Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Liturgie – Ausdruck von Glaube und Wahrheit

Bilder von Vesper und Hochamt zur Eröffnung des Paulusjahres

30. 6. 2008

Der Papst mit dem neuen Pallium

Anläßlich der Einführung des neuen Palliums für den Papst hat Msgr. Guido Marini an Hand mehrerer Beispiele darüber gesprochen, wie sich Formen und Inhalte in der Liturgie der Kirche entsprechen. Zur Begründung der von den bisher üblichen Pallien abweichenden Gestaltung erklärte Marini: „Das päpstliche Pallium unterscheide sich von denen der übrigen Erzbischöfe, um die anders geartete Jurisdiktion gegenüber den Metropolitan-Erzbischöfen zu betonen.“ Tatsächlich ist das neue Pallium des Papstes nicht nur etwas größer und breiter, es hat auch einen anderen Schnitt, der sich an Vorbilder aus Renaissance und Barock anlehnt, und die darauf eingestickten Kreuze sind rot statt schwarz. Der damit ausgedrückte Unterschied in der Jurisdiktion läßt sich am sinnfälligsten dadurch beschreiben, daß alleine der Papst „geborener“ Träger des Palliums ist – alle anderen bekommen das Pallium vom Papst verliehen, nachdem sie zuvor ebenfalls vom Papst mit der Führung eines Erzbistums betraut worden sind.

Zur Wiedereinführung der Mundkommunion bei den Zelebrationen des Papstes erklärte der Zeremoniar, „dass durch die Mundkommunion die Wahrheit der realen Präsenz Christi in der Eucharistie ins Licht gestellt werde. Dies diene der Andacht der Gläubigen und führe mit größerer Leichtigkeit in den Sinn des Geheimnisses ein.“

Damit erteilt Msgr. Marini, der hier unverkennbar die Meinung des Papstes ausspricht, der in den vergangenen Jahrzehnten auch in der Kirche vielfach eingerissene Geringschätzung sogenannter Äußerlichkeiten eine klare Absage. Man kann nicht zwischen „Äußerlichkeiten“ die angeblich nichts mit der Sache selbst zu tun hätten, und dem „eigentlichen Inhalt“ unterscheiden – zumindest nicht in der Art, daß die Änderungen beim einen keinen Einfluß auf das jeweils andere hätten. Die Kirch weiß das seit langem: „Lex orandi – lex credendi“. Erst die Modernisierer der 60er Jahre glaubten, sich über diese Einsicht der Tradition hinwegsetzen zu können. Inzwischen ist sichtbar geworden, daß Vernachlässigung oder falsche Anpassung der Formen auch zur Beschädigung oder Verfälschung der Inhalte führt; die Irrtümer der Kulturrevolutionäre werden langsam wieder korrigiert.

Die Zeremonien zur Eröffnung des Paulusjahres am vergangenen Samstag und Sonntag, die der Papst gemeinsam mit dem Orthodoxen Patriarchen Bartolomäus von Konstantinopel beging, boten zahlreiches Anschauungsmaterial dafür, wie bewußt, gezielt und konsequent das römische Zeremonial seit neuestem wieder äußere Zeichen einsetzt, um innere Wahrheiten zum Ausdruck zu bringen. Wir kommentieren einige Bilder überwiegend unter diesem Aspekt. Die Inhaber der Rechte für die einzelnen Aufnahmen sind den BIldern zu entnehmen.

Vesper in St. Paul v. d. Mauern

Seit wann gehört zum Ornat des Papstes eine Schleppe, die dazu noch von einem Orthodoxen getragen wird?

Alles eine Sache der Perspektive. Nach einer Begrüßung mit dem Friedenskuss, die leider in der mängelbehafteten Bildregie der Fernsehübertragung unterging, zogen der Papst und der Patriach gemeinsam in die Basilika ein.

Gemeinsam sind der Papst und der Patriarch zur Vesper in St. Paul vor den Mauern eingezogenen, um gemeinsam vor dem Paulusgrab zu beten. Die bürgerliche Höflichkeit hätte dem geehrten Gast den Ehrenplatz zur Rechten gegeben - die Wahrheit spricht ihn Petrus zu. In dem fernseherartig leuchtenden Reliquiar oberhalb der Ausgrabung sind die Ketten des hl. Paulus ausgestellt, die in Rom verehrt werden. Ein Glied dieser Kette hatte der Papst dem Patriarchen bei seinem Besuch in Istanbul zum Geschenk gemacht.

Eine Stufe mehr oder weniger - das ist keine Frage persönlicher Eitelkeiten. Auch die Sitzordnung während des Offiziums läßt keinen Zweifel daran, wem der Primat zukommt. Die großartige Kathedra gehört zur festen Einrichtung von St. Paul vor den Mauern.

Die Fürbitten während der Vesper wurden ausschließlich von Ordensmännern- und -frauen vorgetragen - also von Personen, die diese Fürbitten auch sonst im täglichen Brevier oder Chorgebet beten. Keine Beteiligung von Laien also in einem Umfelt, in dem es von Klerikern und Ordensleuten der verschiedensten Ordnungen geradezu wimmelt.

