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Ostern im Missale von Pustet

Bild: Eigene Aufnahme aus dem Pustet-Missale von 1900Zum Ostertag, zur Osterwoche zeigt das Pustet-Missale von 1900 eine Illustration, die mit dem Monogramm „FMS“ (über dem linken Knie des Soldaten) als Arbeit Max Schmalzls gekennzeichnet ist. Die Darstellung hält sich auf den ersten Blick weitgehend im konventionellen Rahmen, insbesondere der Engel mit dem Stein vom Grabeseingang und die geblendet wehrlos gemachten Wachsoldaten. Als Zutat Schmalzels erscheint zunächst das Gewölk unter den Füßen des Auferstandenen. Man kann darunter einen Vorausblick auf die kommende Himmelfahrt sehen oder allgemeiner einen Hinweis darauf, daß dieser Christus schon nicht mehr von dieser Welt ist. Das wird freilich auch schon konventioneller durch die Mandorla zum Ausdruck gebracht, die die Gestalt des Siegreichen umgibt.

Auf den zweiten Blick fallen weitere Details ins Auge, die über die gewohnte Ikonographie der Szene hinausweisen. Die ganze Darstellung kreist um die Metapher von Tür und Portal. Hinter der Mandorla ist eine palastartige Portalarchitektur angedeutet, die offenbar den Eingang zur an den Seiten nur schmal angedeuteten Grabeshöhle bildet. Dazu passt die vom Engel gehaltene Steinplatte - sie ist kein runder Stein, den man wegwälzen muß, sondern eine aus den Angeln gerissene Steintür. Diese wiederum erinnert in der Darstellung einerseits an die auf vielen Auferstehungsbildern gezeigte Deckplatte des geöffneten Sarkophages, ruft andererseits aber auch das Bild des vom Sieger beim Abstieg in das Reich der Toten aufgesprengten Tür zum Reich des Hades hervor. Und das ist immer noch nicht die letzte Anspielung: Die beiden Palmen links und rechts vom Grabestor lassen dieses auch als die nun wieder geöffnete Tür zum Paradies erscheinen. Der Auferstandene öffnet alle Türen und Tore.

Die beiden typologischen Darstellungen neben dem Mittelbild greifen wieder höchst konventionelle Vorgestalten der Auferstehung auf: Links der starke Samson, der auf der Flucht vor den Philistern das versperrte Stadttor von Gaza aufgesprengt hat und die Reste mit Türflügeln, Pfosten, Flügeln und Schwellen davonträgt (Richter 16,3). Rechts der Prophet Jonas, der nach drei Tagen und Nächten im Bauch des Fisches wieder ans Ufer gespien wurde (Jonas 2,1). Die Engel in den vier Eckwignetten sind nicht typologisch, sondern liturgisch motiviert: Sie singen von links oben bis rechts unten den Allelujavers aus dem Graduale: „Surrexit dominus de sepulchro qui pro nobis pependit in ligno.“ — „Auferstanden ist der Herr aus dem Grabe, der für uns am Kreuzesholz gehangen.“

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