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Christi Himmelfahrt 2021

Bild: Colonia RomanicaWer sich in den offiziellen katholischen Medien über das Festgeheimnis von Christi Himmelfahrt informieren will, hat es nicht leicht. Im letzten Jahr befassten wir uns ausführlich mit dem Artikel zum Tage von Thomas Jansen auf Katholisch.de (hier dieser Artikel und hier unsere Kritik). Für dieses Jahr erwarten wir nichts Substantielleres. Hofen wir, daß uns wenigstens etwas erspart bleibt wie diese Aufbereitung des Themas für Kinder ebenfalls von 2020, die anscheinend davon ausgeht, daß Kinder schwachsinnig geboren sind und unfähig, dazu zu lernen. Leider bringt auch der sonst meist hilfreiche Blick in den Katechismus von 1993 nur begrenzten Gewinn: Das Thema wird dort auf gerade einmal 2 Seiten (203-204) in einer Weise abgehandelt, die vermuten läßt, wie unwohl den Redakteuren bei diesem Kapitel zumute war.

Also greifen wir wohlgemut in den Schatz der Tradition – konkret und an erster Stelle zum kleinen grünen Schulkatechismus von 1955. Dort werden wir sogleich geholfen – hier der Erklärteil, der von weiteren Abschnitten zum Bezug auf weitere Passagen des Neue Testament und zur Relevanz für die „Lebenswirklichkeit“ ergänzt wird:

Am 40. Tage nach seiner Auferstehung ist Christus aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren. Er verließ „die Seinigen, die in der Welt waren“ (Joh. 13,1) und ging zu seinem Vater in die himmlische Herrlichkeit. Von dort wird er wiederkommen, um die Erlösung zu vollenden. Die Himmelfahrt Jesu war ein Triumphzug. Siegreich erhob er sich über all seine Feinde. Im Triumpfh führte er die Scharen der Erlösten mit sich, die er aus der Vorhölle befreit hatte.

Im Himmel bestieg Jesus den Thron zur Rechten des Vaters. Er nahm jetzt auch als Mensch Besitz von der Macht und Herrlichkeit, die er als Sohn des Vaters von Ewigkeit her besitzt. - Jesus war König von Geburt an, weil er der Sohn Gottes ist. Er hat sich sein Königtum aber auch verdient, indem er sein Leben für uns dahin gab. Jesus ist uns in den Himmel vorausgegangen. Er sagte: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten; dann komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr seid, wo ich bin“ (vgl. Joh. 14, 2 3)

Soweit der grüne Katechismus. Das war wohl auch schon in den 50er Jahren anspruchsvoll und wurde, wie die spätere Entwicklung erkennen läßt, nicht mehr wirklich gläubigen Herzens mitgeteilt und aufgenommen. Doch das ist weniger die Schuld des Textes als das Versäumnis der Katechese. Hier geht es weiter Wer den Blick noch weiter in die Vergangenheit zurück lenkt, wird unschwer erkennen, daß der Text in hohem Maße der Katechese des Martin von Cochem vom Anfang des 17. Jahrhunderts verpflichtet ist. Und diese wiederum stützt sich in den Kernaussagen – nicht unbedingt in dem manchmal breit ausgeführten erzählerischen Rankenwerk – auf den Catechismus Romanus von Trient aus dem 16. Jahrhundert. Dort heißt es zum Thema Himmelfahrt – in der Sprache einer von uns von uns leicht „verheutigten“ Übersetzung aus dem 18. Jh. – unter anderem:

Es müssen daher die Christen fest glauben, daß Jesus Christus nach Vollendung seiner wunderbaren Erlösungstat nun auch mit seiner menschlichen Natur mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren ist. Nach seiner Gottheit, die sich über alle Örte hinweg erstreckt, war er nämlich zu aller Zeit im Himmel. Es ist darauf hinzuweisen, daß er in eigener und nicht aus fremder Kraft in den Himmel gekommen ist. (…) Christus ist nicht allein als Gott gestützt auf seine göttliche Kraft in den Himmel aufgestiegen, sondern auch als ein Mensch. )...) Der Leib des Herrn, der nun schon seine Herrlichkeit angenommen hat, folgte bereitwillig dem Befehl seiner Seele. Und so glauben wir, daß Christus sowohl nach seiner Gottheit als auch nach seiner Menschheit aus eigener Kraft in den Himmel aufgestiegen ist.“

Daß der Katechismus von Trient diesen Punkt so stark betont, hat natürlich seinen Grund: Wenn Christus mit seinem verherrlichten Leib, aber doch als Mensch eben mit einem menschlichen Leib, in den Himmel aufgestiegen ist, dann ist dieser Himmel jedenfalls nicht nur ein irgendwie besonderer Zustand oder eine übermaterielle Existenzweise oder gar eine bloße Idee – nein, er ist ein Ort, an dem sich Körper aufhalten, die die Essenz ihrer Körperlichkeit bewahrt haben. Ausdrücklich bekräftigt wurde diese Glaubenswahrheit übrigens noch einmal 1950 mit der Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Der lange vorher verfaßte Katechismus von Trient begnügt sich hier mit dem Verweis auf die Entrückung des Propheten Elias in den Himmel.

Es ist übrigens bemerkenswert, wie oft der Trienter Katechismus generell Typen, also Vorbilder und Vorankündigungen aus dem alten Testament anführt. Der von 1993 begnügt sich hier mit einem wenig einleuchtenden Bezug auf die Wolkensäule des Zuges durch die Wüste (Exodus 13,21), bringt andererseits aber den überaus angebrachten Hinweis auf Ps. 110: „So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, und ich lege deine Feinde als Schemel unter deine Füße.“ Der Gesalbte des Herrn hat Sünde und Tod besiegt und herrscht nun für immer. Daß seine nach wie vor existierenden Feinde dessen gewahr werden und in die Verzweiflung stürzen, ist nur noch eine Frage der Zeit.

Mal sehen, wie die offizielle Linie der Kirche auf dem synodalen Irrweg es in diesem Jahr hinkriegt, sich von solchen doch sehr irritierenden Gedanken fernzuhalten.

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Die Illustration zeigt ein Deckengemälde aus der Kirche St. Maria Lyskirchen - eine der 12 Kirchen der „Colonia Romanica“. Leider war im Netz keine bessere Abbildung aufzufinden. Wir zeigen das Bild trotzdem, weil hier in der Ausmalung eines Kreuzrippengewölbes auf unseres Wissens einzigartige Weise die in der hl. Schrift mitgeteilten Himmelfahrten zusammengefasst werden: Aus dem Alten Testament die Wegführung der Propheten Elias und Henoch in den Himmel, aus dem Neuen Testament die hier gezeigte Himmelfahrt Christi. Typen und Antityp – so, wie die Kirche 2000 Jahre lang die heilige Schrift in ihrer Einheit gelesen hat. Weitere Bilder der gleichen Qualitätsstufe und einige hilfreiche inhaltliche Erläuterungen auf der Website von Colonia Romanica.

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