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Am Sonntag Septuagesima

Bild: http://kunstmuseum-hamburg.de/die-koelner-bibel-kunstdrucke/Mit dem heutigen Sonntag Septuagesima vertieft sich – zunächst auf der sprachlichen Ebene – die Spaltung zwischen den Katholiken, die der überlieferten Liturgie anhängen, und denen, die auf dem Wege dauernder Reformationen um Anschluß an die jeweils aktuelle „Lebenswirklichkeit“ bemüht sind.

Bis zum vergangenen Sonntag stimmte zumindest die Zählung überein: Dem 5. Sonntag nach Erscheinung des Herrn in der Tradition entsprach der „5. Sonntag im Jahreskreis“ im Novus Ordo. Dort geht es heute mit dem „6. Sonntag im Jahreskreis“, was auch immer das bedeute, weiter, während die Tradition sich mit dem Sonntag Septuagesima als dem 1. Sonntag der Vorfastenzeit auf den Beginn des Osterfestkreises einstimmt.

Wie immer: Der Unterschied der Terminologie ist auch Ausdruck inhaltlicher Verschiedenheiten. Am deutlichsten kommt das zum Ausdruck in der Geschichte der Lesungen dieses Tages, nicht nur im Missale, sonder besonders auch im Stundengebet. Die überlieferte Liturgie setzt hier ein starkes Zeichen, wenn Sie in der Matutin mit der Lesung des Schöpfungsberichtes aus der Genesis einsetzt: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde... Jahrhundertelang wurde dann in der zweiten Nokturn in der Predigt des hl. Augustinus der Sündenfall der Stammeltern im Paradies in Erinnerung gerufen - beide Lesungen verweisen darauf, daß an diesem Tag ein neuer Abschnitt beginnt und heben dazu unterschiedliche Sichtweisen auf den Anfang der Heilsgeschichte hervor. Der biblische Bericht vom Sündenfall der Stammeltern im Paradies, ebenfalls wieder aus der Genesis, folgte dann am Mittwoch - bereits so nicht mehr enthalten im Brevier Johannes' XXIII

In der erneuerten Liturgie wird einfach weitergezählt, ein besonderer Akzent ist nicht erkennbar. Auch das ist ein starkes Zeichen, nämlich dafür, daß das Bewußtsein, daß wir unsere Welt und unser Leben aus der Gnade Gottes empfangen und diese bedingungslos gewährte Gnade durch Schuld verspielt haben, weitgehend verloren gegangen ist. Mit dem Begriff von der „Erbsünde“ kann die Lebenswirklichkeit der heutigen Theologie nur noch wenig anfangen – und damit geraten auch die Erlösungsbedürftigkeit und letztlich der Erlöser selbst aus dem Blickfeld. Konsequent entwickelt sich die Theologie „über Christus hinaus“.

In diesem Jahr steht der Sonntag Septuagesima im Schatten des erbitterten Streites um Amoris Laetitia, der in Wirklichkeit ein Streit um die Geltung der drei Sakramente Buße, Ehe und Eucharistie ist. Die in der Mitte des 20. Jahrhunderts aufgetretene Auseinanderentwicklung in Formen und Formeln wird zunehmend kenntlich als Auseinandersetzung über den Wesenskern des Glaubens selbst, und 500 Jahre nach dem Beginn der unseligen „Reformation“ werden wir Zeuge der Entwicklung neuer Konfessionen.

Für weitere Informationen zur historischen Entwicklung der Liturgie dieses Sonntags verweisen wir auf unseren entsprechenden Beitrag vom letzten Jahr.

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