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Die „planeta plicata“ der Karwoche

Bild: Aus dem zitierten Artikel in NLMNach der begrenzt und ad experimentum erfolgten Zulassung der Karwochen-Liturgie der Jahre vor 1950 wird in diesem Jahr zumindest in einigen Kirchen auch wieder ein ehedem in dieser Zeit verwandtes besonderes liturgisches Gewand zu sehen sein – die gefaltete Casel. New Liturgical Movement beschreibt in einem Artikel von Henri de Villiers die historische Entwicklung dieser „planeta plicata“, die lange Zeit hindurch nicht nur während der Karwoche, sondern an allen Tagen mit hervorgehobenem Bußcharakter in Gebrauch war. Wir skizzieren hier die großen Linien seiner Darstellung.

Das eigentliche „Dienstgewand“ der Kleriker in der Westkirche war seit dem 4. Jahrhundert die im weltlichen Bereich schon früher als Ehrengewand höherer Würdenträger eingeführte Casel. Schon in frühester Zeit wurde diese ursprünglich kreisrund in Art eines Poncho geschnittene Casel von den dienenden Klerikern wie Diakon oder Subdiakon entweder beschnitten (bis hin zur Form der „Baßgeige“) oder über den Armen gerafft und gefaltet, damit sie Hände und Arme frei hatten, um ihren Dienst zu versehen. Ihre gefaltete Casel wurde ab dem 5. Jahrhundert, im konservativen Rom erst ab dem 8. oder 9. Jahrhundert, durch die mehr Bewegungsfreiheit einräumende Dalmatik ersetzt. Allerdings waren diese Paramente mit einer feiertäglich-freudenvollen Konnotation verbunden, die bis auf den heutigen Tag (natürlich nur im überlieferten Ritus) in den Weihegebeten für die entsprechenden Ordinationsstufen zum Ausdruck kommt. Von daher wurde ihre Verwendung an Tagen mit betontem Buß- und Trauercharakter als unschicklich empfunden – nur an diesen griff man daher auf die Planeta Plicata zurück.

Entsprechend Baumstarks Gesetz von der Erhaltung des Alten in Liturgisch hochwertiger Zeit hat sich diese Übung bis ins 20. Jahrhundert erhalten und wurde in den Hochzeiten einer gelegentlich zum Pedantischen neigenden Rubrizistik auch von der Ritenkongregation mit Strenge geschützt. Vielleicht bildete das den psychologischen Hintergrund für die quasi als ersten Schritt der Liturgiereform erfolgte „Abschaffung“ dieses besonderen Gewandes – und die Bereitschaft, diese Reform anzunehmen und umzusetzen. Allerdings zeigt gerade dieser Umstand, daß das 20. Jahrhundert die geistige Grundhaltung verloren und aufgegeben hatte, die anderthalb Jahrtausende lang dem „Gesetz von der Erhaltung des Alten in liturgisch hochwertiger Zeit“ Geltung verschafft hatte. Ab jetzt war alles verfügbar - die Folgen sind bekannt.

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