Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Wöchentliche Messe im alten Ritus in Türckheim, Bistum Augsburg

Aus dem Türckheimer Pfarrbrief für Oktober:

Informationen zur Hl. Messe im so genannten tridentinischen Ritus

Die Kapuzinerkirche mit vorgelagerter Loreto-Kapelle

Im Juli hat Papst Benedikt XVI. in seinem Schreiben (Motu proprio) Summorum Pontificum die Feier der Eucharistie nach dem Messbuch von 1962 allgemein freigegeben und erlaubt, wenn Gläubige darum bitten. Eine solche Bitte von einer Gruppe von Gläubigen ist nun an mich herangetragen worden. In Absprache mit der Bistumsleitung habe ich gemäß dem Wunsch unseres Papstes dieser Bitte entsprochen. So wird nun ab dem Sonntag, 28. Oktober 2007 an jedem Sonn- und Feiertag jeweils um 8.00 Uhr morgens in unserer Kapuzinerkirche ein Priester der Petrusbruderschaft eine Heilige Messe in diesem Ritus feiern.

Diese Form der Heiligen Messe wurde in unserer Kirche seit dem Konzil von Trient im 16. Jahrhundert weltweit überall 400 Jahre lang gefeiert. Sie war die Form der Hl. Messe, an die noch viele Heutige aus der Zeit vor 1970 sich zurückerinnern können. Sie bildet auch die historische Grundlage der erneuerten Form der Liturgie, wie wir sie heute feiern.

Für jeden Gläubigen, der sich um ein tieferes Verständnis unserer eucharistischen Liturgie bemüht, ist es sicherlich eine wertvolle Hilfe, die Vorgängerform kennen zu lernen, so wird jeder auch besser die einzelnen Elemente der erneuerten Liturgie verstehen lernen können. Unsere Kirche hat schon immer eine reiche liturgische Vielfalt an Riten gehabt, die noch nie die Einheit der Kirche in irgendeiner Weise ernsthaft gefährdet hätte. Ganz im Gegenteil ist aus dieser Vielfalt immer eine gegenseitige Befruchtung und Bereicherung passiert. Die erneuerte Liturgie nach dem Konzil hat z. B. sich vielfach von ostkirchlichen Riten beeinflussen lassen, und hat umgekehrt ihrerseits andere Riten geprägt.

Ich freue mich sehr, dass durch die Freigabe der alten Messe eine legitime Vielfalt der Riten auch für uns erfahrbar wird und unseren liturgischen Horizont erweitert. Ich kann nur alle Gläubigen einladen, einmal die Gelegenheit wahrzunehmen und eine vom Papst als „außerordentliche Form“ des römischen Ritus bezeichnete Messe mitzufeiern. Selbstverständlich erfüllt jeder Gläubige durch den Besuch einer solchen Messe genauso seine Sonntagspflicht. Zudem wird durch diese Messe auch das generelle Angebot an Gottesdiensten in unserer Pfarreiengemeinschaft durch eine regelmäßige Frühmesse erweitert.

Ich bitte alle Gläubigen, auch alle Geschwister im Glauben, die diese Form der Hl. Messe lieben und schätzen, nach dem Wunsch des Papstes mit Offenheit und Wohlwollen zu begegnen.

Ihr Pfarrer Berrnhard Hesse


In und um Hannover

Aus dem Bistum Hildesheim kommen interessante Meldungen: Im Anschluß an eine Anregung von Domkapitular Adolf Pohner, die lateinische Sprache wieder stärker in den Gottesdiensten zu verwenden, entwickelte sich eine offenbar breite Diskussion sowohl zur Frage der Sprache als auch über die ältere Form des Römischen Ritus. Und die Kirchenzeitung des Bistums hat darüber auch breit berichtet - einmal unter der Überschrift „Eine gute Sache, die Katholiken verbindet“, und einmal unter „Aufs Tiefste bewegt“. Wir dokumentieren daraus einzelne Beiträge und empfehlen zur nachdenklichen Lektüre insbesondere auch den letzten, in dem eine wohl in der Nachkriegszeit geborene Gläubige ihre tief emotionale Ablehnung des alten Ritus zu Protokoll gibt.

