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Zur Lage am Jahresbeginn

Die Diskussion über das Dokument zur Austreibung der Tradition aus der Kirche von Franziskus ging auch über die Feiertage weiter, und sie wird auch in den kommenden Wochen nicht abebben. Zu sehr ist inzwischen deutlich geworden, dass dieses Dokument und die dahinter stehenden Absichten nicht nur den überlieferten Ritus (und große Teile der überlieferten Lehre) „abschaffen“ sollen, sondern daß es Franziskus und seinen Mitkämpfern darum geht, alle dem Modernismus widerstehenden Elemente abzuspalten. Daß er dabei nicht nur der in Worten verteidigten „Einheit“ widerstreitet, nimmt er ebenso in Kauf wie die Gefährdung des Papstamtes selbst, das durch sein treubrüchiges Vorgehen schwersten Schaden erleidet.

Nachdem diese Sachverhalte allen, die nicht bewußt die Augen verschließen, im vergangenen Jahr überdeutlich erkennbar geworden sein sollten, werden wir uns hier zukünftig mit den Einzelheiten nur noch da befassen, wo diese neue und unerwartete Aspekte eröffnen oder über ihre Existenz auf Papier hinaus Fakten in der Realität setzen. Die Tradition des authentischen Glaubens hat mehr zu bieten als unentwegte Abwehrkämpfe gegen Gegner, die den gemeinsamen Boden längst verlassen haben – und deren letztliches Scheitern auch dann schon absehbar ist, wenn sie sich heute im Besitz aller Machtpositionen wähnen.

Von daher können wir uns damit begnügen, unter den zahlreichen durchaus lesenswerten Beiträgen zum Thema TC in den vergangenen 14 Tagen (und die zweifellos auch bald wieder an den bekannten Stellen aufgelistet werden) lediglich zwei besonders hervor zu heben.

Hier geht es weiter Der erste ist ein am 30. 12. in englischer Übersetzung auf Rorate Caeli erschienener Beitrag des argentinischen Paters Federico zur „Hermeneutik der Gesetzgebung unseres Heiligen Vaters Franziskus“, in dem der Autor ein interessantes Verfahren anwendet: Aus dem reichhaltigen des mit lehramtlicher Autorität vorgetragenen Schrifttums von Franziskus hat er die Passagen herausgesucht, die für eine Interpretation von TC im Sinne der Bewahrung der liturgischen Tradition sprechen sollen. Sein Schluß: In treuer Ergebenheit zum Lehramt des gegenwärtigen Papstes haben Bischöfe, Priester und Laien keine andere Möglichkeit, als sich mit aller Kraft für den Erhalt der überlieferten Liturgie einzusetzen.

Als polemische Fingerübung zur Aufdeckung der Widersprüche und Inkonsistenzen im unaufhörlichen Rede- und Schreibstrom von Franziskus erscheint das durchaus gelungen. Eine in der harten kirchenpolitischen Realität brauchbare Diskussionsgrundlage für die Auseinandersetzung mit den Feinden der Tradition können wir darin nicht erkennen, und eine Entlastung des Gewissens für diejenigen, denen es schwer fällt, einem Papst den Gehorsam zu versagen, auch nur begrenzt: Ein „Lehramt“, das sich in solchen Widersprüchen gefällt, ist keines, man kann sich darauf weder in der einen, noch in der anderen Richtung berufen.

Der zweite zu erwähnende Artikel ist eine Fleißarbeit von Peter Kwasniewski, der in den „Responsa“ von Erzbischof Roche 33 Unwahrheiten aufgespürt und einem Faktencheck unterzogen hat. Ursprünglich im Original am 5. 1. ebenfalls bei Rorate Caeli erschienen, hat sich nun das Beiboot Petri daran gemacht, auch eine deutsche Übersetzung zu veröffentlichen, die in mehreren Folgen erscheinen wird. Kwasniewski demonstriert die „Responsa“ als eine grauenvolle Ansammlung sachlicher, historischer und juristischer Fehlleistungen bis hin zu offenkundigen Lügen, wie sie wohl nur in einem Pontifikat entstehen konnte, das den Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte de facto kaltgestellt hat. Auch diese Sammlung bietet wertvolles Material für die sachliche Auseinandersettzung und hat darüber hinaus hohen polemischen Unterhaltungswert. Aber sie leidet auch unter der gleichen Schwäche wie die „Hermeneutik“ von P. Federico: Roche und die anderen Machthaber dieses Pontifikats haben längst den Raum jeder sachlichen Auseinandersetzung verlassen, sie stützen sich allein auf ihre (vermeintliche) Macht. Wie in der Welt von Franz Kafka beginnen ihre Prozesse mit einem zuvor insgeheim gefällten Urteil, nur wo es ihnen gefällt, bequemen sie sich zu einer nachträglichen Anpassung der Gesetzeslage – und ansonsten schreiten sie auch ohne dem zur Exekution.

Das heißt, sie würden zur Exekution schreiten, verfügten sie in der irdischen Welt über die Machtmittel, die sie sich mißbräuchlich für die überirdische anmaßen. Doch diese Macht reicht nicht einen Schritt weiter, als die Fügsamkeit und Gewissensnot der Unterworfenen ihr einräumt. Die neue Kirche des Franziskus gründet nicht zuletzt auf der Anwendung von Prinzipien des geistlichen Mißbrauchs, wie sie in früheren Perioden der Kirchengeschichte zu Recht kritisiert werden.

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