erfordelichen Gegenständen ausgestattet. Das Schwert, die Krone und das Szepter, die dem König überreicht werden, sind auf dem Altar niederzulegen; dazu das Katechumenen-Öl, die Seide, mit der der Arm und die Schultern des Königs gesalbt und gereinigt werden sowie die Bänder, mit denen man die Seide am Arm befestigt.

An einem geeigneten Platz in der Kirche wird ein Baldachin errichtet, wie er dem König zukommt. Darin wird ein königlicher Sitz hergerichtet, auch der Baldachin selbst wird mit seidenen Tüchern und Wandbehängen geschmückt. Dabei ist zu vermeiden, daß der Baldachin höher steht als die oberste Stufe des Altares. An geeigneter Stelle wird ein weiteres Zelt aufgestellt, an dem der König die königliche Gewandung, die dort für ihn bereit gehalten wird, zur passenden Zeit anlegt. Falls die Königin am gleichen Tage gekrönt wird, wird auch für sie in der Nähe des königlichen Baldachins ein eigener Baldachin errichtet, der jedoch nicht so reich ausgestattet ist wie dieser. Diese Baldachine sind so zu aufzustellen, daß man von ihnen aus Blick auf den Altar und den zelebrierenden Bischof hat. Außerdem sind vor dem Altar auf beiden Seiten Sitze in der Zahl der an der Krönung teilnehmenden Bischöfe aufzustellen.

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Am Sonntag, an dem die Segnung und Krönung des Königs erfolgt, kommen sämtliche Bischöfe am frühen Morgen in der Kirche, in der das geschehen soll, zusammen, und der Metropolitanbischof, der die Zeremonien leiten soll, legt gemeinsam mit den anderen Offiizianten, die mit ihm die Messe feiern sollen, feierlich die der Jahreszeit entsprechenden Gewänder an. Die Bischöfe sollen über der Albe – oder falls sie Mönche sind, über dem Superpelliceum – das Schultertuch, die Stola und einen weißen Chormantel sowie die Mitra simplex tragen. Wenn alle bereit sind, nimmt der Metropolitanbischof Platz auf dem in der Mitte vor dem Altar aufgestellten Faltstuhl, und die anderen Bischöfe halten sich auf beiden Seiten auf den für sie bereitgestellten Stühlen bereit und bilden so gleichsam einen Kronreif.

Inzwischen hat der König in militärischer Rüstung und Gewandung mit seinen Hausgeistlichen, Fürsten, Vornehmen und dem anderen Gefolge die Kirche betreten. Wenn er sich dem Chorraum nähert, kommen ihm zwei ranghohe Bischöfe aus dem Kreis der Wartenden ein Stück entgegen. Sie verneigen ihr mit der Mitra bedecktes Haupt ein wenig vor ihm, nehmen ihn in die Mitte und führen ihn barhäuptig vor den Metropolitanbischof, dem der König mit einer Verneigung des Hauptes seine Ehrerbietung erweist. Daraufhin tritt der Ranghöhere der geleitenden Bischöfe vor und spricht entblößten Hauptes und mit vernehmlicher Stimme zum Metropoliten:

Hochwürdigster Vater, die heilige katholische Mutter Kirche bittet Euch, den hier anwesenden hervorragenden Streiter zur königlichen Ehre zu erheben.

Darauf fragt der Metropolit:

Ist er denn würdig und für diese ehrenvolle Aufgabe geeignet?

Und erhält die Antwort:

Wir wissen und glauben, daß er zum Dienst an der Kirche und zur Regierung seine Reiches würdig ist.

Darauf der Metropolit:

Deo gratias.

Daraufhin nimmt der König Platz in der Mitte zwischen den beiden Bischöfen, die ihn herangeführt haben, er selbst wendet sich dabei dem Metropoliten zu, während die beiden Beischöfe, der ranghöhere zur Rechten, der andere zur Linken, sich ihm bzw. einander zuwenden. Anschließend wendet sich der Metropolit nach kurzem Schweigen an den zu krönenden König und ermahnt ihn: Da Du heute, werter Fürst, aus unserer Hand, und auch wenn wir dessen nicht würdig sind, stellvertretend für unseren Erlöser Christus, die heilige Salbung und die Insignien königlicher Würde empfangen sollst, geziemt es sich, daß wir dich zuvor bezüglich der Pflichten, die auf Dich warten, ermahnen. (...)“

Soweit also die ersten Seiten der durch eine Laune der Geschichte und Versäumnisse der vatikanischen Bürokratie noch heute im überlieferten Ritus anzuwendenden Rubriken, falls sich in einer der Ecclesia Dei-Gemeinschaften unversehens die Notwendigkeit zur Krönung eines Königs ergeben sollte. Und wir sind fest überzeugt, daß zumindest die Zeremoniare des Instituts Christus König und Hoherpriester der Herausforderung gewachsen wären.

Andererseits haben wir auch ein wenig Verständnis dafür, daß die mit der Revision der Rubriken betrauten Gremien Mitte der 60er Jahre das Bedürfnis empfanden, diese und andere Riten einer gewissen Überarbeitung zu unterziehen: Es ist ja nicht nur so, daß es heute Könige nur noch als seltene Ausnahmeerscheinungen gibt. Auch die übrig gebliebenen erblichen Staatsoberhäupter sind spätestens seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr das, was sie einmal waren – nie wieder werden wir eine Zeremonie erleben, wie sie in diesen Bildern von der Krönung Elisabeths II., von Gottes Gnaden Königin von England und Wales, ein letztes Mal sichtbar gemacht worden ist. Kurzfassung (4 Min, in Farbe) hier, es gibt auch eine als Dokumentarfilm gestaltete Langfassung (in Farbe, 80 Min), und eine komplette Aufzeichnung der damaligen Fernsehübertragung (3 Stunden, schwarzweiß).

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Wie um das „nie wieder“ aus dem letzten Absatz zu unterstreichen, bringt LifeSiteNews heute die Nachricht, daß Lord Ivar Mountbatten (55), ein Cousin von Königin Elisabeth II. und somit Mitglied der erweiterten britischen Königsfamilie, nach seiner schon einige Jahre zurückliegenden Scheidung von seiner Frau Anne Ver nun angekündigten hat, seinen Partner James Coyle zu „heiraten“.

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