Domkapitular Adolf Pohner

Der Einstieg: Latein verbindet

Die lateinische Sprache soll wieder stärker in den Gottesdiensten im Bistum Hildesheim verwendet werden. Das regt der Leiter der Hauptabteilung Pastoral, Domkapitular Adolf Pohner, in einem Brief an die Gemeinden an. In einer beträchtlichen Anzahl von Gemeinden würden die Mitfeiernden der sonntäglichen Eucharistiefeier aus Italien, Kroatien, der Ukraine, Polen und vielen anderen Ländern stammen. Man müsse überlegen, so Pohner, ob nicht für die gleichbleibenden Elemente der Eucharistiefeier von Zeit zu Zeit besser die lateinische Sprache benutzt werden solle. "Die Vertrautheit mit dem Credo, dem Paternoster und anderen Texten kann so zu einem verbindenden Element werden", so Pohner. Ziel sei es, auch denen ein Stück Heimat zu vermitteln, die sich in den deutschsprachigen Gottesdiensten fremd fühlten

"Ich bin ein großer Fan der Sprache", sagt Pfarrer Oskar Rauchfuß, Dechant des Dekanats Buchholz-Soltau, "ich habe Latein studiert und gelehrt". Er sei Kaplan bei Dechant Heribert Brodmann in Hamburg-Harburg gewesen, wo jeden Sonntag im Hochamt das Hochgebet und das Vaterunser auf Latein gebetet worden seien (das Dekanat Hamburg-Harburg gehörte damals noch zum Bistum Hildesheim). Eine Wiederbelebung des lateinischen Gottesdienstes, wie von Domkapitular Adolf Pohner vorgeschlagen, befürwortet Rauchfuß: "Ich denke, das ist eine gute Sache, die Katholiken miteinander verbindet." Er könne sich vorstellen, einmal im Monat einen lateinischen Gottesdienst in seinen Gemeinden St. Petrus, Buchholz in der Nordheide, Hl. Herz Jesu, Tostedt, und St. Maria Assumpta, Egestorf, zu feiern. Nicht alles würde auf Latein sein: "Das Wort Gottes soll auf Deutsch sein, damit alle es verstehen können", sagt Rauchfuß. Dem Pfarrgemeinderat will er einen entsprechenden Vorschlag machen. Viele Gemeindemitglieder würden die lateinischen Gebete noch kennen. Mit ausländischen Mitchristen habe die Buchholzer Gemeinde weniger zu tun, aber in Tostedt und Egestorf kämen immer wieder viele Polen in die Gottesdienste.

"Eigentlich kommt diese Anregung von Domkapitular Pohner zu spät", so Stefan Lampe, Pfarrer der Christ-König-Gemeinde in Adendorf. "Viele junge Leute kennen die feststehenden Teile der Eucharistiefeier nicht auf Latein." An sich hält der Geistliche die Idee aber grundsätzlich für gut. Ein Erlebnis aus der Jugendzeit geht ihm nicht aus dem Kopf. Damals hat er in Kroatien einen lateinischen Gottesdienst erlebt, der ihn sehr beeindruckte. "Der Messaufbau war mir bekannt und die lateinische Sprache. So konnte ich gut mitfeiern." Die Praxis, bei dem einen oder anderen Teil des Gottesdienstes das Latein zu verwenden, sei im pastoralen Raum Lüneburg nicht unbekannt, insbesondere an Hochfesten. Da werde vor allem das Credo auf Lateinisch gebetet. "Dies machen wir auch, wenn an Ostern viele Gastarbeiter zum Spargelstechen bei uns in Adendorf sind oder auch wenn ich Besuch aus dem Ausland habe", so der Geistliche, der unter anderem in Amerika studiert hat.

