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Katholische Ästhetik in der Popkultur

Bild: aus dem zitierten Artikel in CWRIm "Catholic World Report" fanden wir einen Artikel von Rob Coleman mit der Überschrift: „Prächtige katholische Liturgie zieht die Menschen an – und Hollywood weiß das“. Wir haben Auszüge übersetzt:

Netflix hat gerade einen Trailer für seinen Film „Die beiden Päpste“ veröffentlicht, in dem Anthony Hopkins als Benedikt XVI und Jonathan Pryce als Franziskus auftreten. Ich werde mir das ansehen, trotz der zu erwartenden Plaidoyers für eine Modernisierung der Kirche vor dem ironischen Hintrgrund majestätischer Bilder aus der Sixtinischen Kapelle. Aber Hopkins ist ein großartiger Schauspieler, und ich bin gespannt, wie er Benedikt XVI. darstellt.

„Die beiden Päpste“ ist das jüngste Beispiel dafür, wie die Unterhaltungsindustrie routiniert die Pracht der katholischen Tradition einsetzt, um Kinokarten zu verkaufen und Einschaltquoten zu erhöhen. Das spricht Bände über die Macht der traditionellen – und die Defizite der mdernen Ästhetik in der Kirche. (...)

Von Hollywood aus gesehen ist die katholische Kirche immer noch Im Jahr 1566. Nonnen tragen Habit, Altäre sind über und über mit Gold geschmückt, die Luft ist schwer von Weihrauch und gregorianischem Choral. In einem Wort: Der traditionelle Katholizismus bietet ein weitaus attraktiveres Bild als die grob hergerichteten und grau übertünchten modernen katholischen Kirchen – und jeder weiß es.

Auch HBO (US-Kabelanbieter) hat keinerlei Interesse an der modernen Gestaltung unserer Kirchen. In seiner Serie „Der junge Papst“ von 2016 präsentierte Jude Law als „Pius XIII.“ einen unerschütterlichen Traditionalisten, dessen anspielungsreiche Geste aus der Eröffnungssequenz den Hintergrund für Tausende traditionalistische Memes (s. dazu hier) abgab. Mit der Tiara auf dem Haupt, von Flabelli befächert und auf der sedia gestatoria getragen erschien Laws Papst nachgerade wie ein „inside joke“ zwischen dem Medienbetrieb und jungen Tradis, die sich verstohlen flüsternd über den bevorstehenden Niedergang der Vorherrschaft der Alt-68er amüsierten. Hier geht es weiter

Dabei waren sich Progressive und Traditionalisten im wesentlichen darüber einig, daß „Der Junge Papst“ zwar ein visuelles Vergnügen, aber ansonsten einfach daneben war. Es machte den Eindruck, daß jeman eine Serie von Intrigen-Storys auschließlichen mit der Absicht zusammengestellt hätte, die traditionelle Bildersprache der katholischen Kirche vorzuführen. Ich vermute, die nächste Auflage „Der neue Papst“, die um John Malkowich angereichert werden und ein Stück über Marilyn Manson enthalten soll, wird auch wieder eine bizzare Handlung bieten, die mit einer Fülle unmotivierter Skurrilitäten gewürzt ist und jede Menge sakralen Augenschmaus enthält.

Tatsächlich kann ich niemandem mit gutem Gewissen empfehlen, so etwas zusammen mit der Familie anzuschauen. Aber wir sollten uns schon bewußt sein, daß das, was uns wie Spott aus Hollywood vorkommt, auf verdrehte Weise auch eine Art Hochachtung vor der traditionellen Ästhetik verrät und eine leichte Verbeugung vor der überwältigenden Schönheit des Katholischen bedeutet. 

Unabhängig davon, ob jemand liturgisch eher progressiv oder traqditionell eingestellt ist, stellt die säkulare Faszination für das Traditionelle uns wichtige Fragen. Warum findet unsere Sakrale Musik zwar einen Platz in Konzerthäusern, aber nicht im Sonntagsgottesdienst? Und warum müssen wir das Erbe unserer Kirchenkunst in Museen, in Filmen und im Fernsehen bewundern, während diese Stücke von unseren Priestern nicht länger getragen oder zum Schmuck unserer Altäre dienen?

Warum wird die traditionelle Ästhetik von den säkularen Medien höher geschätzt als in unseren eigenen Kirchen? Ehrlich – wenn ich in eine moderne Kirche gehe, werde ich mit Schlagermusik gequält, von Filz-Bannern erstickt und bin bedrückt vom Anblick eines alltäglichen Altartisches, der mit Topfpflanzen zugestellt ist, die geradewegs aus dem Wartezimmer meines Zahnarztes gebracht worden sein könnten. Da fällt es schwer, Hollywood dafür zu kritisieren, daß es das Katholische trivialisiert. Das Zerstörungswerk schaffen wir wohl schon ganz alleine.

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Das linke Drittel des aus Catholic World Report übernommenen Bildes oben zeigt eine Aufnahme von dem New Yorker Kulturevent „Heavenly Bodies“ des Jahres 2018, das Autor Coleman in einem kurzen Abschnitt seines Beitrags behandelt, der unserer Kürzung zum Opfer gefallen ist. Wir hatten seinerzeit über dieses übrigens mit Unterstützung des Vatikans zustande gekommene durchaus zweielhafte Ereignis und die damit verbundenen Probleme ausführlich berichtet.

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