 

Die zum Abschluß der Vesper auch im neuen Ritus übliche Inzensierung von Altar, Offizianten und Volk wird abweichend vom üblichen Gebrauch hier von zwei Thurifern vorgenommen - für den einen segnet der Papst die Weihrauchkörner, für den anderen der Patriarch. Das Bild zeigt den Augenblick, in dem die Diakone sich verneigen, um anschließend die Stufen hinaufzugehen und den Weihrauch auflegen zu lassen.

Hochamt zur Auflegung der Pallien in St. Peter

Wie bereits am Vortag in St. Paul ziehen Papst und Patriarch gemeinsam ein. Von der Schleppe des Patriarchen ist diesmal nur der Schleppenträger zu sehen. Der Patriarch, der in Istanbul nicht gerade von jubelnden Volksmassen verwöhnt wird, hielt sich angesichs des üblichen Papstjubels zurück und quittierte dann aber den stellenweise auf seiner Seite aufkommenden „Patriarchenjubel“ mit einigen Segnungsgesten und beim Auszug sogar mit einigen Händedrücken.

Der Altar war nach dem inzwischen schon standardmäßigen „benediktinischen“ Arrangement geschmückt: Kreuz mit sechs gleich großen hohen Kerzen, dazu die Episkopalkerze und ausnahmseise auch noch goldschimmernde (Reliquien?)Statuen der hl. Apostel Petrus und Paulus. Kein Mahltisch, kein Gemeindetreffpunkt - ein Altar, wie er nach der Tradition der Kirche für die Feier des hl. Messopfers sein soll.

Hier eine der beiden Statuen aus der Nähe - nach Buch und Schwert der hl. Paulus.

Ab hier wird es spannend: Vor dem Altar in Richtung zum Volk hin sind zwei gleichrangige Thronsessel aufgestellt: Der Papst und der Patriarch stehen gemeinsam der Liturgie des Wortes vor!

Wie bei feierlichen Papstmessen auch nach der neuen Liturgie üblich, wird das Evangelium auch in griechischer Sprache vorgetragen. Wie ganz und gar nicht üblich, amtiert als "griechischer Diakon" ein Orthodoxer Würdenträger aus dem Gefolge des Patriarchen. Er trägt einerseits als ihm zu Recht zustehendes Zeichen seines Diakonsamtes das Orarion (äquivalent zur Diakonsstola, man beachte die Ähnlichkeit zum früheren päpstlichen Pallium). Andererseits trägt er aber weder die lateinische Diakons-Dalmatik noch das entsprechende Gewand der Ostkirchen - seine Einbeziehung in die Liturgie wird als außergewöhnlich, unvollständig, mit Vorbehalt versehen markiert. Rom und Konstantinopel tun das Äußerste, was sie gemeinsam tun können - und das ist nicht wenig.

Nach der Lesung spenden Papst und Patriarch gemeinsam mit dem Evangelienbuch den Segen - ein Zug, den die neue Liturgie aus den Ostriten übernommen hat. Dem Vernehmen nach trägt der Papst hier das griechische und der Patriarch das lateinische Evangelienbuch.

Anschließend ein weiterer Höhepunkt an Gemeinsamkeit: Papst und Patriarch rezitieren gemeinsam und in griechischer Sprache das auch in der katholischen Kirche gültige Niceanische Glaubensbekenntnis, es ist das letzte, das den Kirchen des Ostens und des Westens gemeinsam ist, bevor großenteils höchst weltliche Differenzen dazu führten, das „filioque“ auch dogmatisch zu einem Streitgegenstand zu machen und das Schisma auszulösen. Jenes Schisma, das, wenn es nach Benedikt und Bartholomäus geht, als historisch erledigt gelten kann und baldmöglichst auch formal beendet werden sollte.

Die nach Abschluß des Wortgottesdienstes fällige Verleihung der Pallien an die neuernannten Metropoliten gibt den Anlaß, den Patriarchen aus dem Altarraum zu geleiten und seinen Thronsessel wegzutragen, während der des Papstes in die Mitte des Altarraumes gestellt wird. Von da an nimmt die Messe ihren gewohnten Verlauf.

Hier warten wir noch auf ein besseres Bild. Nach Abschluß des Wortgottedienstes und der Verleihung der Pallien nimmt der Patriarch mit seinem Gefolge von einem am Fuß eines der Vierungspfeiler aufgebauten Thronsitzes aus (links teilweise sichtbar) an der hl. Messe teil. Wie die anderen Würdenträger ist er Mitfeiernder, aber nicht Konzelebrant - die kleine Gruppe der Konzelebranten ist im eigentlichen Altarraum zusammengefasst.

Wie das in Zukunft die Regel sein wird, spendet der hl. Vater die Kommunion nur noch in der Form der Mundkommunion und an Gläubige, die sich zuvor auf einem Betschemel niedergekniet haben.

Wie es heißt, haben der Papst und der Patriarch zum Abschluß der hl. Messe den Versammelten gemeinsam ihren Segen gespendet - sobald wir dazu näheres erfahren und Bilder bekommen, werden wir das hier nachtragen.