St. Benno in Hannover-Linden

Hannover-Linden: „Alte Messe“ fest im Auge

Noch warten die Priester nach der kurz vor den Sommerferien veröffentlichten "motu-proprio"-Verfügung auf die genauen Ausführungsbestimmungen. Pfarrer Helmut Hoffmann hat allerdings schon zum 16. September seine Kirche St. Benno im hannoverschen Stadtteil Linden für eine Messe nach dem klassischen Ritus geöffnet. Zelebrieren wird ein Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus. Direkt nach den Sommerferien will der Pfarrer mit den Pfarrgemeinderäten seiner beiden Kirchen St. Benno und St. Godehard beraten: Besteht ein Interesse am alten Ritus oder an einer häufigeren Messe nach dem neuen Ritus in Latein? Der Pfarrer ist zu beidem bereit und hält auch seine beiden Gemeinden für fit. "Wir feiern des Öfteren lateinische Messen und die Gemeinde kann von der Präfation bis zum Agnus Dei alle gregorianischen Lieder singen", sagt er. Pfarrer Hoffmann ist neben Propst Klaus Funke der einzige aktive Pfarrer der Region Hannover, der noch im alten Ritus geweiht worden ist.

Schon im Ruhestand, aber als Anhänger des Lateinischen gelten der frühere Pfarrer von Maria Rosenkranz in Seelze-Letter, Clemens Siewek, und der frühere Pfarrer von St. Elisabeth, Dr. Heinrich Tukay. Clemens Siewek berichtet: "Daheim, auf dem St.-Matthias-Gymnasium in Breslau, hatte ich sechs Stunden Latein und sechs Stunden Griechisch in der Woche. Mein Brevier bete ich noch heute täglich auf Latein." Dr. Heinrich Tukay betont das Weltumspannende der lateinischen Messe: "Wenn früher ein Katholik eine katholische Kirche betrat, war er zu Hause, egal wo, ob er ausgewandert war, auf Reisen oder Pilgerfahrt." Das sei verloren gegangen. Beide wären bereit, auf Bitte des Bischofs nach der alten Liturgie zu zelebrieren, haben aber eine Vorliebe für den nachkonziliaren Ritus in lateinischer Sprache.

Propst Klaus Funke sagt: "Das Interesse an der lateinischen Messe ist allgemein gering. Das gilt selbst für romanische Länder. Auch dort sind es ganz wenige, meist über 60 Jahre alte Leute, die diese Messe wollen." (...)

Stirnrunzeln löst das "motu proprio" bei Pfarrer Heinrich Plochg (St. Joseph, Hannover-Vahrenwald) aus. Er sei froh, wenn die Gemeinden die normalen Gebete auf Deutsch sprechen könnte. "Wir haben kein Interesse und keinen Bedarf", sagt er. Pfarrer Joachim Piontek (St. Maria, Hannover-Nordstadt) sagt, das ganze Thema spiele bei ihm keine Rolle. "Es hat bislang keine einzige Nachfrage gegeben", erklärt er. In seiner Gemeinde seien in der Vergangenheit bei verschiedenen Anlässen lateinische Messen gefeiert worden.

Pfarrer Benno Nolte (St. Raphael, Garbsen) sagt, es gebe in seiner Gemeinde eine Gruppe, welche die tridentinische Messe liebe. Wie groß sie sei, werde er nach den Ferien herausfinden. "Wenn sie groß genug ist und partout meint, diese Liturgie für ihr Seelenheil zu benötigen, dann werde ich auch so eine Messe einrichten. Ich habe zwar nur nach dem alten Ritus ministriert, aber ich bekäme das schon hin."

Wir sehen uns nicht berufen, diese Äußerungen im Einzelnen zu kommentieren. An Pfarrer Benno Nolte haben wir allerdings eine Bitte. Wir wissen, daß Pfarrer heute vielfach überlastet sind und manchmal eher eine 60- als eine 30-Stundenwoche haben. Dennoch, stehlen Sie sich die Zeit, sich von jemandem, der die Messe nach dem „usus antiquior“ aufrichtig liebt, in die Rubriken einweisen zu lassen - „hinbekommen“ reicht nicht.

