Fronleichnam gestern und morgen
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- 20. Juni 2014
Zu Beginn der Fronleichnamswoche wurden hier am Montag die Einführungstexte des Schott zum Festgeheimnis zitiert. Wenn man danach gehen wollte - oder nach den erstaunlichen Erklärungen, die manche Theologieprofessoren zur Realpräsenz abzugeben wissen - dann hätten wir in dieser Woche nicht viel zu feiern gehabt und jedenfalls nicht das, was Papst Urban IV. in der Bulle zur eisnetzung des Festes vor 750 Jahren so nachdrücklich beschrieben hat. Da sind wir heute doch viel aufgeklärter und moderner, sieht man einmal von so bedauerlichen Rückfällen ins mittelalterliche Denken ab, wie sie uns Papst Benedikt in Sacramentum Caritatis oder in seiner hier zitierten Katechese zur hl. Juliana zumutet.
Tatsächlich hat das zweite Vatikanische Konzil mit der Darstellung der verschiedenen Formen der Gegenwart Christi in der Liturgie in Sacrosanctum Concilium Abschnitt 7 denen, die es mißverstehen wollen, einen bequemen Weg offen gelassen, die Realpräsenz Christi unter den gewandelten Gestalten irgendwie zu signifizieren, finalisieren oder sonstwie zu ent-realisieren. Daß dies jedoch keinesfalls die Absicht der Konzilsmehrheit und auch nicht die Ansicht von Papst Paul VI. war, der die Liturgiekonstitution promulgiert hat, geht aus keinem Text so deutlich hervor wie aus dem von Paul VI. am 30. Juni 1968 verkündeten, in Deutschland aber so gut wie unbeachtet gebliebenen Credo des Volkes Gottes. In dessen Abschnitten 30 - 34 wird die gleiche Lehre, die Urban IV. 1264 verkündete, in absolut unmissverständlicher Weise als heute gültig und morgen unveränderbar zusammengefasst:
(30) Wir glauben, daß in der Weise, wie Brot und Wein vom Herrn beim letzten Abendmahl konsekriert und in Seinen Leib und Sein Blut verwandelt worden sind, die Er für uns am Kreuze geopfert hat, auch Brot und Wein, wenn sie vom Priester konsekriert werden, in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden, der glorreich in den Himmel aufgefahren ist. Und wir glauben, daß die geheimnisvolle Gegenwart des Herrn unter den äußeren Gestalten, die für unsere Sinne in derselben Weise wie vorher fortzubestehen scheinen, eine wahre, wirkliche und wesentliche Gegenwart ist.
(31) Christus kann in diesem Sakrament nicht anders gegenwärtig sein als durch Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in Seinen Leib und die Verwandlung der ganzen Substanz des Weines in Sein Blut. Dabei bleiben nur die Gestalten von Brot und Wein, wie sie unsere Sinne wahrnehmen, unverändert erhalten. Diese geheimnisvolle Verwandlung nennt die Kirche auf sehr treffende Weise Transsubstantiation (Wesensverwandlung).
(32) Jede theologische Erklärung, die sich um das Verständnis dieses Geheimnisses bemüht, muß, um mit unserem Glauben übereinstimmen zu können, daran festhalten, daß Brot und Wein der Substanz nach, in der objektiven von unserem Denken unabhängigen Wirklichkeit, nach der Konsekration zu bestehen aufgehört haben, so daß nunmehr der anbetungswürdige Leib und das anbetungswürdige Blut unseres Herrn vor uns gegenwärtig sind - unter den sakramentalen Gestalten von Brot und Wein. So hat es der Herr gewollt, um sich uns zur Speise zu geben und uns einzugliedern in die Einheit Seines mystischen Leibes.
(33) Das eine und unteilbare Dasein des verklärten Herrn im Himmel wird damit keineswegs vervielfältigt. Es ist durch das Sakrament vergegenwärtigt an den vielen Orten der Erde, wo das Meßopfer dargebracht wird.
(34) Diese gleiche Gegenwart bleibt auch nach der Feier des heiligen Opfers im allerheiligsten Sakrament fortbestehen, das im Tabernakel aufbewahrt wird, der die Herzmitte unserer Kirchen ist. Es ist uns eine heilige Pflicht, das fleischgewordene Wort, das unsere Augen nicht erblicken können und das, ohne den Himmel zu verlassen, sich uns vergegenwärtigt, in der heiligen Hostie, die unsere Augen sehen können, anzubeten und zu verehren.
Insbesondere mit Punkt 32 ist eine klare Wahrheit in inzwischen ungewohnter Härte ausgesprochen: Theologische Gedankenspiele, die von der Objektivität der substantiellen Verwandlung abrücken, stimmen nicht mit dem Glauben der Kirche überein. Auch morgen nicht.