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Das Breviarium Romanum zur Aufnahme Mariens in den Himmel

„Dormitio Virginis“ auf einem Fresco des 13. Jh. in Padua

Das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, verkündet am 1. November 1950 durch Papst Pius XII., ist zwar der jüngste verpflichtende Glaubenssatz der Kirche. Sein Inhalt gehört jedoch zum ältesten Glaubensgut. Er bildet eine starke Klammer in den Glaubensüberzeugungen der Kirchen des Ostens und des Westens. Das alte Breviarium Romanum zitierte am 15. August aus der Predigt des hl. Johannes von Damaskus (geb. ca. 650) eine Passage, die in ihrem feierlichen Präfationston unmittelbar und überaus passend an das Exsultet der Osternacht erinnert:

Heute läßt sich die heilige und beseelte Bundeslade des lebendigen Gottes, die in ihrem Schoße ihren Schöpfer empfing, im Tempel des Herrn, der nicht von Menschenhand erbaut ist, zur Ruhe nieder. David, ihr Ahnherr, jauchzt auf, und mit ihm schweben die Engel im Reigen, es feiern sie die Erzengel, es rühmen sie die Kräfte, die Fürstentümer frohlocken, es freuen sich die Mächte, es jauchzen die Herrschaften, die Throne begehen einen Festtag, die Cherube lobsingen, die Seraphe verkünden ihre Herrlichkeit. Heute nimmt Eden das lebendige Paradies des neuen Adam auf, in welchem der Fluch gelöst, der Baum des Lebens gepflanzt und unsere Blöße bedeckt ward.

Die unbefleckte Jungfrau, die sich durch keine irdische Regung verunreinigte, vielmehr sich nur mit himmlischen Gedanken befaßte, kehrte heute nicht zur Erde zurück; sondern weil sie ein lebendiger Himmel war, wird sie in die himmlischen Zelte geführt. Denn die, die allen das wahre Leben erblühen ließ, wie sollte sie dem Tode unterliegen? Aber sie beugt sich dem Gesetze des eigenen Kindes, und als Tochter des alten Adam unterwirft sie sich dem alten Strafurteil; hat doch auch ihr Sohn, der das Leben selbst ist, es nicht zurückgewiesen. Aber als Mutter des lebendigen Gottes wird sie, wie es sich geziemt, zu Ihm aufgenommen.

Während der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel den Kirchen des Ostens und des Westens gemeinsam ist, haben sich für die bildliche Präsentation unterschiedliche Konventionen herausgebildet. Im Westen dominieren seit dem hohen Mittelalter die Darstellungen der populär auch so genannten „Himmelfahrt“ Mariä. Der Osten bevorzugt die Darstellung der „Dormitio“, der „Entschlafung“ der Gottesmutter.

Auch dem Westen ist dieses Bild nicht fremd, wie unsere Abbildung der „Dormitio“ auf einem Fresco aus der Giotto-Schule in der Chiesa di Santa Maria dei Penitenti von Padua, entstanden im 13. Jh., demonstriert. Dieses Bild zeigt auf besonders bemerkenswerte Weise die Umkehr der tausendfachen Darstellungen Mariens mit dem Kinde: Ihr Göttlicher Sohn Christus hat den Himmel geöffnet und nimmt in seinen Armen die in kindlicher Größe dargestellte Seele der Theotokos in Empfang. Auch den Körper, darin sind sich die ältesten Überlieferungen einig, vermochte das Grab nicht zu halten.

Eine Abhandlung von Ildefons Schuster zur alten römischen Liturgie des Himmelfahrtstages brachte Summorum Pontificum bereits 2010. Das Hymnarium präsentiert in diesem Jahr den Hymnus zum Fest Adest dies laetitiae von Odilo de Mercoria.

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