Die Trommeln der marxistischen Propaganda - oder so

Levitenamt in St. Afra, Berlin

Sebastian Hartwig (33), Parlamentsstenograph des Niedersächsischen Landtags, sagt: "Während meines Studiums an der Ostberliner Humboldt-Universität hat ein marxistischer Professor die katholische Messe erklärt. Aber so kannte ich die Messe gar nicht und habe dann gesucht, wo die Messe so gefeiert wird. Das war im Institut St. Philipp Neri im Stadtteil Wedding. Dort war ich dann aufs Tiefste bewegt."

Ähnliches berichtet auch eine junge Frau aus Kenia, die als Angestellte einer Luftverkehrsgesellschaft häufig zwischen Hannover und Berlin hin und her pendelt. Sie hat die tridentinische Messe durch Bekannte kennengelernt und sagt: "Es ist ein Vorurteil, dass wir Afrikaner unsere Spiritualität nur beim Trommeln und Tanzen erfahren. Wann immer ich die Gelegenheit habe, besuche ich in Berlin täglich die tridentinische Messe im Institut St. Philipp Neri."

Bericht aus dem Seniorenkreis

Monika Peier aus Neuhaus (0ste) bei Otterndorf im Pfarrbrief ihrer Gemeinde über ihre Erfahrungen mit der tridentinischen Messe:

Josef Ratzinger mit dem Rücken zum Volk, Weimar 1999

Als wir am 1. August zu unserem Seniorenkreis in die Kirche kamen, sagte uns Herr Judernatz: "Heute haben wir Besuch eines Priesters aus der Pfalz, der mit seinem Kaplan die Messe nach alten Ritus lesen wird." Obwohl mich das Wort "Messe lesen" störte, war ich doch überrascht und gespannt darauf. Natürlich war der Altar so gedeckt, dass der Priester mit dem Rücken zu den Gläubigen zelebrieren konnte. Der Kaplan schwenkte das Weihrauchfass schon nach dem Einzug heftig. Ich liebe eigentlich Weihrauch. Aber nachdem die Rauchschwaden bis nach dem Evangelium schon den Altarraum in dichten Nebel hüllten, konnte ich mich nur darauf konzentrieren den Hustenreiz zu unterdrücken. Während der Eucharistiefeier (heißt die hier noch so?) bekamen wir vom Pries-ter nur noch den Rücken zu sehen und nichts mehr zu hören.

Und plötzlich sah ich in ihm unseren alten Pfarrer aus meiner Kindheit stehen. Hatte ich meine Katechismusabschnitte gelernt? Am Montag war Religionsunterricht, und wer nichts gelernt hatte oder stotterte, wurde vom Pfarrer mit Ohr-feigen bedacht. Und war es eine Sünde, dass ich heute beim Zähneputzen Wasser geschluckt hatte? Habe ich gestern überhaupt alles gebeichtet? Die längst überwunden geglaubten Ängste stiegen in mir hoch und machten mich wütend. Ihretwegen hatte ich einst als junger Mensch der Kirche den Rücken gekehrt. Und dann klingelte das Altarglöckchen. Sollte das schon die Wandlung sein? Vom Priester war bis jetzt nichts zu hören. Das Vaterunser habe ich überhört, ich hatte es nie in Latein gelernt. Kurz vor der Kommunionsausteilung wies uns der Pfarrer da rauf hin, dass nach dem alten Ritus Mundkommunion erlaubt sei.

Also Handkommunion verboten? Hat Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmahl das Brot in den Mund geschoben? Ich war inzwischen so wütend, dass es mir unmöglich war die Kommunion zu empfangen. Der Priester hatte die "Messe gelesen". Und wir, das gläubige Volk, durften dazu singen. Papst Benedikt XVI. erlaubt die heilige Messe nach dem Ritus zu feiern. Auch, um die Priester, die unter Levebre geweiht wurden, zu rehabilitieren.

