Hl. Abraham, bitte für uns
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- 09. März 2021
Eines der irritierendsten Kennzeichen des Modernismus ist die profunde Unbildung vieler seiner Propagandisten. Katholisch.de bringt heute in der Nachbereitung der Papstreise in den Irak ein Interview mit dem Benediktinerpater Nikodemus Schnabel von der Dormitio-Abtei in Jerusalem, und der schließt seine Ausführungen mit der Forderung:
Es wird Zeit, dass wir endlich auch im liturgischen Kalender des Westens einen Festtag des Heiligen Abraham, der Heiligen Sara und der Heiligen Hagar einführen – und gerne dafür auf viele andere Heiligengedenktage verzichten, die nicht eine so zentrale universale Bedeutung haben. Die im Westen fehlende liturgische Verehrung der Erzeltern zeigt ja überdeutlich unseren blinden Fleck im Traditionsverständnis. Es wäre gut, wenn wir unsere gemeinsamen Wurzeln, die für die großen Monotheistischen Religionen in Ur liegen, auch liturgisch feiern.
Nun, dem Manne kann geholfen werden: Abraham und Sarah haben ihren Gedenktag, wie es sich für ein Stammelternpaar gehört, gemeinsam am 21. Dezember; Sarahs Dienerin und Abrahams Nebenfrau Hagar am 21. Dezember. Zu entnehmen ist diese Wissenschaft dem fast immer zuverlässigen Ökumenischen Heiligenlexikon; zumindest für den Erzvater Abraham konnten wir das durch einen Blick in unser Martyrologium Romanum (Ausgabe 1930) bestätigen:
Septimo Idus Octobris (9. Okt., an zweiter Stelle einer längeren Liste): An diesem Tag das Gedächtnis des hl. Abraham, Patriarchen und Vaters aller Gläubigen.
Worauf die Datierung der Gedenktage für Abrahams Frauen zurückgeht, konnten wir auf die Schnelle nicht verifizieren – das Matyrologium kennt je nach Auflage ein munteres Kommen und Gehen der aufgeführten Freunde Gottes. Und es gibt auch noch andere autoritative Verzeichnisse, so kommt mancher Heilige auf mehrere Gedenktage. Wer eine beliebige Auflage desMartyrologiums durchsieht, wird dort auf eine beträchtliche Zahl von Gerechten aus dem Alten Bund stoßen, von denen zugegebenermaßen im populären Heiligenkalender des katholischen Volkes nur wenige angekommen sind – sieht man einmal vom Propheten Jonas (nach meinem Martylogium am 21. September, nein, der war keine Frau) ab, der wegen der Sache mit dem Walfisch recht populär geworden ist.
Geradezu absurd ist die Klage des ungelehrten Benediktiners, wenn er über mangelnde liturgische Berücksichtigung der Vorväter klagt: Hat er noch nie den auch in der reformierten Liturgie für die Sonn- und Feiertage vorgesehenen römischen Kanon gebetet, wo es (im Supra quae) heißt:
Blicke versöhnt und gütig darauf (diese Opfergaben) nieder und nimm sie an wie einst die Gaben Deines gerechten Dieners Abel (Gedenktag 25. März), wie das Opfer unseres Vaters Abraham, wie die heilige Gabe, das reine Opfer Deines Hohenpriesters Melchisedech (Gedenktag 26. August)“.
Möglicherweise tatsächlich noch nicht – seit dem „neuen Frühling“ ist dieses Kernstück der Lateinischen Liturgie über mehr als Jahrtausend bei den Progressiven ja ziemlich in Verruf geraten. Ebenso übrigens wie viele Heilige ungewisser Historizität wie etwa Christophorus oder Veronika, die als „zu sagenhaft“ aus den Heiligenverzeichnissen gestrichen worden sind. Da soll man sich nicht beschweren, wenn es Gestalten aus dem alten Testament – sind das nicht alles mythologische Figuren oder Personalisierungen abstrakter Sachverhalte? – nicht anders ergeht. Aber nein: Wo aktuelle politische und kirchenpolitische Ziele es nahelegen, nimmt man es mit der historisch-kritischen Methode nicht so genau. Oder wahrscheinlicher: Man weiß einfach gar nicht mehr, wovon man redet.