Bischof Baker - neue Perspektiven für EWTN

Zuerst Mother Angelica - der Bischof kommt gleich
Fangen wir mit EWTN an, dem Eternal World Television Network - in den USA ist das eine Institution. Oder noch besser beginnen mit "Mother Angelica", dieser überaus dynamischen Ordensfrau, die den Sender 1981 in einer Garage, wie sich das dortzuland gehört, gegründet hat. Gegen den Rat und den Willen der Mehrheit der amerikanischen Bischöfe, denen das damals für katholische Verhältnisse ja auch noch ziemlich neue Medium "Fernsehen" irgendwie unheimlich war. Mother Angelica mußte also mit irgendwie zusammengekratzten 200$ anfangen und alles weitere der Gnade Gottes anheimstellen - was für die klassischen Habit tragende und strenger Armut verpflichtete "Armen Schwester der heiligen Klara" dann aber offensichtlich kein wirkliches Problem darstellte. Der Sender, der sich sehr bald in Birmingham, Alabama, niederließ, wuchs und gedieh. Und während Teile der amerikanischen Kirche ihren parteipolitischen Interessen nachgingen, in den allgemeinen Zug zu Protestantisierung und Säkularisierung eingingen oder im Sog von Homosexualitäts- und Pädophilieskandalen untergingen, entwickelte sich EWTN zu einer kraftvollen Stimme des am Katechismus orientierten und Treu zum Papst stehenden Kirchenvolkes.

So kennt man Mother Angelica als Fernsehstar
Hier kann keine Geschichte dieses Wachsens und Gedeihens erzählt werden - auch wenn sie noch so erzählenswert wäre. Nur eine Episode: Zum Tagesprogramm des Senders gehört auch die Übertragung einer heiligen Messe - jeden Tag, immer nach dem "modernen Gebrauch", immer in höchst ehrfürchtiger Form, und bis 1999 auch des öfteren in der traditionellen Gebetsrichtung der Kirche "ad Dominum" und somit, wie es scheinen mag, "mit dem Rücken zur Gemeinde". Diese Fernsehmessen von EWTN werden viel gesehen, auch von Priestern, sie begannen nachgerade stilbildend zu wirken, und so kam was kommen mußte: 1999 erließ Ortsbischof Foley einen Erlaß, um die Liturgie seiner Diözese neu zu ordnen, und verfügte - ohne EWTN namentlich zu erwähnen - es sei streng verboten, die Messe mit dem Rücken zur Gemeinde zu feiern, "insbesondere, wenn sie im Fernsehen ausgestrahlt oder auf Videobändern öffentlich verbreitet werden". Zuwiderhandelnden Priestern wurde die Strafe der Suspensierung angedroht.
EWTN reagierte mit der Ausstrahlung eines Interviews mit dem Präfekten der Gottesdienstkongregation, Kardinal Arrinze, in dem der Kardinal bestätigte, daß jeder Priester berechtigt sei, die Messe nach dem Missale Pauls VI. "ad Dominum" zu feiern, verzichtete aber in der Folge auf die Ausstrahlung solcher Messen. Den Clarissen war an einem Kleinkrieg mit dem Bischof nicht gelegen, aber sicherheitshalber übertrugen sie im folgenden Jahr die Programmverantwortung einem "Aufsichtsrat", der sich mehrheitlich aus Laien zusammensetzte und somit durch die Disziplinargewalt der Diözese nicht erreicht werden konnte.
2005 trat Bischof Foley im Alter von 75 Jahren von seinem Amt zurück; die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich schwierig. Einerseits gilt die finanzschwache Diözese Birmingham mit ihren weniger als 100 000 Katholiken nicht gerade als Traumziel tatkräftiger Bischöfe, andererseits hätte die Bischofskonferenz, die den Kurs von EWTN nach wie vor mehrheitlich ablehnt, dort gerne einen Mann ihres Vertrauens plaziert.

Bischof Robert J. Baker, ab Oktober in Birmingham
Dem Hin und Her konnte der Papst jetzt mit der Ernennung von Bischof Baker aus dem benachbarten Charleston ein Ende machen. Birmingham bekommt damit einen Bischof, der allgemein für seine Glaubenstreue und seine vorbehaltlose Bindung an Rom bekannt ist. Er verläßt eine Diözese, in der er in den vergangenen Jahren manchen beachtenswerten Aufschwung ins Werk setzen konnte. Erst im vergangenen Juli konnte er 6 Priester neu weihen - einen so starken Jahrgang hat es in Charleston seit den 50er Jahren nicht mehr gegeben. In den nächsten Jahren werden, so Gott will, 12 weitere Seminaristen folgen. Als Autor populärer Glaubensbücher und Gesprächspartner in vielen Fernsehsendungen - auch schon auf EWTN - ist der Bischof ein medienerfahrener Mann, der bereits auf vielfache Weise gezeigt hat, daß er den Wert des größten katholischen Fernsehsenders in den USA zu schätzen weiß. Er wird die Arbeit von Mother Angelicas Lebenswerk wohlwollend begleiten.
In seiner noch als Bischof von Charleston veröffentlichten Erklärung zum motu proprio hatte Bischof Baker u.a. geschrieben: "Wir wollen diese Zeit der Reflektion über das reiche liturgische Erbe der katholischen Kirche dazu nutzen, uns als Priester, Diakone, Ordensleute und Laien erneut in die Pflicht zu nehmen und sicherzustellen, daß die Liturgie in unseren Pfarreien - sei es in der regulären oder in der außerordentlichen Form - auf würdige Weise gefeiert wird." Sein bisheriges Wirken macht deutlich, daß er darunter weder die in den USA derzeit beliebten Balletteinlagen im Gottesdienst versteht, noch einen Priester, der als Comic-Saurier verkleidet den Schlußsegen spendet, noch eine "Halloween-Mass", in der man die hl. Kommunion auch schon einmal von einem als Teufel verkleideten Kommunionhelfer gereicht bekommen kann. Er meint einfach die hl. Messe nach der Institutio Generalis von 2002 bzw. nach den Rubriken von 1962.
Deshalb muß man jetzt auch gar nicht gespannt darauf warten, wann bei EWTN zum ersten Mal die Tagesmesse im usus antiquior gefeiert wird. Das kommt sicher früher oder später, auch wenn die "Ritenfrage" für die armen Schwestern der hl. Clara und EWTN nie eine Hauptsorge darstellte. Es ist schon sehr gut, zu wissen, daß EWTN sich dafür einsetzt, den Glauben so zu verbreiten und die Eucharistie so zu feiern, wie die Kirche unter dem Papst das verlangt - und dabei vom zuständigen Bischof nicht behindert, sondern gefördert zu werden.