Ich persönlich werde einen großen Bogen um diesen alten Ritus machen. Denn nicht nur die Art der Kommunion ist ein Muss, auch weibliche Wesen haben am Altar nichts zu suchen. Weder als Ministrantin noch Lektorin und Kommunionhelferin noch als Küsterin. Soweit ich aus dem Seniorenkreis hörte, sind wir uns zum größten Teil einig: nie wieder eine solche Messe in unserem Kreis. Wir wollen mit dem Priester die Eucharistie feiern, nicht eine Messe "gelesen" bekommen.

Es wäre leicht, sich über einzelne Unstimmigkeiten in diesem Bericht zu erhitzen, oder darüber, daß derlei anscheinend unkommentiert in einem Pfarrblatt veröffentlicht wird. Tatsache ist, daß es die beschriebenen Ressentiments gibt - und nicht alle rühren daher, daß die Propagisten der „Hermeneutik des Bruches“ viel Kraft daran verwandt haben, die Zeit vor dem 2. vatikanischen Konzil nachträglich in das trübste denkbare Licht zu rücken.
Wenn im Glauben und im religiösen Leben der 50er und 60er Jahre alles so fest und stark gewesen wäre, wie das beim Betrachten alter Bilder mit Pius XII. manchmal erscheinen will, hätte es nicht unmittelbar darauf die unglaubliche Ausdünnung des Glaubens und diesen weitgehenden Zusammenbruch des religösen Lebens geben können, die wir ja tatsächlich erlebt haben. Es ist unabdingbar, sich unvoreingenommen mit dieser Zeit und ihren tatsächlichen oder behaupteten Schwachpunkten auseinanderzusetzen. Einmal, um Widerstände gegen die Anbindung an die Tradition zu überwinden, dann aber auch, um die Wiederholung alter Fehler zu vermeiden.


Ad Orientem - ganz einfach erklärt

Pfarrer John Szada aus Hannover - aber dem in Pennsylvania, USA - erklärt in seinem Pfarrbrief einige Punkte zum "usus antiquior" auf so einfache und überzeugende Weise, daß wir das hier zur Anregung in Übersetzung weitergeben wollen.

In den Medien heißt es oft: „Die Tridentinsche Messe wird in Latein gefeiert, wobei der Priester dem Volk den Rücken zuwendet, während die Neue Messe in der Volkssprache gefeiert wird und der Priester die Gemeinde anschaut.“ Das ist eine unzulässige und ungenaue Vereinfachung.

Die Neue Messe kann jederzeit in Latein gefeiert werden. Und wie wir in Europa anläßlich des letzten Weltjugendtages erfahren konnten, wird sie gelegentlich auch in der Nationalsprache gefeiert, aber der Priester steht in der gleichen Richtung wie die Gemeinde. Letzten Endes ist weder die Sprache noch die Ausrichtung des Priesters das Entscheidende. Es geht um den ganzen Ritus, der in den sogenannten Rubriken beschrieben ist und die Rubriken des Novus Ordo sind gegenüber denen der Tridentinischen Messe stark vereinfacht worden.

Dennoch ist die Frage, in welcher Richtung der Priester vor der Gemeinde steht, von einiger historischer Bedeutung. Im Judentum ist die Richtung des Gebetes immer nach Jerusalem hin. Für Moslems geht es bei der Gebetsrichtung immer darum, nach Mekka zu schauen. Für die Christen, die Katholiken ganz besonders, war die Gebetsrichtung immer nach Osten gewandt. Ich denke das viele unserer Gläubigen das heute nicht mehr wissen – und auch nicht, daß das durchaus etwas zu bedeuten hat.

In östlicher Richtung ist Jesus in den Himmel aufgefahren. Die Engel erklärten damals den Aposteln, daß er in der gleichen Weise wiederkommen werde, in der sie ihn entschwinden sahen. Deshalb haben die Katholiken immer ostwärts gewandt gebetet, um so der Wiederkunft des Herrn in Herrlichkeit zu gedenken. Und der Priester stand mit dem Rücken zum Volk, nicht um sich von ihm abzuwenden, sondern um die ganze Gemeinde im Gebet anzuführen. Er stand an ihrer Spitze und führte so die ganze Versammlung beim Gottesdienst an.

