Die Demut des Ornats II
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- 03. Juli 2018
Zu den Zeichen bischöflicher Würde, die anzulegen heute ein beträchtliches Maß an Demut erfordert, gehören auch die Pontifikalhandschuhe. Sie sind seit dem 11. Jahrhundert in der lateinischen Kirche üblich. In den moderneren (d.h. nachtridentinischen) Rubriken des Pontifikale Romanum und des Ritus Servandus werden sie zumeist nicht besonders benannt, sondern unter den Pontifikalien subsumiert. Ausdrücklich erwähnt sind sie lediglich im Ceremoniale Episcoporum, dessen auf das Jahr 1752 zurückgehende Fassung von 1886 sie im 8. Kapitel anspricht – übrigens mit der Vorgabe, daß der Bischofsring über ihnen zu tragen sei. Von dieser eher kursorischen Erwähnung her kann man sie so wohl zusammen mit dem Gremiale und der Bugia zu den „kleineren Pontifikalien“ rechnen.
Unter diesen Umständen erscheint es zunächst erstaunlich, daß die Pontifikalhandschuhe auf dem Mitte des 14. Jahrhunderts in Böhmen entstandenen Bild der „Glatzer Madonna“ (Gemäldegalerie Berlin) zusammen mit Stab und Mitra so auffällig hervorgehoben sind: Der in Stifter-Haltung klein in der linken unteren Ecke dargestellte Erzbischof hat seine Pontifikalien abgelegt, um der Gottesmutter seine Ehrerbietung zu erweisen. Neben Stab und Mitra sind die Pontifikalhandschuhe unübersehbar – und diese sind mit insgesamt fünf Ringen, zwei davon mit Edelsteinen, reich geschmückt. Einer davon am Ringfinger des vorderen, rechten Handschuhs ist im Original unschwer als Siegelring zu erkennen. Er war wohl der eigentliche Bischofsring, und dessen Darstellung die sonst auf dem Gemälde kaum möglich gewesen wäre, dürfte der eigentliche Grund dafür gewesen sein. Die Handschuhe dienen hier nur dazu, dieses Zeichen sichtbarer zu machen.
Teilnehmer an der am Samstag den 7.7. im Berliner Institut St. Philipp-Neri stattfindenden Priesterweihe, die von Erzbischof Pozzo von der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei durchgeführt wird, haben die Gelegenheit, die gegenwärtig offizielle Praxis zur Feier eines Pontifikalamtes im überlieferten Ritus. Handschuhe, Gremiale und Bugia inklusive, „aus erster Hand“ zu erleben.