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Karwoche im Ritus vor 1951 - II

Bild: Wikimedia commonsInzwischen sind weitere Einzelheiten zur in diesem Jahr erstmals offiziell ermöglichten Feier der Liturgie in der Karwoche nach den „unreformierten“ Büchern bekannt geworden. Danach wurde die Erlaubnis auf Bitten des nordamerikanischen Distrikts der Petrusbruderschaft von der päpstlichen Kommission Ecclesia Dei erteilt und zunächst ad experimentum auf drei Jahre beschränkt. Die Tatsache, daß auch die Benediktiner von Toulon eine vergleichbare Erklaubnis erhalten haben, läßt dabei eine gewisse Flexibilität erkennen. Das Indult ist mit der Auflage verbunden, bei der Fürbitte für die Juden die 2008 von Papst Benedikt vorgeschriebene neue Fassung zu verwenden. Eine weitere Auflage scheint zu sein, diese Erlaubnis nicht groß öffentlich zu machen und mit katechetischen Einführungen zu den Besonderheiten dieser traditionellen Form zu verbinden. Jedenfalls werden die uns bisher bekanntgewordenen Fälle der Anwendung dieses Indults jeweils nur in den Pfarrbriefen der jeweiligen Apostolate mitgeteilt und sind mit der Ankündigung entsprechender Zusatzinformationen verbunden.

Neben den bereits mitgeteilten Fällen in Los Angeles und Saint Benoit sind uns bisher vier weitere Gemeinden bekannt geworden - die Links verweisen jeweils auf das PDF des aktuellen Gemeindebriefs:

Insgesamt, so heißt es, soll das Indult 2018 in über 20 Gemeinden genutzt werden.

Die wichtigsten Unterschiede der traditionellen Form gegenüber der in den Jahren 1951 - 1955 und dann noch einmal 1970 reformierten Form sind folgende:

Bis 1951 wurde die Ostervigil und die Auferstehungsmesse am Samstag-Vormittag gefeiert - praktisch meist unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Ob und inwieweit die Gemeinden jetzt zu dieser „historisch gewachsenen“, aber in den meisten Fällen nicht sonderlich sinnvollen Situation zurückkehren, ist möglicherweise ein Gegenstand des „ad experimentum“.

Die Osterkerze wurde nach der Tradition nicht unmittelbar nach der Weihe des Osterfeuers noch vor der Kirche geweiht, sondern erst nach dem Einzug ins Allerheiligste. Dabei wurde das geweihte Osterfeuer mit dem dreiflammigen Triangel in die Kirche getragen, und die Weihe der Osterkerze erfolgte durch den Vortrag des Exsultet als Weihepräfation. Erst danach wurde sie entzündet. Dieser Zusammenhang wurde durch die Reformen zerstört und verdient dringend, wiederhergestellt zu werden.

In der Vigil nach der Entzündung der Osterkerze wurden 12 als „Prophetien“ bezeichnete Lesungen vorgetragen, die von der Erschaffung der Welt ausgehend Hauptstationen der Heilsgeschichte rekapitulierten. Schließlich war die Ostervigil ursprünglich auch bevorzugter Tauftermin, und die Katechumenen erhielten so vor der Taufe einen letzten zusammenfassenden Überblick wesentlicher Glaubensinhalte. Dieser langdauernde Vortrag, insbesondere wenn er in lateinischer Sprache erfolgt, ist nicht unproblematisch. Überlegungen, die zu den mit den Reformen vorgenommenen Verkürzungen führten, sind nachvollziehbar, aber die Verkürzungen selbst sind ebenfalls hoch problematisch. Vielleicht können auch hier „ad experimentum“ neue Erfahrungen gesammelt werden.

Darauf und auf weitere Aspekte der Reformen von 1951/55 werden wir in späteren Beiträgen noch ausführlicher eingehen.

Zusätzliche Informationen