Im Gegensatz zu einigen populären Behauptungen ist die Messe in Richtung zum Volk übrigens eine ganz und gar moderne Erfindung. In der alten Kirche war das nicht die übliche Praxis. Und der große Nachteil, wenn man die Messe im Kreis um den Altar feiert, besteht darin, daß man allzuleicht vergessen kann, daß die ganze Messe sich als Gebet unter Leitung des Priesters an Gott richtet. Dann besteht die Gefahr, daß die Gemeinde sich allzuleicht nach innen und an sich selbst wendet, statt sich vorwegnehmend auf das Kommen des Herrn auszurichten.

Quelle: The New Liturgical Movement


Herzogenrath: Ein schöner Rücken kann auch entzücken

Pfarrer Dr. Guido Rodheudt kündigt im Pfarrbrief seiner Gemeinde an, der Tridentinischen Liturgie einen festen Platz im liturgischen Wochenplan einzuräumen.

Wie Sie sicher der Presse entnommen haben, hat unser Hl. Vater, Papst Benedikt XVI., am 7. Juli mit dem Motu proprio "Summorum Pontificum" die Zelebration der Hl. Messe im klassischen römischen Ritus, dem sogenannten "Tridentinischen Ritus", wieder allgemein freigegeben. Die Reaktionen reichten von dankbarer Zustimmung über allgemeines Stirnrunzeln bis hin zu offenem Entsetzen: Wieder die Messe mit dem Rücken zum Volk? Abgesehen davon, daß diese Plattitüde immer schon unzutreffend war, denn der Priester wendet sich ebenso wenig von der Gemeinde ab, wie ich den Leuten hinter mir in der Bank unhöflich den Rücken zuwende, wenn ich die Messe mitfeiere. Sondern es blicken alle – mit dem Priester an der Spitze – dem Kreuz zu und bringen Gott das Opfer Christi dar.

Pfarrer Rodheudt bei der Wieder-Einweihung eines durch Vandalismus zerstörten Kreuzes seiner Kirche

Über diese und andere Missverständnisse und liturgische Entwicklungen, sowie über die Bedeutung der wiederzugelassenen tridentinischen Liturgie für das liturgischen Leben in St. Gertrud und seine Kirchen, möchte ich Ihnen in den nächsten Pfarrbriefen, sowie über das Internet regelmäßig Informationen zukommen lassen (z.B. im Rahmen eines Montagsgesprächs im nächsten Jahr zu diesem Thema).

Für jetzt schon einmal soviel: angesichts der hohen Bedeutung der klassischen römischen Liturgie, die über 1000 Jahre lang das Leben der Kirche geprägt hat, und auch aufgrund des Interesses, das Pfarrangehörige und Freunde von St. Gertrud an dieser außerordentlichen Form des Meßritus bekundet haben, trage ich mich mit dem Gedanken, ab dem ersten Adventssonntag der Tridentinischen Liturgie an einer Stelle des liturgischen Wochenplans einen festen Platz einzuräumen. Nach meiner persönlicher Rücksprache mit der in Rom zuständigen Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ ist dies auch und gerade im Rahmen einer Pfarrgemeinde als Bereicherung des liturgischen Lebens nicht nur möglich, sondern auch ausdrücklich erwünscht. Dies wird eine Ergänzung im liturgischen Leben unserer Pfarrei sein, und keine Änderung – niemand wird gezwungen, eine bestimmte Meßform zu besuchen. Wie bisher hat jeder eine freie Auswahl.

Nicht zuletzt bitte ich Sie alle, sich auf das Neue - das hier im Alten liegt - einzulassen – und die Informationen zur Kenntnis zu nehmen, die nötig sind um sich eine redliche Meinung zu bilden. Denn letztlich geht es nicht um Geschmacksfragen, sondern um eine allgemeine liturgische Erneuerung, die der Papst im Blick hat, wenn er schreibt: „Im übrigen können sich beide Formen [die neue und die alte] des Usus des Ritus Romanus gegenseitig befruchten.“