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Erscheinung des Herrn

Bild: Wikimedia CommonsDen Zusammenhang der inkarnatorischen Festtage rund um die Erscheinung des Herrn hatten wir bereits 2019 hier angesprochen. In diesem Jahr soll dem ein Blick auf die liturgischen Texte des Tages selbst folgen. Diese Texte der überlieferten Liturgie sind – vielleicht aufgrund des hohen Alters des Feiertags – bemerkenswert konzise und direkt.

Das Graduale und das Offertorium greifen mit Zitaten prophetischer Passagen aus Jesaja 60 und Ps. 71 die nun erfüllten messianischen Erwartungen Israels auf, in Oration und Sekreta erhebt die Kirche in der Nachfolge Israels selbst die Stimme:

O Gott, Du hast am heutigen Tage den vom Stern geführten Heiden Deinen Erstgeborenen offenbart; führe uns, die wir Dich bereits durch den Glauben 

Und die Sekret:

Wir bitten Dich, o Herr: Schau gnädig auf die Gaben Deiner Kirche; sie bringt Dir in Ihnen nicht mehr Gold, Weihrauch und Myrrhe dar, sondern Ihn selbst, den diese Geschenke versinnbildlichen, der jetzt unser Opfer und unsere Speise wird.

Über die in jeder Hinsicht „vieldeutige“ Natur der von Matthäus erwähnten Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe geben die zu den Laudes ins Brevier übernommenen Strophen des großen Epiphanie-Hymnus (hier ganz) von Aurelius Prudentius Clemens Auskunft:

Kaum hatten sie ihn erblickt,
holten sie die Gaben des Ostens hervor,
und kniend unter Gebeten boten sie dar
königliche Gaben: Weihrauch, Myrrhe und Gold.

Erkenne darin die deutlichen Zeichen
Deiner Wesenheit und Deines Königtums,
oh Kind, die Dir der Vater
als dreifaches Erbe bestimmt hat:

Den König und den Gott künden
der Goldschatz und der wohlriechende Duft
des Weihrauchs von Saba – doch das Pulver derMyrrhe
sagt schon das Grab voraus.

Das ist das Grab, durch das der Gott
indem er das Sterben des Körpers erduldete,
und dann den Begrabenen wieder auferweckte,
den Kerker des Todes aufbrach.

Das ist – in der an Vergil geschulten poetischen Sprache des spätantiken Dichters  exakt der Gedankenbogen, den die ganz besonders kurze Präfation für das Fest der Erscheinung viele Jahrhunderte später in einem einzigen Satz zusammenfaßt:

Dein Eingeborener ist ja in der Gestalt unseres sterblichen Fleisches erschienen und hat uns so in Seiner neuen, lichtvollen Unsterblichkeit wieder hergestellt.

Die Erscheinung des Herrn nimmt bereits die Erlösung voraus - das ist der ganze Inhalt der Inkarnation.

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